Shari Alt, Victoria Schorr
Im Folgenden werden Praxisbeispiele für die einzelnen Teilbereiche eines DPPs aufgezeigt.
6.1 Vorbilder für den digitalen Produktpass
Zu Beginn werden verschiedene Vorbilder für den DPP bzw. produktpassähnliche Ansätze aufgezeigt.
Scan4Chem
Das erste Beispiel hierfür ist Scan4Chem (vgl. Abbildung 5), eine App-Anwendung, mit welcher Barcodes von Produkten gescannt werden können. Die Anwendung gibt nach Scannen Auskunft darüber, ob besonders besorgniserregende Stoffe in einem Produkt enthalten sind und unterstützt somit nicht nur den Verbraucher, sondern auch die Umwelt.
Abb. 5: Screenshot der App Scan4Chem als produktpassähnliche Anwendung
Weitere Beispiele sind Madaster (vgl. Abbildung 6) und myEcoCost.
Madcaster
Bei Madaster handelt es sich um ein Kataster für Materialien und Produkte, mit welchem die bspw. in einem Gebäude verbauten Elemente erfasst werden können. Dadurch wird ein Aufschluss über das gebundene CO2, die Trennbarkeit der Materialien oder auch die Toxizität möglich und somit die Kreislaufwirtschaft unterstützt.
Abb. 6: Screenshot der Madaster-Anwendung als produktpassähnliche Anwendung
myEcoCost
Das Forschungsporjekt myEcoCost hat einen Prototypen entwickelt, welcher über den Barcode eines Produkts die CO2-Emissionen abrufbar macht. Somit kann der Konsument nicht nur die Kosten eines Produkts, sondern auch den CO2-Fußabdruck bei der Kaufentscheidung berücksichtigen .
6.2 Pilotierungsbeispiel
Da jedes Unternehmen mit einem Pilotprojekt beginnt, zeigt Abbildung 7 ein Pilotierungsbeispiel des August-Wilhelm Scheer Instituts gGmbH.
Die Abbildung zeigt beispielhaft wie eine Visualisierung eines DPP in einem Dashboard aussehen kann. Bei dem Pilotprojekt mit einem Automobil-Zulieferer, wurde der verbrauchte CO2 Austoß für einen Motorblock berechnet. Hierbei können in dem Dashboard Informationen über die produzierten Stückzahlen, der Gesamtenergieverbrauch in der dazugehörigen Halle in kWh sowie der durchschnittliche Verbrauch pro Stück und auch die CO2-Emissionen in kg Gesamt pro Hallen und der Durchschnitt pro Stück eingesehen werden. Des Weiteren können sich in Form von Diagrammen die Verbräuche und Emissionen für unterschiedliche Zeiträume, Gesamt und pro Stück ausgegeben werden, welche zur Analyse der Effizienz genutzt werden können. In dem Dashboard, können zudem sofern vorhanden, verschiedene Hallen und Prozessschritte eingesehen und verglichen werden. Dadurch wird die Transparenz der Verbräuche in einem einzigen Tool für die Analysen bereitgestellt.
Abb. 7: Pilotierungsbeispiel des August-Wilhelm Scheer Instituts für digitale Produkte und Prozesse
6.3 User Interface / Dashboard
Welche Informationen von Relevanz sein könnten und wie diese übersichtlich dargestellt werden könnten zeigt das Anwendungsbeispiel für ein Dashboard des DPPs des August-Wilhelm Scheer Instituts gGmbH in Abbildung 7. Je nach Produkt und Fokus des Produktpasses variiert das mögliche User Interface und die darin gezeigten Inhalte.
In Abbildung 7 wurde das Transparenztool der Produktion, welches die Verbräuche visualisiert vorgestellt. Das Dashboard in Abbildung 8 zeigt eine beispielhafte Auswahl der Informationen, welche in einem Digitalen Produktpass enthalten sein können. Hierbei handelt es sich um:
- technische und ggf. auch Materialdaten,
- Nutzungsdaten,
- Daten zur Entsorgung- bzw. Recyclingfähigkeit,
- ID's über die Herstellungsprozessteilnehmer zur Nachverfolgbarkeit und Einbindung weiter DPP's.
Auch kann anhand einer Landkarte dargestellt werden, wie geographisch der Prozess bis zum Endprodukt sich gestaltet hat. Das User Interface für einen DPP, welches für den Endkunden sichtbar ist, beinhaltet jegliche Informationen über den Herstellungsprozess sowie das Produkt.
Abb. 8: mögliche Strukturierung eines Dashboards bzw. User Interfaces anhand der Umsetzung des endgültigen Produktpasses vom August-Wilhelm Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse