Was ist nachhaltige Digitalisierung?
Nachhaltige Digitalisierung besitzt die Zielsetzung, Digitalisierung als Mittel zum Zweck für Nachhaltigkeit einzusetzen.
Das erste Begriffspaar – "nachhaltige Digitalisierung" bezieht sich auf die Nutzung digitaler Technologien in einer Weise, die sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig ist.
Die ökologische Ebene
Die ökologische Ebene umfasst dabei in erster Linie den Umweltverbrauch: Es geht darum, digitale Technologie einzusetzen, die wenig Emissionen bei Herstellung und Nutzung erzeugt, möglichst wenig Energie benötigt und Rohstoffe verwendet, bei deren Abbau ebenfalls Nachhaltigkeitsprinzipien beachtet wurden. Da der Rohstoffabbau häufig den Bau von Minen benötigt, werden insbesondere in Ländern des globalen Südens für diese Minen Wälder gerodet, was in Folge Artensterben, Erosion und Vergiftung des Grundwassers nach sich zieht. Und der Rohstofftransport muss ebenfalls berücksichtigt werden, der ebenfalls einen CO2-Abdruck erzeugt. Alleine für den ökologischen Faktor kann damit gleich als erste Strategie darauf geachtet werden, digitale Endgeräte möglichst lange einzusetzen und wiederaufbereitete Geräte ("refurbished") einzusetzen.
Die soziale Ebene
Die soziale Ebene im Begriffspaar "nachhaltige Digitalisierung" beinhaltet mehrere Ebenen und bringt dadurch etwas mehr Komplexität mit sich. Allgemein lassen sich hier 3 Faktoren unterscheiden, die jeweils mit einem negativen Einfluss digitaler Technologie auf Individuen oder Gruppen zusammenhängen. Diese 3 Faktoren können gut am Lebenszyklus eines digitalen Bauteils oder Endgeräts gezeigt werden.
- Der 1. Faktor ist die Entstehung des Geräts: Der Rohstoffabbau hat durch seine Umweltwirkung auch einen Einfluss auf die Menschen, die mit dem Rohstoffabbau direkt oder indirekt in Kontakt sind. Die Arbeit in den Minen ist häufig lebensgefährlich, teilweise werden Menschen in den Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo gezwungen in den Minen zu arbeiten (moderne Sklaverei) und im Rahmen solcher Verhältnisse haben solche Länder häufig kaum eine Chance, stabile Verhältnisse aufzubauen, um eine lebenswerte, freie und gleichberechtigte Zukunft für die künftigen Generationen zu entwickeln.
- Der 2. Faktor negativer sozialer Auswirkungen ist die Nutzungsphase im Lebenszyklus. Digitale Technologien machen es inzwischen sehr einfach, Menschen zu kontrollieren und zu überwachen. Gleichzeitig grenzt digitale Technologie auch Menschen aus und bedroht Arbeitsplätze. In Europa kaum vorstellbar, aber in den USA häufiger vorzufinden, sind bspw. Unternehmen, die ihre Angestellten überwachen, um auf Basis der Dauer von Toilettenpausen festzustellen, ob eine weibliche Angestellte schwanger ist – um sie in diesem Fall früh kündigen zu können. Das Thema Ausgrenzung verweist auf die "digital Spaltung" ("digital Divide"): Wenn ein Unternehmen bspw. sämtliche Services nur noch digital anbietet oder Filialen schließt, erschwert das älteren Kunden den Kontakt zu dem Unternehmen. Der mögliche Verlust des Arbeitsplatzes von Kundendienstmitarbeitenden durch Automatisierung lässt sich hieran auch zeigen.
- Der dritte Faktor ist die "Entsorgungsphase" im Lebenszyklus. Elektroschrott ist inzwischen ein sehr großes Problem und digitale Endgeräte spielen hier eine zunehmende Rolle. Da es in den Ländern des globalen Nordens bei weitem nicht genügend Einrichtungen für Recycling, Aufbereitung oder Reparatur gibt, wird Elektroschrott häufig illegal in den globalen Süden verschoben. Hier kommen – ähnlich wie bei den Rohstoffen – nicht nur soziale Probleme, sondern auch ökologische Probleme zusammen: Elektroschrott ist eine besonders aggressive Form von Abfall, der vor Ort Luft und Grundwasser vergiftet. Das betrifft dann früher oder später auch die Menschen. Das Zerlegen von kaputten Geräten und der Verkauf von verwertbaren Materialen ist in ostasiatischen Ländern oder afrikanischen Ländern wie Ghana zwar eine Erwerbsmöglichkeit. Es ist aber auch extrem gesundheitsgefährend und verhindert, dass die Kinder, die hier beteiligt sind, die Schule besuchen.
Das bedeutet zusammenfassend, dass im Einsatz digitaler Technologie zwar viele Chancen stecken, gleichzeitig aber beachtet werden muss, wieviel Verantwortung damit verbunden ist. Unternehmen, die diese Probleme ernst nehmen, haben hier die Möglichkeit, einen aktiven Dienst für die Nachhaltigkeit und damit für künftige Generationen des ganzen Planeten zu tun.
Die Potenziale sind hier bspw. Wegstrecken der Logistik durch den Einsatz von digitaler Routenoptimierung zu reduzieren oder Videokonferenzen statt Flugreisen durchzuführen. Die Risiken beim Einsatz digitaler Technologie klangen bereits an.