Die katastrophalste Nachricht zuerst: Die fortschreitende Klimakatastrophe besitzt zahlreiche "Kipp-Punkte" (oft auch mit dem Anglizismus "Tipping Point" bezeichnet). Ab diesen Ereignissen kippen ganze klimabeeinflussende Systeme des Planeten um und die Katastrophe ist durch unsere Maßnahmen nicht mehr aufzuhalten. In einem Hintergrundpapier des Bundesumweltamts wird der Klimaforscher Professor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im Hinblick auf Kipp-Punkte so zitiert: "Das Klimasystem ist kein träges und gutmütiges Faultier, sondern es kann sehr abrupt und heftig reagieren"[1]. Wir sollten also nicht glauben, dass wir dem vermeintlich langsamen Wandel noch etwas zuschauen können, bis wir endlich entscheiden,ihm entgegenzutreten. Wenn das Erdklima erst mal kippt, halten wir diesen Vorgang und seine Folgen nicht mehr auf!

Auswirkungen verschiedener Stufen der Erderwärmung

Bereits eingetreten durch unsere menschliche Lebensweise ist eine 1,1-Grad-Erderwärmung. 1,5 Grad wird wohl trotz der bisher angedachten Maßnahmen unvermeidlich sein. Dabei wird der Meeresspiegel bereits um bis zu 0,75 Meter ansteigen und zunehmende Dürren sowie schwankende Mais- und Weizenernten für weitere, schlimmere Hungersnöte in der Welt sorgen. Bei 2,0 Grad Erderwärmung kann man noch von einem "sicheren Bereich" im Klima sprechen. Aber nur im weit- und im hochgelegenen Inland, denn wenn man in Küstenstädten wohnt, in denen kniehohe Überflutungen normal werden, oder man in einem Häuschen an einem kleinen romantischen Flüsschen wohnt, das durch zunehmende Starkregen regelmäßig Flutkatastrophen verursacht und Mensch und Tier sowie Hab und Gut wegspült, wird man regelmäßig verdammt miese Tage haben.

Bei 4,0 Grad ereignen sich voraussichtlich verschiedene Kipp-Punkte mit weiteren und dramatischen Auswirkungen. Die Übersäuerung und der Anstieg der Meere nehmen zu und die um 30 % zunehmenden Wirbelstürme walzen alles platt und hinterlassen nur noch zerstörte Orte.[2] Ab hier ist dann das ganze System umgekippt und es geht mit der Erderwärmung munter weiter. Wer jetzt noch Reden schwingt, der kann es sich sparen. Norwegische Forscher behaupten gar, dass wir den Tipping Point bereits überschritten haben. Die Berechnungen von Jrgen Randers und Ulrich Goluke von der BI Norwegian Business School haben ergeben, dass es egal ist, ob das (hypothetische) Ziel von null Emissionen schon in diesem Jahr oder Ende des Jahrhunderts erreicht würde, die mittlere Temperatur würde trotzdem noch lange weiter ansteigen.[3] Diese Studien werden wissenschaftlich noch angezweifelt, was uns aber nicht in Sicherheit wiegen sollte.

Ab 5,0 bis 6,0 Grad sorgt der dramatische Rückgang des arktischen Eisschilds für das weitere Katastrophenszenario, an dem dann auch der größte materielle Einsatz nichts mehr retten kann. Ende Gelände! Planet Erde wird sich einmal schütteln und die Natur holt sich alles zurück, was ihr der Mensch genommen hat.

Auswirkungen der Hitze

Wer nun glaubt, dass dies alles nur weit entfernte Zukunftsszenarien sind, sollte sich vor Augen führen, dass 2020 und 2021 bereits die wärmsten Jahre in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen waren, in Deutschland war 2020 das zweitwärmste Jahr.[4] In Italien wurde 2021 zeitweise mit 48,8 Grad die höchste je in Europa gemessene Temperatur erreicht. Und wärmer heißt nicht nur "ab ins Freibad und Spaß haben": "Die Deutschen bekommen die Folgen des Klimawandels immer deutlicher zu spüren – bei der Gesundheit, beim Wetter und in der Wirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Monitoring-Bericht, den das Umweltbundesamt in Zusammenarbeit mit rund 30 Bundes- und Landesbehörden sowie mit Universitäten und Fachverbänden erarbeitet hat".[5] Und weiter heißt es da: "Mehr Todesfälle durch Hitze: Die Folgen wirken sich auf die Gesundheit der Bevölkerung aus. So nimmt bei hohen Temperaturen etwa der Pollenflug zu, was Allergikern und Asthmatikern schadet. Drastischer jedoch ist die Schlussfolgerung der Studie, dass mehr Hitzetage die Sterblichkeitsrate ansteigen lassen: Demnach sind im Jahr 2003 rund 7.500 Menschen mehr gestorben als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wäre. In den Jahren 2006 und 2015 gab es jeweils 6.000 zusätzliche Todesfälle."

 
Hinweis

Hitzetotezahlen steigen

Hitze tötet, so leicht lässt es sich zusammenfassen, die Anzahl der Toten durch Hitzetage steigt kontinuierlich in Korrelation mit dem demografischen Wandel. Wir werden älter und die zunehmenden Hitzetage lassen die Hitzetotenzahlen damit weiter ansteigen.

Der European Green Deal will diese Horrorszenarien noch abwenden und es wird denjenigen, die die Kosten als Gegenargument heranziehen, vorgerechnet, was mangelndes Handeln kosten würde. "Die Kosten des Übergangs sind hoch, sie werden jedoch viel höher sein, wenn wir nicht tätig werden."[6] Die angeführten Zahlen sind in der Tat so horrend hoch, dass jeder Mensch mit voller geistiger Kapazität sich dem volkswirtschaftlichen Nutzen rechtzeitigen Handelns nicht verschließen d...

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