Daniel Schmitz-Remberg, Andreas Streubig
Vielen Unternehmen fällt die Anpassung an mögliche Auswirkungen des Klimawandels noch schwer. Dabei spielen Fragen der Organisations- und Führungskultur eine entscheidende Rolle. Dieser Kapitel zeigt anhand von Beispielen, wie Unternehmen eine Adaptations-Kultur entwickeln können.
5.1 Systemischer Ansatz zur Transformation
"Culture eats strategy for breakfast", sagte schon Peter Drucker. An dieser Stelle soll nun näher untersucht werden, wie die zuvor beschriebenen Herausforderungen tiefgreifende organisatorische Veränderungen nach sich ziehen. Denn trotz der offensichtlichen Notwendigkeit fällt es vielen Unternehmen oft schwer, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Wie so oft braucht es mehr als nur "die beste Idee". Dieser Abschnitt beleuchtet die organisationalen Erfolgsfaktoren für die Anpassung an den Klimawandel und stellt Fallbeispiele erfolgreicher Unternehmen vor.
Um die Transformation zu verstehen, hilft der systemische Ansatz. Dieser betont die Interdependenz aller Teile einer Organisation und die Notwendigkeit, diese Beziehungen bei der Umsetzung von Veränderungen zu berücksichtigen. Echte Veränderung kann nur durch die Herstellung von Anschlussfähigkeit sowie durch das Verständnis der komplexen Wechselwirkungen und Rückkopplungen innerhalb eines Systems erreicht werden.
Die 6 Erfolgsfaktoren von Transformationsinitiativen
Die 6 Erfolgsfaktoren
- klare Vision und Strategie,
- Überwindung von Widerständen,
- effektive Kommunikation und Einbindung,
- starke Führung,
- unterstützende Organisationskultur
- sowie ausreichende Ressourcen und klare Verantwortungsstrukturen
sind entscheidend für den Erfolg von Transformationsinitiativen. Durch die Anwendung bewährter Theorien der Organisationskultur- und Veränderungsforschung können Unternehmen die notwendige Veränderungsbereitschaft unter ihren Mitarbeitenden entwickeln und erfolgreich Anpassungsmaßnahmen umsetzen.
Unternehmen wie BASF, Nestlé, Vonovia, Allianz, Unilever und Pfizer zeigen, dass es möglich ist, sich erfolgreich an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Organisation und Kultur spielten bei dem Wandel eine wichtige Rolle.
Abb 1.: Kulturelle Erfolgsfaktoren bei der Klimawandelanpassung
5.2 Kulturelle Erfolgsfaktoren bei der Klimawandelanpassung
5.2.1 Klare Vision und Strategie
Ohne eine klare Vision und Strategie fehlt es Transformationsinitiativen an Orientierung und Kohärenz. Führungskräfte müssen eine ebenso überzeugende wie inhaltlich stringente Zukunftsvision formulieren, diese effektiv kommunizieren und einen realistischen und damit glaubwürdigen Fahrplan zur Zielerreichung vorlegen. Das ist gerade bei einem so schwer greifbaren Thema wie der Anpassung an den Klimawandel notwendig. Es braucht nachvollziehbare und von der Organisation als "kompatibel" bewertete Geschichten, die den Weg für das Unternehmen anschlussfähig aufzeigen können.
Rudi Wimmer betont in seinen Arbeiten die Bedeutung einer klaren strategischen Ausrichtung und der Kohärenz in Transformationsprozessen: "Strategieentwicklung und Implementierung bedürfen eines kohärenten Bezugsrahmens, um Orientierung und Handlungsfähigkeit in komplexen Veränderungsprozessen zu gewährleisten".
BASF Agriculture Solutions: Verbesserung der Resilienz der landwirtschaftlichen Produkte
BASF, das weltweit größte Chemieunternehmen, hat eine umfassende Strategie zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt, die sich auf die Verbesserung der Resilienz ihrer landwirtschaftlichen Produkte konzentriert. Durch die Entwicklung klimaresistenter Saatgutsorten und innovativer Pflanzenschutzmittel hilft BASF Landwirten, ihre Ernten trotz zunehmender klimatischer Herausforderungen zu sichern. Diese klare Vision und Strategie wurden durch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsprogramme untermauert und wirkungsvoll kommuniziert. Die dadurch für Jeden leicht zu akzeptierende Relevanz des Themas führte zu einer erhöhten Akzeptanz und Motivation bei den Mitarbeitenden.
5.2.2 Widerstand gegen Veränderungen
Es sind vor allem die Mitarbeitenden, die das Herzstück jeder Transformation bilden und deren Erfolg maßgeblich beeinflussen. Denn Veränderungen schaffen neue Realitäten: Vertraute und gar liebgewordene Rollen, Aufgaben und Gewissheiten aus der Vergangenheit werden ersetzt durch neue, schwer einzuschätzende Anforderungen und Spielregeln – an die Organisation als Ganzes wie auch an jeden Mitarbeitenden.
Deshalb darf der Widerstand von Mitarbeitenden, die mit dem Status quo zufrieden sind oder Angst vor dem Unbekannten haben, nicht unterschätzt werden. Dieser Widerstand kann auf allen Ebenen der Organisation auftreten und sich als passive Resistenz, Skepsis oder gar aktive Opposition manifestieren. Da unter dem Stichwort "Klimawandel" bereits zahlreiche Initiativen im Unternehmen laufen, sollte hier sensibel mit neuen Maßnahmen umgegangen sein, um sowohl das Gefühl von Orientierungslosigkeit als auch Überforderung gar nicht erst entstehen zu lassen.
Dirk Baecker hebt die Bedeutung des Umgangs mit Komplexität und Ungewissheit hervor: "Organisationen müssen lernen, mit d...