Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend
Zusammenfassung
Dieser Beitrag ermöglicht Ihnen die Verbesserung der betrieblichen Mobilität Ihres Unternehmens. Ziel ist es dabei aufzuzeigen, wie Sie die Wege Ihrer Beschäftigten zum Arbeitsplatz sowie die anfallenden Dienstfahrten analysieren und welche Maßnahmen Sie für die Verbesserung ergreifen können. Die Handlungsmöglichkeiten für eine veränderte betriebliche Mobilität leisten einen Beitrag zum Klimaschutz und bieten darüber hinaus Vorteile für die Reisekosten und das Gesundheitsmanagement der Beschäftigten des Unternehmens. Die Maßnahmen können unabhängig von der Größe des Unternehmens umgesetzt werden. Für eine bessere Lesbarkeit wird auf die Verwendung von weiblicher und männlicher Form in diesem Beitrag verzichtet.
1 Betriebliche Mobilität im Unternehmen
Die durch ein Unternehmen ausgelöste Mobilität verursacht einerseits umfangreiche Emissionen und ist andererseits ein Kostenfaktor für das Ergebnis des Unternehmens (bzw. von deren dort Beschäftigten). Die Emissionen entstehen dabei einerseits durch die Fahrten der Beschäftigten zur und weg von der Arbeitsstelle und zudem durch die betrieblich veranlassten Dienstfahrten. Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass über 40 % der pro Person zurück gelegten Fahrten berufsbedingt entstehen (Arbeit, dienstlich und Ausbildung). Ähnlich verhält es sich bei der Anzahl der Wege, die pro Person zurückgelegt werden.
Quelle: In Anlehnung an BMVI, Mobilität in Deutschland – MiD Ergebnisbericht (Daten für 2017), 2018, S. 61.
Abb. 1: Verkehr nach Wegezweck (in Personen-Kilometer)
Dabei wird in Deutschland mit rd. 55 % meist das Auto oder ein anderes Verkehrsmittel (z. B. Motorrad) des motorisierten Individualverkehrs (MIV) genutzt. Bei betrieblich veranlassten Dienstfahrten ist der Modal Split noch schlechter, der Anteil des MIV liegt bei rd. 86 %. Damit dominieren bei der beruflichen Mobilität leider die am wenigsten nachhaltigen Verkehrsmittel.
Quelle: In Anlehnung an BMVI, Mobilität in Deutschland – MiD Ergebnisbericht (Daten für 2017), 2018, S. 45.
Abb. 2: Anteil der Verkehrsmittel am Verkehrsaufkommen in Personen-Kilometer
Der Verkehrssektor ist für 18 % (rd. 160 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten) der deutschen Klimagas-Emissionen verantwortlich. Dabei lag das Volumen 2017 nahezu auf dem Niveau von 1990, trotz verbesserter Motoren (aber zunehmender Mobilität). Die meisten Emissionen resultieren mit über 60 % von Straßen-Pkws, gefolgt von 35 % durch Straßen-Lkws.
Jeder Beschäftigte eines Unternehmens kann seinen persönlichen CO2-Fußabdruck durch entsprechende CO2-Rechner wie den des Umweltbundesamt ermitteln (http://uba.klimaktiv-co2-rechner.de letztes Abrufdatum: 28.7.2022). Das Unternehmen selbst kann seinen CO2-Fußabdruck mithilfe eines Energieberaters oder ebenfalls durch entsprechende Online-Angebote wie auf https://klimaktiv.co2ckpit.de (letztes Abrufdatum: 25.8.2022) einschätzen. Die betriebliche Mobilität hat gerade bei kleineren Unternehmen einen hohen Anteil der Gesamtemissionen. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die durch verschiedene Verkehrsträger verursachten Emissionen.
|
Pkw |
Flugzeug Inland |
Eisenbahn, Fernverkehr |
Linienbus |
Straßen-, Stadt- und U-Bahn |
Treibhausgase (in CO2-Äquivalenten) |
147 |
230 |
32 |
80 |
58 |
Kohlenmonoxid |
1,00 |
0,48 |
0,02 |
0,06 |
0,04 |
Stickoxide |
0,43 |
1,01 |
0,04 |
0,32 |
0,05 |
Partikel (ohne Abrieb) |
0,007 |
0,014 |
0,001 |
0,005 |
0,002 |
Tab. 1: Emissionen verschiedener Verkehrsträger in g/Personen-Km
Dabei wird einerseits deutlich, dass es sich aus Klimaschutzgründen lohnt, die mit dem Pkw (und dem Flugzeug) zurückgelegten Wege durch Schienenmobilität, öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder Fahrradmobilität zu ersetzen. Darüber hinaus zeigt die Tabelle, dass die betriebliche Verkehrswende auch deutliche Einsparungen bei Emissionen von Stickoxiden oder Feinstaub-Partikeln bewirken kann.
Für eine nachhaltigere betriebliche Mobilität wird das betriebliche Mobilitätsmanagement genutzt. Dieses zielt darauf ab, nach einer Ausgangsanalyse die Maßnahmen zu identifizieren, die zum Standort des Unterehmens und zu den Mobilitätsbedürfnissen der Beschäftigten passen.
2 Analyse der Ausgangssituation
Die Grundlage für eine nachhaltigere betriebliche Mobilität bildet eine Aufnahme der Ausgangslage. Dabei werden die Arbeitswege, also die Wege von einem nichtberuflich motivierten Aufenthaltspunkt (meist der Wohnstandort der Beschäftigten) zum Arbeitsplatz und zurück sowie die Dienstwege, also die Wege, die während der Berufsausübung anfallen, untersucht. Es lassen sich daraus Analysen der Entfernungen (von, bis, Durchschnitt), der Wohnstandorte (Anzahl Beschäftigte nach Gemeinden bzw. Quartieren), der genutzten Verkehrsarten sowie von Vorschlägen aus der Belegschaft erstellen.
Folgende Tabelle zeigt die durchschnittliche Wegelänge je nach Verkehrsträger.
|
Mittelwert |
Median |
zu Fuß |
1,5 |
1,0 |
Fahrrad |
3,9 |
2,0 |
MIV-Fa... |