Dr. Christian Ante, Dipl.-Verww. (FH) Markus Bührer
Die aktuellen Präferenzen aller Bürger sind den Politikern kaum bekannt bzw. können es kaum sein. Dies liegt am Problem der großen Zahl begründet, weil kein Politiker mit allen Wählern direkt kommunizieren kann. Eine Kommunikation findet neben direkten Kontakten im Einzelfall über Wahlprogramme statt. Selbst wenn Wahlprogramme 1:1 umgesetzt werden würden, besteht hier zusätzlich die Problematik, dass Policies gebündelt formuliert sind. D. h., je konkreter und umfangreicher ein Wahlprogramm gestaltet ist, desto größer dürfte die Wahrscheinlichkeit sein, dass einzelne Maßnahmen enthalten sind, die man als Wähler nicht befürwortet. Somit bleibt nur die Möglichkeit, das "geringste Übel" zu wählen.
Der Politiker selbst weiß zudem nicht, von wem er das Mandat erhalten hat und welche Einzelmaßnahmen seinen Wählern wichtig sind. Somit sind repräsentativ gefasste Entscheidungen immer mit der Unsicherheit behaftet, nicht dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung zu entsprechen.
Allerdings kann das Informationsproblem auch beim Bürger selbst bestehen. Kosten und Nutzen einer Entscheidung können falsch eingeschätzt oder unzureichend berücksichtigt werden. Insbesondere wenn der Nutzen zeitnah und die Kosten erst in ferner Zukunft anfallen, scheint es in der Natur des Menschen zu liegen, den Nutzen hoch und die Kosten niedrig zu bewerten und damit zu einer verzerrten Einschätzung seiner Präferenzen zu kommen. Die Gefährdung unserer Umwelt resultiert daraus, dass umgekehrt die Kosten zeitnah und der Nutzen (ausbleibender Schaden) erst in der Zukunft zum Tragen kommen und damit zu wenig berücksichtigt werden.
Ein großes Problem stellt die indirekte Finanzierung vieler öffentlicher Leistungen über Steuern dar. Wenn der Bürger nicht weiß, was ihn eine öffentliche Leistung tatsächlich kostet, kann er keine seinen wirklichen Präferenzen entsprechende Entscheidung treffen.