Joanna Behrend, Peter Uhlig
Aufgrund der zunehmend sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels steigt sowohl auf regulatorischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene der Druck auf Unternehmen, ihre Aktivitäten klimafreundlicher zu gestalten. Viele Unternehmen nutzen den öffentlichen Fokus, um die Vorzüge ihrer Produkte in diesem Kontext hervorzuheben. Aktuelle Studienergebnisse belegen jedoch, dass klimabezogene Aussagen nach wie vor am wenigsten von Konsument:innen verstanden werden. Diese Erkenntnis sowie eine Mehrzahl jüngster Gerichtsurteile zeigen, dass bei der Nutzung solcher Claims besondere Vorsicht geboten ist.
3.2.1 CO2-Fußabdruck
Der "CO2-Fußabdruck" beschreibt die Gesamtauswirkung aller Treibhausgase auf die Erderwärmung, typischerweise als Kohlendioxidäquivalent (CO2) angegeben, die über einen bestimmten Zeitraum hinweg entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Unternehmen) bzw. über den gesamten Lebenszyklus (Produkt) ausgestoßen werden (von den Rohstoffen und der Herstellung über den Vertrieb bis hin zur Nutzung durch Endverbraucher und zu Wiederherstellung und Entsorgung hinweg).
Empfehlung zur Anwendung |
bedingt |
Dieser Begriff eignet sich bedingt für die Produktkommunikation und bedarf ergänzender Erläuterungen.
Die Verwendung eines CO2-Fußabdrucks wird nur empfohlen, wenn die Produktaussage um eine Einordnung für Endkonsument:innen ergänzt ist (Was sagt dieser Wert aus?). Berechnungsnorm und Bilanzierungsgrenzen sind anzugeben. Vergleichende Aussagen können einen relevanten Informationsmehrwert darstellen, sind jedoch nur zulässig, wenn die Werte im Rahmen der gleichen Lebenszyklusanalyse/Ökobilanz oder auf der Basis der gleichen Kategorieregeln (PCR – Product Category Rules) mit identischen Grundannahmen ermittelt und die Analysen veröffentlicht wurden.
Anwendungsbeispiel
"Dieses Produkt hat gegenüber seinem Vorgänger einen um X % geringeren CO2-Fußabdruck."
Weiterführende Inhalte finden Sie im Sustainable Product Claims 2.0 Leitfaden.
3.2.2 CO2-kompensiert
"CO2-kompensiert" beschreibt die Finanzierung von Projekten zur Minderung von Treibhausgasen (z. B. anerkannte Klimaschutzprojekte), die nicht mit dem betreffenden Produkt in Verbindung stehen. Anders als der Begriff vermuten lässt, beinhaltet er neben CO2 auch alle anderen Treibhausgase. Man spricht an dieser Stelle von CO2-Äquivalenten (kurz: CO2e). Aufgrund der besseren Lesbarkeit und dem breiteren Verständnis, beschränkt man sich auf CO2-kompensiert.
Empfehlung zur Anwendung |
bedingt |
Dieser Begriff eignet sich bedingt für die Produktkommunikation und sollte nur in Verbindung mit einem Nachweis genutzt werden.
Diese Aussage darf nur getroffen werden, wenn sie anhand eines anerkannten Zertifikats (inkl. Verweis zum Nachlesen) belegt werden kann. Im Unterschied zu "klimaneutral" vermittelt die Verwendung von "nachträglich CO2-kompensiert", "klimaneutral gestellt" und "klimakompensiert" mehr Klarheit gegenüber den Endkonsument:innen. Dennoch sollte nur dann damit geworben werden, wenn durch Produkt- und Prozessoptimierungen eine Emissionsreduktion erzielt wurde. Eine Herausforderung besteht darin, dass Kund:innen denken könnten, ein Produkt wäre durch die Kompensation in dessen Umweltwirkung nicht mehr kritisch zu hinterfragen. Es ist genau zu benennen, was klimaneutral gestellt wird, z. B. Produkt, Verpackung, Produktion, Transport.
Anwendungsbeispiel
"Produkt nachträglich CO2-kompensiert/klimaneutral gestellt durch (QR-Code oder URL mit Verweis)"
Weiterführende Inhalte finden Sie im Sustainable Product Claims 2.0 Leitfaden.
3.2.3 Kompensation von Treibhausgasemissionen
"Kompensation von Treibhausgasemissionen" beschreibt die Finanzierung von Projekten zur Minderung von Treibhausgasen in der Atmosphäre (z. B. anerkannte Klimaschutzprojekte), die nicht mit dem Produkt bzw. Produktionsprozess verknüpft sind. Zu diesem Zweck können Zertifikate von qualifizierten Unternehmen erworben werden, welche entsprechende Standards erfüllen. Im ersten Schritt ist die Reduktion von Emissionen durch Prozess- und Produktoptimierung der Kompensation vorzuziehen. Nur unvermeidliche Emissionen sollen kompensiert werden.
Empfehlung zur Anwendung |
nein |
Dieser Begriff wird nicht für die Produktkommunikation empfohlen, wird jedoch in der Unternehmenskommunikation genutzt, um die Klimaaktivitäten auf Unternehmensebene zu beschreiben. Ein ambitioniertes und auf tatsächliche Nachhaltigkeitswirkung ausgelegtes Klimaprogramm sollte die Minimierung von CO2-Emissionen im Fokus haben und lediglich die Emissionen, die nicht reduziert werden können, kompensieren. Auf Produktebene werden die Begriffe klimaneutral (gestellt) und CO2-kompensiert genutzt.
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