Auf der Entwicklungsstufe der "Stakeholder-Orientierung"- beschäftigen sich Unternehmungen damit, welche Themen überhaupt für sie und für ihre Anspruchsgruppen wesentlich sind. Ein Teil dieser Unternehmungen ist sogar seit 2017 nach dem CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz (siehe § 289c Abs. 3 CRS-RUG) dazu verpflichtet, die ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit offenzulegen und zu bewerten (vgl. Bundesanzeiger Verlag, 2017).
Mit der Wesentlichkeitsmatrix steht ihnen ein Analysewerkzeug zur Verfügung, mit dessen Hilfe die Auswirkungen der eigenen Geschäftstätigkeit auf Nachhaltigkeitsthemen identifiziert und die Bedeutung dieser Themen für die Stakeholder ermittelt, dargestellt und kommuniziert werden können.
Abb. 5: Wesentlichkeitsmatrix in der CSR-Kommunikation (Berens, 2019)
Auch die Global Reporting Initiative (GRI) als Herausgeber von internationalen Leitlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung "fordert eine Wesentlichkeitsanalyse als Basis für ein CSR-Reporting. Und das aus gutem Grund: Mit der standardisierten Analyse sollen CSR-Berichte besser vergleichbar und somit die nachhaltige Entwicklung weltweit vorangetrieben werden. Die GRI-Richtlinie gilt aktuell als das weltweit meistgenutzte Regelwerk beim Nachhaltigkeits-Reporting, allerdings fordern auch andere Institutionen den Einsatz der Wesentlichkeitsanalyse" (Berens, 2019).
3.2.1 Aufbau und Inhalte einer Wesentlichkeitsanalyse
Die Wesentlichkeitsanalyse befasst sich mit den folgenden Analysebereichen:
- Umfeldanalyse (externe Analyse)
- Unternehmensanalyse (interne Analyse)
- Analyse der Stakeholder-Erwartungen
Umfeldanalyse (externe Analyse)
Bei der Umfeldanalyse geht es darum, sämtliche externe Faktoren auszuwerten, die nicht oder nur wenig von Unternehmungen beeinflusst werden können. Dazu gehören Trends, Technologien und Themen, die als treibende Kräfte zukünftiger Veränderungen wirken. Diese Einflussfaktoren können in biosphärische, ressourcenspezifische, menschliche, gesellschaftliche, politische, technologische und wirtschaftliche Entwicklungen eingeteilt werden:
- biosphärische Einflussfaktoren: u. a. Klimawandel, schrumpfende Biodiversität, zunehmende Umweltbelastungen
- ressourcenspezifische Einflussfaktoren: u. a. Rohstoffknappheit, Trinkwasserknappheit, zunehmende Waldvernichtung, Ressourcenkonflikte
- menschliche Einflussfaktoren: u. a. Convenience-Orientierung, Salutogenese, Erlebnisorientierung, Spiritualisierung, Quantified Self
- gesellschaftliche Einflussfaktoren: u. a. veränderte Lebens- und Arbeitswelten, Entrepreneurisierung, Regionalisierung, veränderte Ernährungsgewohnheiten, polarisierte Gesellschaften, Ethisierung, ökologische Nachhaltigkeit, Bevölkerungswachstum, Alterung
- politische Einflussfaktoren: Globalisierung und Integration, Herausforderung Sozialsysteme, Ökonomisierung des Staates, erstarkende Wirtschaftsblöcke, Protektionismus
- technologische Einflussfaktoren: u. a. Elektromobilität, Agrar- und Lebensmitteltechnik, Digitalisierung, Informatisierung, Nanotechnologien, Robotisierung, Automatisierung
- wirtschaftliche Einflussfaktoren: u. a. Plattformökonomie, Netzwerkwirtschaft, E-Business, Zunehmende Wettbewerbsintensität, Herausforderung Energieversorgung, steigender Nahrungsmittelbedarf
Die Umfeldanalyse kann aus Sicht des Unternehmens um eine sogenannte System-Map ergänzt werden. Also einer Landkarte des Marktes mit den regulatorischen Rahmenbedingungen und Eintrittsbarrieren, mit seinen primären Kunden (u. a. mit einer Segmentierung der Kunden und ihren Bedarfen), mit den wesentlichen Marktteilnehmern (u. a. Anbieterzahl, ihren Marktanteilen, potenziellen neuen Konkurrenten) und mit den relativen Stärken und Schwächen des Unternehmens zu ihren Haupt-Wettbewerbern.
Unternehmensanalyse (interne Analyse)
Bei der Unternehmensanalyse sind die internen Belange Gegenstand der Analyse. Sie sollen die Stärken und Schwächen, aber auch die Chancen und Risiken des Unternehmens aufzeigen. Die Struktur der Auswertung kann auch hier nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen, je nachdem, wie das Unternehmen aufgebaut ist. Die Unternehmensanalyse kann beispielsweise mittels folgender Methoden und Instrumente umgesetzt werden:
- Analyse des Geschäftsmodell mittels des Business Model Canvas, einer Vorlage für die Entwicklung neuer oder die Dokumentation bestehender Geschäftsmodelle. Das Wirkungsversprechen und das Wertangebot werden dabei in den Mittelpunkt gestellt. Weitere Elemente sind u. a. die Kundensegmente und Kundenbeziehungen, die Distributionskanäle, die Schlüsselaktivitäten und -ressourcen, die Einnahmequellen und Kostenstrukturen.
- Analyse des Produkt-, Leistungs- und Lösungsportfolios mittels der BCG-Matrix: Bei der Boston-Consulting-Group-Matrix werden die Produkte, Leistungen und Lösungen eines Unternehmens in einer Matrix mit den Koordinaten "relativer Marktanteil" und "Marktwachstum" eingeordnet, aus denen dann Normstrategien abgeleitet werden können.
- Analyse des Wertschöpfungsmanagements mittels des Modells der Wertkette: Dabei werden die unte...