Ellen Holder, Britta Sadoun
Viele Unternehmen sind sich bewusst, dass die Berücksichtigung von ESG-Themen (Environmental, Social, Governance, also Umwelt, Soziales, Governance) für das langfristige Bestehen auf dem Markt unerlässlich ist, tun sich aber schwer, Nachhaltigkeit strategisch anzugehen. Die nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen ist kein zeitlich begrenztes Projekt, sondern vielmehr als ein kontinuierlicher Prozess zu verstehen, der Risiken und Chancen birgt. Es gibt keine Blaupausen oder vorgefertigte Lösungen, jedes Unternehmen benötigt einen individuellen Ansatz. Um die hohe Komplexität zu bewältigen und das eigene Unternehmen für einen anhaltenden, langfristigen Erfolg zu positionieren, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich.
Bevor die Bemühungen für die eigene Nachhaltigkeitsstrategie und das Nachhaltigkeitsprogramm intensiviert werden, geht es um die "Sinnfrage": Welchem größeren Zweck dient das Unternehmen? Wie kann Nachhaltigkeit in das eigene Geschäftsmodell integriert werden, um positive Auswirkungen auf die Gesellschaft, den Planeten und die Wirtschaft zu erzielen und negative Auswirkungen zu minimieren?
Nachhaltigkeitsmanagement bedeutet für Organisationen, in 2 Richtungen zu denken:
- die Auswirkungen ihrer Geschäftsaktivitäten zu bewerten auf die Gesellschaft und die Umwelt (Inside-Out-(Aus-)Wirkungen) und umgekehrt,
- wie die Umwelt und die Gesellschaft die Geschäftstätigkeiten beeinflussen (Outside-In-Perspektive).
Das Zusammenspiel der beiden Betrachtungsperspektiven wird als doppelte Wesentlichkeit bezeichnet. Unter diesem Gesichtspunkt müssen auch die Wechselwirkungen zwischen Outside-In-Auswirkungen und Inside-Out-Auswirkungen bewertet werden.
Unternehmen sehen sich zunehmend mit mehreren Stakeholder-Gruppen mit unterschiedlichen Interessen, Erwartungen und Bedenken konfrontiert. Es zeigt sich jedoch ein grundlegender Paradigmenwechsel vieler Stakeholder hin zu mehr Nachhaltigkeit. Unternehmen stehen unter Druck, Themen rund um Nachhaltigkeit zunehmend zu adressieren. Ferner wird der Handlungsdruck durch die wachsenden regulatorischen Nachhaltigkeitsanforderungen verstärkt.
Elemente eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes
- Die zentralen ESG-Metathemen sowie die damit verbundenen Herausforderungen, Risiken und Chancen,
- die Betrachtung des Zwecks, der Wertschöpfung und der Wirkung des Unternehmens, um die Auswirkungen der Geschäftsaktivitäten des Unternehmens auf die Gesellschaft und die Umwelt sowie des Einflusses der ESG-Metathemen auf das eigene Unternehmen,
- die aktive Steuerung des eigenen Nachhaltigkeitsprogramms entlang von 6 Schlüsselbereichen.
Nachhaltigkeit umfasst viele Themen. Deshalb ist ein wichtiges Element eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes die Auseinandersetzung mit den Metathemen. Die Metathemen sind alle Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen, die für ein Unternehmen ein Risiko oder eine Chance darstellen und vom Unternehmen beeinflusst werden oder das Unternehmen beeinflussen, also wesentlich sind.
Definition
Umweltfaktoren: Umweltfaktoren beziehen sich auf Themen und Herausforderungen, um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen sicherzustellen. Sich ändernde kulturelle und rechtliche Standards für ökologische Auswirkungen führen dazu, dass Unternehmen sich zunehmend über ihre Umweltverantwortung bewusst werden müssen und die Auswirkungen des eigenen Geschäftsbetriebs auf die Umwelt prüfen. Hierunter fallen Themenbereiche wie Abfall, natürliche Ressourcen, Energieeinsatz usw., sowie Risiken und Herausforderungen aufgrund von Umweltveränderungen.
Soziale Faktoren: Soziale Faktoren umfassen die Zusammenarbeit des Unternehmens mit seinen verschiedenen internen und externen Interessengruppen sowie die Berücksichtigung von ESG-Faktoren entlang der eigenen Geschäftspraktiken sowie der Lieferkette. Schwerpunkte dieses Bereichs sind u. a. die Einhaltung von Menschenrechten sowie Arbeits-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards. Darüber hinaus müssen sich Unternehmen mit der Nachhaltigkeit der eigenen Produkte und Dienstleistungen auseinandersetzen.
Governance-Faktoren: Governance Faktoren berücksichtigen das Management der unternehmensinternen Regeln, Grundsätze und Kontrollen, um ein Gleichgewicht zwischen den Interessen aller Beteiligten zu gewährleisten und den langfristigen Erfolg zu sichern. Kernelemente sind u. a. die Etablierung interner Kontrollsysteme, die Berücksichtigung von ESG-Risiken, die Ausrichtung der Unternehmensführung anhand ethischer Grundsätze sowie eine transparente Berichterstattung über die eigenen ESG-Faktoren.