Mit einer zeitlichen Verzögerung kippt also der positive Nachhaltigkeitskreislauf, in Folge der beschriebenen Unausgewogenheit, zunächst in den gestörten Nachhaltigkeitskreislauf, um letztlich im negativen Nachhaltigkeitskreislauf zu enden, wenn nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Der negative Nachhaltigkeitskreislauf bedeutet für Volkswirtschaften, eine ökonomische, soziale und zugleich ökologische Krise. Konsequenzen können unter anderem der Verlust von Wohlstand und Lebensqualität, vermehrte Korruption, soziale Unruhen und Ähnliches mehr sein. Für Unternehmen bedeutet der negative Nachhaltigkeitskreislauf meist das Ende des Fortbestands, dies infolge von unüberwindbaren wirtschaftlichen und regulatorischen Problemen.

Abb. 3: Negativer Nachhaltigkeitskreislauf[1]

Aktuell wird in verschiedenen europäischen Ländern darüber diskutiert, wer die Kosten der ökologischen Nachhaltigkeit tragen soll. Über die soziale Nachhaltigkeit wird in diesem Zusammenhang zwar noch verhältnismäßig wenig nachgedacht. Doch für alle Nachhaltigkeitsdimensionen gilt letztlich das Gleiche, denn sie greifen ineinander.

Wer kommt für die Kosten der Nachhaltigkeit auf?

Die konkrete Frage, die diskutiert wird, lautet: "Wer kommt für die Kosten von Nachhaltigkeit auf?" Sind die Kunden nicht bereit, die wahren Kosten nachhaltiger Produkte zu zahlen, oder trachten Unternehmen nicht danach, Nachhaltigkeit kosteneffizient umzusetzen, so wird die Nachhaltigkeit weiter auf sich warten lassen. Unbestritten gilt auch weiterhin der Grundsatz, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Ökonomen und Ökonominnen wissen aber, dass externe Faktoren, wie etwa Präferenzen der Kundschaft, die Nachfragekurve verschieben können. Kunden und Kundinnen wären in dem Fall also bereit, für nachhaltige Produkte einen höheren Preis zu zahlen. Wir kommen also erneut zu dem Schluss, dass Menschen vom Konzept der Nachhaltigkeit überzeugt werden wollen. Breite Involvierung in einen aktiven Diskurs kann dabei helfen. Denn schaffen wir es nicht, Nachfrage über Präferenzen zu erzeugen, werden die Kunden sowie Unternehmen den wahren Preis inklusive Aufschlag für die Beseitigung der entstandenen Schäden letztlich etwa in ihrer Rolle als Steuerzahler begleichen müssen. Negativ fällt die Bilanz dann aus, wenn die Kosten für die Beseitigung der Schäden höher sind als die "wahren" Kosten der Nachhaltigkeit auf Produktebene, wenn also die nachträgliche Intervention höhere Kosten verursacht als die Prävention. Wir können diese höheren Kosten auch als Aufschlag bzw. als eine Art Nachhaltigkeitssteuer bezeichnen. Verheerend wird die Bilanz dann ausfallen, wenn die Schäden so massiv sind, dass sie auch mit hohem Mitteleinsatz nicht mehr beseitigt werden können.

[1] Eigene Darstellung.

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