Es gibt 2 Hauptschwierigkeiten in Konflikten. Zum einen liegt der Fokus häufig darauf: Was trennt uns? In der inneren Landkarte entwickeln sich dann fast automatisch Bilder, dass der Konflikt erst dann gelöst ist, wenn das als trennend erlebte verschwunden ist. Daraus ergeben sich dann viele eher frustrierende Erlebnisse, weil ja trotz aller Anstrengung das Problem immer noch nicht richtig gelöst ist. Der Konfliktpartner wird dann schnell als Bremser erlebt, was wiederum innere Prozesse auslöst, die einen in den Sendemodus und damit schnell in den Schützengraben gehen lassen.
Eine weitere Schwierigkeit, so paradox das klingen mag, ist, dass ein zu schnelles Fokussieren auf Lösungen oft geradezu eine Lösung verhindert. Bevor nach Lösungen gesucht werden kann, muss erst ein System zwischen den Konfliktpartnern implementiert sein, das eine Lösungsfindung ermöglicht. Zwei Ansätze und eine Kurzzusammenstellung einzelner Prinzipien seien im Folgenden dargestellt.
2.3.1 Das Prinzip des größtmöglichen gemeinsamen Nenners
Es handelt sich um ein grundlegend prozesshaftes Vorgehen, das einerseits zu dem "Trick" greift, die Lösungsfindung selbst, von Vereinbarungen zum Prozess der Lösungsfindung zu trennen. Hintergrund ist, dass es oft einfacher ist, sich zunächst darauf zu einigen, wie man überhaupt vorgehen will. Der psychologische Effekt: Der andere wird grundsätzlich erlebt, als jemand, mit dem Einigung an sich möglich ist – eine wichtige Voraussetzung. Zum anderen werden über die vielen kleinen Verhandlungserfolge eine Reihe von Einigungserlebnissen erzielt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, insgesamt eine lösungsorientierte Kooperation zu etablieren. Die Prozessschritte im Einzelnen:
- Finden einer gemeinsamen Basis (Der größtmögliche gemeinsame Nenner. Minimum: Wir haben ein Problem.)
- Beschreibung der Differenzen (Was trennt uns?)
- Aushandeln eines Weges zur Lösung (Fragestellung: Wie können wir die gemeinsame Basis vergrößern? Ergebnis: Beide Parteien erleben: Wir können uns einigen, zumindest über den Weg!)
- Inhaltliches Aushandeln der "Basisvergrößerung"
- Sobald sich Argumente wiederholen: Zusammenfassen und festhalten: "Wie groß ist jetzt unsere gemeinsame Basis?"
- Was trennt uns noch?
- Erneutes Aushandeln: Wie können wir die Basis jetzt noch vergrößern? (Schritt 3)
Diese Schleife (3–7) wird solange durchlaufen bis beide Partner in Schritt 5 die Frage "Ist die gemeinsame Basis jetzt groß genug, dass wir eine verbindliche Vereinbarung für die nächsten Schritte treffen können?" mit JA beantworten!
Der Vorteil bei diesem Vorgehen ist:
- Beide Parteien erleben häufige, kleine Einigungsprozesse.
- Der Fokus liegt auf den Gemeinsamkeiten bei gleichzeitiger Würdigung/Anerkennung der Probleme/Differenzen.
- Die Kooperation wird möglich, bzw. verbessert – auch wenn das Gesamtproblem noch nicht gelöst ist.
2.3.2 Gesamtstruktur
Eingebettet in eine Gesamtstruktur lässt sich der Lösungsprozess als ein Prozess mit 3 Hauptphasen darstellen. Dieser findet sich sowohl in Einzelgesprächen wieder, als auch – hier oft weiter unterteilt – in größeren Moderations- bzw. Mediationsprozessen. Grundsätzlich sollte die Leitfrage sein: Wer braucht was von wem, damit es weitergehen kann?
Phase 1: Einleitung (Richtung geben – Lösungssystem aufbauen)
Ziel dieser Phase ist die Schaffung eines lösungsermöglichenden Systems. Das bedeutet, sowohl die Bereitschaft der Partner zu einer Lösungsfindung sicherzustellen, als auch eine Kultur zwischen den Partnern zu implementieren, die die Weichen in Richtung Kooperation stellt. Konkret bedeutet das, dass die folgenden Elemente, möglichst auch in dieser Reihenfolge, enthalten sein sollten:
- Rahmen (Warum treffen wir uns, Vorgeschichte, grundlegender Ablauf (sehr hohe Flughöhe), Bedanken für Bereitschaft): In Moderationsprozessen kann es hier bereits mehrere Schleifen geben, in denen der Moderator überhaupt klärt, unter welchen Bedingungen die Parteien bereit sind, sich noch einmal zusammenzusetzen.
- Themen (Worum geht es konkret?): Themen nur sammeln, visualisieren, Einigung über Themen.
- Ziele (Was soll erreicht werden?): Die Palette kann von Ideensammlung über Lösung eines Sachproblems bis Umgang mit persönlicher Unverträglichkeit bzw. Unlösbarkeit eines Sachproblems reichen.
Vorgehen (Mit welchen Schritten soll eine Lösung gefunden werden?) Vorschlag: Erst gegenseitiges Landkartenerkunden, Optionen sammeln, Lösungen vereinbaren.
Die Tiefe der Diskussion beim Vorgehen hängt selbstverständlich auch von der Komplexität des Problems ab. Wichtig: Hier noch nicht in inhaltliche Detaildiskussionen abgleiten. Immer wieder deutlich machen: Das Ziel dieses Schrittes ist es, ein Vorgehen zu vereinbaren und nicht, die Lösung zu finden.
Phase 2: Landkarten erkunden (Verstehen)
Ziel dieser Phase ist, ein möglichst gemeinsam getragenes Bild der Gesamtsituation zu entwickeln. Inklusive gemeinsamer Basis und Trennendem. Im Idealfall wird dabei auch auf die hinter den zu...