So wie sich politisch der Begriff Nachhaltigkeit verändert hat, gab es auch in den Unternehmen eine historische Entwicklung. Diese wird im Folgenden anhand der einzelnen Stufen der "Treppe der Nachhaltigkeit" erläutert.
Abb. 3: Treppe der Nachhaltigkeit
Spenden
Bereits seit den 70er Jahren und früher spenden Unternehmen oder engagieren sich in sozialen Projekten. Für was gespendet wird ist vollkommen unternehmensindividuell.
Gesetze
In den 80er Jahren traten die ersten Umweltgesetze in Kraft, die heute laufend weiterentwickelt werden und von den Unternehmen verpflichtend einzuhalten sind.
Umweltmanagement
In den 90er Jahren entwickelten sich die ISO 14001 und EMAS (Eco-Management and Audit Scheme). Hierbei handelt es sich um zwei international anerkannte Leitlinien für Umweltmanagementsysteme. Dabei wird die Umweltleistung des Unternehmens innerhalb der Unternehmensgrenzen beurteilt. Die ISO 14001 ist ein Bestandteil von EMAS. EMAS geht also noch über die ISO-Norm hinaus und ist in Deutschland weit verbreitet. Wesentlicher Unterschied ist, dass bei EMAS eine Umwelterklärung veröffentlicht wird, welche von einem Umweltgutachter oder einer Umweltgutachterin geprüft wurde.
Die Umwelterklärung umfasst folgende Kerninhalte:
- Beschreibung der Organisation sowie deren Tätigkeit, Produkte und Dienstleitungen
- Leitbild
- Bedeutende Umweltaspekte
- Umweltprogramm mit der Beschreibung der Umweltzielsetzung
- Daten über die Umweltleistung bezogen auf die bedeutenden Umweltauswirkungen und die Kernindikatoren
- Benennung der wichtigsten rechtlichen Umweltvorschriften und Nachweis über deren Einhaltung
- Name und Zulassungsnummer des Umweltgutachters bzw. der Umweltgutachterin sowie das Datum der Validierung
Während bei der ISO ein Gutachter das System prüft und die Norm-Konformität bestätigt, wird bei EMAS die Öffentlichkeit über die Umweltleistung des Unternehmens informiert. In der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie wird angestrebt, dass bis 2030 insgesamt 5.000 Organisationsstandorte über ein Umweltmanagementsystem nach EMAS verfügen. Im Jahr 2020 hatten 2.176 Organisationen EMAS im Einsatz.
CSR
CSR ist die Abkürzung für Corporate Social Responsibility. Damit ist die soziale Verantwortung von Unternehmen gemeint.
Der Begriff wurde ab den 2000er Jahren für die ethische Unternehmensführung geprägt. 2010 wurde dafür dann auch ein ISO-Standard, die ISO 26000 veröffentlicht. Sie ist ein Leitfaden für gesellschaftlich verantwortliches Verhalten. Diese ist keine zertifizierbare Norm, sondern vielmehr ein Leitfaden und eine Handlungs- und Orientierungshilfe. Es sind keine konkreten Anforderungen und Werteskalen genannt.
Es werden sieben Grundsätze der gesellschaftlichen Verantwortung genannt:
- Rechenschaftspflicht
- Transparenz
- Ethisches Verhalten
- Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen
- Achtung der Rechtsstaatlichkeit
- Achtung internationaler Verhaltensstandards
- Achtung der Menschenrechte
Ein in Deutschland wenig verbreitetes Management- und Zertifizierungssystem, das die Einhaltung von Mindeststandards im sozialen Bereich fordert, ist die SA8000.
Wesentlichkeit/Lieferkette
Mit zunehmender Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit in Unternehmen wurde klarer, dass ein integrierter Ansatz notwendig ist. Dieser darf sich nicht nur auf das Unternehmen selbst beziehen, sondern muss die gesamte Lieferkette mit einbeziehen, also auch die Lieferanten und die Kunden. Ein ganzheitlicher systemischer Nachhaltigkeitsansatz erfordert die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette in den Dimensionen Soziales, Ökologie und Ökonomie.
In den 2010er Jahren hat sich dann auch der Begriff der Wesentlichkeit (englisch Materiality) geprägt. Ein Unternehmen kann sich nicht mit allen möglichen Bereichen der sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit beschäftigen, sondern nur mit den für sie wesentlichen. Weltweit anerkanntes Regelwerk für diese fokussierte Berichterstattung ist der von der GRI (Global Reporting Initative) entwickelte Standard. GRI ist eine gemeinnützige Multi-Stakeholder Stiftung und wurde 1997 von CERES, einer gemeinnützigen US-amerikanischen Organisation, und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Program, UNEP) in den USA gegründet. GRI hat seinen Hauptsitz inzwischen in Amsterdam, Regionalbüros in Australien, Brasilien, China, Indien und den USA sowie ein weltweites Netzwerk von 30.000 Personen. GRI ist der weltweit am meisten verbreitete Standard für Nachhaltigkeitsberichte, insbesondere bei großen Unternehmen. Für kleinere Unternehmen gibt es den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), der auf Indikatoren von GRI zurückgreift und weniger umfangreich ist.
ESG/CSRD
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) legt die Europäische Kommission erstmals einen einheitlichen Rahmen für die Berichterstattung nicht-finanzieller Daten fest. Die CSRD verankert das Konzept der doppelten Wesentlichkeit (double materiality) und verlangt ausführlichere Informationen zu Nachhaltigkeitszielen und -kennzahlen. In Kapitel 3...