Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg
Zusammenfassung
Nachhaltigkeit ganzheitlich im Unternehmen und der Unternehmenskultur zu verankern, benötigt mehr als die bloße Information an die Geschäftsführung. Es müssen sowohl die Geschäftsführung als auch die internen Kollegen von der zentralen Wichtigkeit der Nachhaltigkeit überzeugt werden.
Hierzu ist es wichtig die Mitarbeitenden in den Transformationsprozess einzubinden und dass die interne Kommunikation über geeignete Kommunikationsmittel, -kanäle und -stile erfolgt. Zudem braucht es eine starke flexible Organisation, die sich auf Veränderung einstellen kann und versteht, dass Nachhaltigkeit gesamtsystemisch implementiert werden muss.
Darüber hinaus bedeutet "Überzeugen" überzeugt sein, überzeugend bleiben und immer wieder neu zu überzeugen sowie ein ständiges Vorleben durch die Führungskräfte.
1 Wie die interne Kommunikation gelingt
Wer für Nachhaltigkeit brennt und auch wer die Zahlen zum Zustand der Natur und Umwelt des Planeten Erde kennt und deren Folgen auf die Lebensumstände der Erdbevölkerung, wird die zentrale Wichtigkeit von Nachhaltigkeit im Unternehmen verteidigen. Viele Menschen allerdings haben zu dem Thema noch keinen Zugang: Das Thema erscheint ihnen zu kompliziert, angesichts von politischen Krisen sekundär wichtig oder sie haben sich einfach noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Umso wichtiger ist es dann, das Thema im Unternehmen zu implementieren. Das allerdings erfordert mehr als bloße Information an die Geschäftsführung. Maßnahmen, die Nachhaltigkeitszahlen einfordern, sind eine Möglichkeit. Aber es geht um mehr. Wer Nachhaltigkeit im Unternehmen etablieren möchte, kommt nicht umhin, die Geschäftsführung und die Mitarbeitenden mitzunehmen, von der Relevanz von Nachhaltigkeit in allen 3 Dimensionen (s. Abbildung 1) zu überzeugen und in notwendige Veränderungen miteinzubinden.
Quelle: eigene Grafik, 2022
Abb. 1: Das Säulenmodell der Nachhaltigkeit, 2022.
Das bedeutet:
- Mitarbeitende einbinden
- Interne Kommunikation sicherstellen
- Eine starke, flexible Organisation entwickeln
- Überzeugen– das heißt immer wieder überzeugt sein, überzeugend sein und überzeugen
2 Mitarbeitende einbinden
Warum Mitarbeitende miteinbeziehen und wen denn? Diese Frage stellen sich viele Führungskräfte, wenn es um das Thema Mitarbeiter-Einbindung geht. Denn zum Einbinden sind viele nur widerwillig bereit. Ergebnisse zu akzeptieren, die möglicherweise anders sind als erwartet und erwünscht, ist für viele Führungskräfte undenkbar. Hinter der Idee, die Entscheidungen könnten dann anders und schlechter sein als von der Führungsperson allein getroffen, steht oft das Gefühl, durch mehr Mitbestimmung die Kontrolle zu verlieren. Aber ganz einfach die Entscheidung selbst könnte ja auch eine falsche sein. Und letztendlich übernimmt die Geschäftsleitung die Verantwortung für die Entwicklung eines Unternehmens.
Einbindung der Mitarbeitenden verändert Unternehmenskultur
Unternehmen, die Mitarbeitende in Entscheidungen einbinden wollen, sollten sich bewusst sein, dass dies oft eine komplette Transformation der Unternehmenskultur nach sich ziehen muss.
Der Preis dafür ist hoch und anfänglich erscheint es vielen beschwerlich. Allerdings braucht jeder Wandel Zeit und dieser ist gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass in einem Unternehmen New Leadership gelebt wird. Dennoch: Einzelne Personen treffen grundsätzlich schnellere und hochwertigere Entscheidungen. Nicht immer macht es Sinn, Mitarbeitende mitentscheiden zu lassen.
2.1 Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren für die Einbindung von Mitarbeitenden
Folgende Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren sollte jeder beachten, der Mitarbeitende bei Entscheidungen miteinbinden möchte:
- Die Einbindung von Mitarbeitenden macht vor allem dann Sinn, wenn es sich um eine komplexe Herausforderung handelt, bei der mehrere Perspektiven erforderlich sind.
- Es eignen sich für die Einbindung von Mitarbeitenden Themen, bei denen bei der Umsetzung eine hohe Abhängigkeit der Führungskraft von den Mitarbeitenden gegeben ist.
- Wenn bei einem Projekt Mitarbeitende eingebunden werden, sollte ausreichend Zeit vorhanden sein, um die Diversität und die individuellen Zugänge zu berücksichtigen.
- Die Mitarbeitenden sollten Fachkompetenz mitbringen – und am besten auch Methodenkompetenz. Fehlt eine der beiden, zieht dies Prozesse in die Länge.
- Die Führungskraft und die Mitarbeitenden sollten ein gutes Verhältnis zueinander haben bzw. eine Unternehmenskultur, bei der sie sich mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Feedbackregeln sollten z. B. auf beiden Seiten beherrscht werden.
- Die Mitarbeitenden sollten den Wunsch nach Beteiligung zusammen mit der Führungskraft haben. Erfolgt die Beteiligung auf einer der Seiten aus reinem Pflichtgefühl, wird das Ergebnis nicht optimal ausfallen.
- In Bezug auf die Lösung sollte es eine starke Überlappung der Ziele von Mitarbeitenden und Führungskraft geben.
- Bei einer Beteiligung an der Entscheidung sollten die Mitarbeitenden untereinander eine nur geringe Konfliktwahrscheinlichkeit haben.
- Die Organisation, vertreten durch die Führungskräfte sollte ein Interesse daran haben, die Selbstständigkeit und das E...