Building Information Modelling im Arbeitsschutz

Building Information Modeling (BIM) ist eine digitale Darstellungs- und Planungsmethode für Bauprojekte und aus den Planungs- und Realisierungsphasen von Gebäuden nicht mehr wegzudenken. Die Bedeutung der Digitalisierung im Arbeitsschutz wächst, trotzdem werden die Potenziale von den am Bau tätigen Gewerken bis heute nur in Ansätzen angewendet. Ein Forschungsprojekt der Bergischen Universität Wuppertal hat die Gründe dafür untersucht.

Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in der Bauwirtschaft und den baunahen Dienstleistungen ist im Jahr 2022 auf 99.380 gesunken. Im Jahr zuvor betrug die Zahl noch 103.525. „2022 ist das erste Jahr, in dem wir in der Bauwirtschaft weniger als 100.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle haben“, kommentierte damals Dirk Müller, alternierender Vorsitzender des Vorstands der BG BAU. „Das ist eine gute Nachricht. Aber das ist trotzdem kein Grund, dass wir uns zurücklehnen. Ganz im Gegenteil: Es bleibt viel zu tun, um den Arbeitsschutz weiter voranzubringen und noch wirksamer zu machen.“

Building Information Model im Arbeitsschutz

Einen großen Beitrag dazu kann das Building Information Modelling (BIM) leisten. Durch die Verwendung von BIM können Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen und andere Projektbeteiligte effizienter zusammenarbeiten, indem sie alle Informationen in einem zentralen Modell teilen. Dies ermöglicht eine bessere Planung, Koordination und Visualisierung während des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks, angefangen von der Planung und Konzeption über die Bauausführung bis hin zum Betrieb und der Wartung. Ein wesentliches Potenzial des BIM wird in der Optimierung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes durch die Zurverfügungstellung vorab definierter sicherheits- und gesundheitsschutzrelevanter Informationen entlang des Lebenszyklus‘ von Bauwerken gesehen. Mit Hilfe dieser Informationen können Präventionsmaßnahmen schneller und effektiver ergriffen werden.

iRooms und weitere Tools

Das BIM wurde zunächst in der Planung von Gebäuden angewandt, wird aber zunehmend auch in der Realisierungsphase von Bauprojekten und im Gebäudebetrieb eingesetzt. Beim Arbeits- und Gesundheitsschutz dagegen wurden die Potenziale in der Baubranche noch längst nicht genügend erkannt, auch wenn es bereits eine Reihe von Tools gibt, die sie Sicherheit auf dem Bau stark verbessern können.
Ein wichtiges Verfahren zur Gefährdungserkennung sind die „iRooms“. Diese digitalen Besprechungsräume mit interaktiven Touchscreen-Displays wurden unter anderem schon beim Bau der Elbphilharmonie eingesetzt. Ein weiteres Instrument des BIM für den Arbeitsschutz ist das „BIM Safety Tool“. Dieses Werkzeug kann Arbeitsschutzrichtlinien automatisiert ablesen und die geforderten Maßnahmen in das Bauwerksinformationsmodell einpflegen. So erkennt es beispielsweise Absturzkanten oder Gefahrenstellen und bewertet diese nach den aktuell geltenden Arbeitsschutzrichtlinien. Das zur Sicherung markierte Gelände wird im Anschluss in ein digitales Modell eingetragen, welches die Planer und Verantwortlichen im Nachgang je nach Bedarf noch weiter anpassen können.

Aktuelle Praxis auf dem Bau

Insgesamt sind lösungs- und anwendungsorientierte Ansätze im Sinne der ausführenden Unternehmen auf der Baustelle sowie im Gebäudebetrieb noch wenig im Einsatz. Dies hat sich seit der Veröffentlichung des Projektberichts „Anwendung der Methode Building Information Modeling und Einsatz der RFID-Technik zur Verbesserung des Arbeitsschutzes in der Bau- und Immobilienwirtschaft“ der Bergischen Universität Wuppertal im Jahr 2018 nicht maßgeblich verändert. Das Projektteam hatte damals Verantwortliche beteiligter Gewerke eines Bauprojekts befragt. Das wichtigste Ergebnis: Die für den Arbeitsschutz relevanten Informationen wurden noch immer weitgehend durch Baustellenbegehungen ermittelt, Probleme betreffend den Arbeitsschutz nahezu allein auf Basis der Erfahrungen und Kompetenzen der Verantwortlichen gelöst.

Praxisnahe Daten fehlen

Großes Interesse zeigten die befragten Gewerke jedoch an gewerkespezifischen digitalen Informationen. Statt großer Datenmengen, welche für alle Unternehmen die gleichen allgemeingültigen Informationen bereithalten, sind für die Unternehmen nur individuelle Information wirklich relevant. Die auf den digitalen Datenträger bereitgestellten Informationen wie die Baubeschreibung und die Ausführungspläne, welche der Bauherr den Betrieben zur Verfügung stelle, wurden zwar von der Mehrheit der Gewerke teilweise genutzt, aber aufgrund ihrer ausufernden Datenmenge nicht genügend analysiert. Wichtige Dokumente zum Arbeits- und Gesundheitsschutz wie der SiGePlan (Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan) wurden teilweise sogar gar nicht erst geöffnet.

Mehrwert von BIM dennoch erkannt

Die beteiligten Gewerke und Beschäftigten auf den besuchten Baustellen konnten auch digital (zum Beispiel per E-Mail) Rückmeldungen zum Stand der Arbeitssicherheit auf der Baustelle abgeben sowie entsprechende Verbesserungsvorschläge an den Bauherren oder die Bauleitung übermitteln. In der Praxis verlief die Kommunikation aber in erster Linie mündlich, entweder telefonisch oder persönlich. Generell war das Thema BIM den wenigsten Befragten besonders geläufig und wurde primär mit 3D-Visualiserung von Bauplanungen gleichgesetzt. Die Informanten erkannten allerdings neben der Bereitstellung von individualisierten und praxisnahen Informationen zum Arbeitsschutz vor allem in den gewerkespezifischen Positionserkennungen von Bauteilen auf der Baustelle einen besonderen Mehrwert durch die Anwendung von BIM-Tools.


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