PwC-Studie: Digitalisierung am Bau – Ernüchterung bei BIM

Die Nutzung digitaler Lösungen bietet Potenzial beim Bauen – doch die Bedeutung hat abgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von PwC Deutschland. Auch beim Building Information Modelling (BIM) folgt auf den Hype die Ernüchterung.

Bei der Einführung digitaler Technologien stockt es in der Baubranche, wie eine Umfrage unter 100 Unternehmen, Planern und Projektsteuerern im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland zeigt, die im Februar 2024 veröffentlicht wurde. Beim Thema Nachhaltigkeit geht es wiederum voran: ESG-Standards werden umgesetzt.

Boom in der Bauindustrie ist vorbei

"Die Unternehmen der Branche müssen viele Krisen gleichzeitig bewältigen: Kostendruck, Nachfrageprobleme, Projektstopps und Fachkräftemangel sind nur einige Probleme, mit denen die Baufirmen aktuell zu kämpfen haben", sagt Rebekka Berbner, Partnerin bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure.

Insbesondere die Volatilität der Preise mache den Unternehmen zu schaffen. 86 Prozent der im Herbst 2023 Befragten klagen darüber. Auch der zunehmende Kostendruck belastet viele Baufirmen (83 Prozent). Zudem sind immer mehr Bauunternehmen – vornehmlich Planer und Projektsteuerer – von Auftragsrückgängen betroffen: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) klagen darüber (Vorjahr: 55 Prozent).

Rund zwei Drittel der Umfrageteilnehmer rechnen damit, dass sie mittelfristig neue Geschäftsfelder entwickeln werden. Jedes zweite geht laut PwC von einer Neuausrichtung des Unternehmens aus.

Digitalisierung der Baubranche: BIM verliert an Bedeutung

Im Bereich Digitalisierung macht sich laut Studie bei den Bauunternehmen eine gewisse Ernüchterung breit. Zwar ist knapp die Hälfte (45 Prozent) der Befragten der Meinung, dass der Digitalisierungsgrad in der deutschen Bauindustrie hoch ist – das sind allerdings drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Beim Einsatz digitaler Lösungen wie Laserscanning oder Virtual Reality sehen zwei Drittel der Unternehmen Nachholbedarf.

"In Sachen Digitalisierung ist es der Branche in den vergangenen Jahren kaum gelungen, Fortschritte zu machen. Der Digitalisierungsboom scheint vorbei, bevor er richtig Fahrt aufnehmen konnte", so Berbner – obwohl die Unternehmen das Potenzial erkennen, das digitale Lösungen bieten.

Digitalen Lösungen für Simulation und Visualisierung bescheinigen nur noch 72 Prozent und Building Information Modelling (BIM) nur noch 63 Prozent der Baufirmen große Relevanz. Das sind jeweils 16 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Auch stufen die Befragten ihre Fähigkeiten im Umgang mit innovativen Technologien schwächer ein, vor allem in den Bereichen Cloud-Technologien und Plattformen sowie im Echtzeit-Reporting.

Nutzung digitaler Lösungen: Es fehlt am Know-how

"Der Hype um die Digitalisierung ebbt ab. Stattdessen setzt eine gewisse Ernüchterung ein", so die Einschätzung von Christian Elsholz, Partner bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure. Ein Problem ist aus seiner Sicht, dass es an Anreizen und Forderungen fehlt, etwa durch die Auftraggeber. Laut Studie werden digitale Lösungen im Rahmen von Vergaben noch zu selten erwartet: Genau wie im Vorjahr geben rund drei Viertel (76 Prozent) der Befragten an, dass digitale Lösungen nur teilweise oder wenig gefordert werden.

Die größte Hürde für die Nutzung digitaler Lösungen liegt den Experten zufolge jedoch im fachlichen Know-how und dem Fachkräftemangel. Das sagen 85 Prozent der Befragten (Vorjahr: 91 Prozent). Trotzdem ist der effektive Einsatz digitaler Technologien aus Sicht von Elsholz eine große Chance, die eine ganzheitliche Transformation der Unternehmen erfordert, aber letztlich alternativlos ist: "Ohne konsequente Digitalisierung tritt die Branche auf der Stelle und riskiert, auch im internationalen Vergleich den Anschluss zu verlieren."

Nachhaltigkeit beim Bauen: Fortschritte bei ESG

Fortschritte meldet die Branche in der Umfrage beim Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit: 70 Prozent der Unternehmen gaben an, allgemeine oder projektspezifische Nachhaltigkeitsstandards etabliert zu haben – das ist ein Plus von neun Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr und laut Elsholz "ein wichtiger Meilenstein".

Der wichtigste Treiber für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards sind die gesetzlichen Vorgaben. Das sagen zwei Drittel der Bauunternehmen und Planer. Knapp die Hälfte (46 Prozent) der befragten Unternehmen setzt Nachhaltigkeitsstandards um, weil Auftraggeber oder Kunden das fordern. Bei der konsequenten Anwendung der Nachhaltigkeitsstandards gibt es noch Luft nach oben: Nur ein Drittel der Unternehmen setzt die ESG-Standards vollumfänglich um – plus elf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

PwC-Studie "Die Bauindustrie in Krisenzeiten: Fortschritte bei ESG, Stillstand bei der Digitalisierung"


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