Immobilienwirtschaft: KI im Fokus, aber kaum digitale Reife

Auf einer Skala von eins bis zehn liegt der Digitalisierungsgrad der Immobilienwirtschaft laut einer Studie aktuell bei vier Punkten – das sind 0,6 Punkte weniger als vor einem Jahr. Die Branche ist skeptisch. Gleichzeitig wird der Nutzen von KI als hoch bis sehr hoch eingeschätzt.

Im Digital Real Estate Index, der von der Beratungsfirma Pom + Consulting jährlich erhoben wird, fällt die Einschätzung der digitalen Reife in der Bau- und Immobilienwirtschaft in diesem Jahr kritischer aus als im Vorjahr.

Auf einer Skala von eins bis zehn liegt der Digitalisierungsgrad aktuell bei vier Punkten – das ist ein Rückgang von 0,6 Punkten gegenüber der Studie 2024. Besonders betroffen sind Planer und Bauunternehmer (minus 1,1 Punkte) sowie Eigentümer und Investoren (minus 0,6 Punkte). Gleichzeitig rückt Künstliche Intelligenz (KI) erstmals als eine der nützlichsten Technologien in den Fokus.

Digitalisierung: Jedes fünfte Unternehmen investiert weniger

Der Rückgang bei der digitalen Reife erstreckt sich der Studie zufolge über Unternehmen aller Größen. Besonders ausgeprägt (minus 1,1 Punkte) ist er bei Kleinstunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern, auch Großunternehmen (ab 250 Mitarbeiter) verzeichnen mit minus 0,7 Punkten eine spürbare Abnahme, während mittelgroße Firmen (50 bis 250 Beschäftigte) mit minus 0,3 Punkten stabil bleiben.

Damit setzt sich der Trend fort, dass mittelgroße Firmen die Digitalisierung am stärksten vorantreiben. Der Rückgang macht sich auch bei den Investitionen bemerkbar: Jedes fünfte Unternehmen investiert weniger als ein Prozent des Umsatzes in die digitale Transformation. Der Anteil der Firmen, die mehr als fünf Prozent aufwenden, nimmt seit zwei Jahren kontinuierlich ab.

Datenqualität und Investitionskosten als Hürden

Von den 172 befragten Fach- und Führungskräften nehmen den Studienautoren zufolge immer mehr eine Stagnation oder einen Rückschritt wahr. Während bei der Umfrage 2024 noch eine Mehrheit der Befragten von Fortschritten ausging, sieht 2025 bereits mehr als ein Drittel die Digitalisierung auf der Stelle treten. Besonders Technologieanbieter zeigen sich ernüchtert: Während im vergangenen Jahr 80 Prozent eine Zunahme beobachteten, sind es jetzt nur noch 29 Prozent – 71 Prozent erkennen eine Stagnation.

Als Hemmnisse werden hohe Integrationshürden, mangelnde Datenqualität und Investitionskosten als zentrale Herausforderungen der Digitalisierung bezeichnet. Auch fehlendes Change Management bremst die Adaption neuer Technologien aus. Trotz dieser Hürden gewinnt die vernetzte Gebäudetechnik zunehmend an Bedeutung. Gemeinsam mit nachhaltigen Energiemanagementlösungen, KI-gesteuerten Analysen und prädiktiver Wartung wird ihr das größte Entwicklungspotenzial zugesprochen.

KI: Nur von 16 Prozent der Unternehmen eingesetzt

Erstmals zeigt sich in der Umfrage eine deutliche Verschiebung in der Einschätzung digitaler Technologien. Künstliche Intelligenz und Machine Learning werden zunehmend als wertvolle Werkzeuge wahrgenommen, auch wenn der Einsatz in der Praxis noch begrenzt bleibt. 75 Prozent der Unternehmen schätzen den Nutzen von KI als hoch oder sehr hoch ein – doch nur 16 Prozent setzen die Technologie aktiv ein. Allerdings befindet sich KI bei vielen Akteuren (30 Prozent) bereits in der Aufbauphase.

Zu den besonders prägenden digitalen Technologien der vergangenen Jahre gehört Platforms & Portals und Building Information Modeling (BIM). Im vergangenen Jahr wurden außerdem Sensors & Actuators sowie Data Analytics deutlich öfter genutzt.

Digital Real Estate Index (DRE-i): Methodik

Die Umfrage fand vom 17.12.2024 bis zum 20.1.2025 online statt. Die Studienergebnisse basieren auf 172 ausgewerteten Fragebögen von Führungs- und Fachkräften der Bau- und Immobilienwirtschaft. Die Mehrheit (88 Prozent) der Studienteilnehmer ist aus der Schweiz, acht Prozent sind aus Deutschland und vier Prozent aus anderen Ländern – die meisten Unternehmen (72 Prozent) sind privat und davon betreffen 42 Prozent Eigentümer und Investoren, vor Planern und Bauunternehmen (20 Prozent).

Der DRE-i misst, in welchem Ausmaß sich Immobilienunternehmen mit der Digitalisierung auseinandersetzen und wie weit sie diese bereits umgesetzt haben. Er wird auf der Basis von 25 Indikatoren in den Clustern Strategie, Organisation & Prozesse, Kunden, Produkte & IT-Infrastruktur sowie dem Technologieeinsatz als zusätzlichem Cluster berechnet und basiert auf der Einschätzung dieser Indikatoren durch die Befragten für das eigene Unternehmen. Die Gewichtung der Indikatoren wurde mit einer adaptierten Präferenzanalyse durch Experten der Pom + Consulting AG festgelegt.

Zum Digital Real Estate Index 2025 (PDF)

  

Das könnte Sie auch interessieren:

Digitalisierung beim Bauen – der BIM-Lack ist ab

Neue Wohnbaustatistik scheitert an Digitalisierung

CREM-Studie: Digitalisierung und KI sind die große Hoffnung

Künstliche Intelligenz: Was Immobilienunternehmen brauchen


Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Immobilienwirtschaft