CREM-Studie: Digitalisierung und KI sind die große Hoffnung

Unternehmen setzen bei ihren Immobilien auf Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI). Aber es gibt noch viel Aufklärungsbedarf. Wohin der Weg geht, zeigt die Trendstudie "Corporate Real Estate Management 2024".

Die Digitalisierung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) bergen für Unternehmensimmobilien großes Potenzial, sorgen für mehr Transparenz und werden zukünftig stärker im Mittelpunkt stehen. Bei der Benutzerfreundlichkeit, dem Kosten-Nutzen-Verhältnis und den Fähigkeiten der Anwender gibt es jedoch erheblichen Verbesserungsbedarf. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie "Corporate Real Estate Management 2024" des Beratungsunternehmens Drees & Sommer.

Die Studie soll Erklärungsansätze zu den Fragen liefern, ob sich der Trend zur Eigentümerfunktion durch zentral organisierte Corporate Real Estate Management-Einheiten (CREM) fortsetzt, welche Veränderungen es bei der Vergabe von Property-Management-Mandaten gibt, warum sich die Betreiberrisiken in der Wahrnehmung der Immobilienverantwortlichen verringert haben und warum es bei ESG und Nachhaltigkeit noch Optimierungspotenzial gibt.

Eigentümervertretung und zentrale Organisation

Knapp Dreiviertel der Umfrageteilnehmer handeln als Eigentümervertreter. Sie übernehmen die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus von Unternehmensimmobilien und sind strategische Partner rund um Standorte, Produktion und Arbeitsplätze. Der Trend, dass sich die Verantwortlichen zunehmend zu ganzheitlichen und verlässlichen Experten bei ESG-, Nachhaltigkeits- oder Digitalisierungsaspekten entwickeln, hält damit laut Drees & Sommer weiter an.

Eine Konstante bleibt auch die Tendenz zum zentralen Immobilienmanagement. 65 Prozent der Befragten gaben an, zentral organisiert tätig zu sein – ein Prozent mehr als im Vorjahr (2023: 64 Prozent und 2022: 54 Prozent). Thomas Häusser, Partner bei Drees & Sommer, beobachtet diese Entwicklung seit Jahren: "Unternehmen mit einer professionellen, zentralen CREM-Einheit zeigen unserer Erfahrung nach deutlich die Vorteile dieser Organisation: Sie entwickeln effizientere Lösungen für aktuelle Herausforderungen und setzen diese schneller und erfolgreich um.“ Der Nutzen kommt beispielsweise im transparenten Umgang mit Kosten oder der Implementierung von ESG- und Nachhaltigkeitsaspekten zum Tragen.

Facility Management zunehmend überregional vergeben

Bei Facility Management-Mandaten bestätigt sich in der aktuellen Umfrage der Trend zur Vergabe an überregionale und stark vernetzte Anbieter mit einem breiten Spektrum an Leistungen. Kleinteilige Vergaben werden immer seltener – unter anderem, um den Aufwand und die Kosten zu minimieren und Prozesse zu verschlanken, heißt es in der Studie.

"Es gibt jedoch Situationen, in denen es sinnvoll ist, bestimmte Leistungen einzeln zu vergeben. Zum Beispiel kann das bei Gewährleistungsthemen der Fall sein, die im Zusammenhang mit der Errichtung von Anlagen oder spezialisierten Produktionsanlagen auftreten können", ordnet Bernd Fisel, Associate Partner bei Drees & Sommer, ein.

Potenzial von KI und Digitalisierung

Mehr als Zweidrittel der Profis sind der Meinung, dass Aspekte wie Nachhaltigkeit, Wellbeing, Mobilität und Digitalisierung noch nicht ausreichend in der eigenen Immobilienstrategie verankert sind. Neuen Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) sprechen die Befragten großes Potenzial zu.

Fast alle (93 Prozent) Umfrageteilnehmer sind überzeugt, dass die Digitalisierung im Corporate Real Estate Management wichtiger werden wird. Die drei größten Mehrwerte liegen demnach in der Optimierung von Prozessen (82 Prozent Zustimmung), der Effizienzsteigerung oder Kostensenkung im Betrieb (74 Prozent) und der Erhöhung der Transparenz durch digitale Dokumente (69 Prozent).

Gebäudetechnologie: Kritik an digitalen Tools

Die Immobilienverantwortlichen äußerten auch eine kritische Perspektive: Viele der Potenziale werden nicht ausgereizt oder Tools erfüllen die Erwartungen nicht. Mehr als 80 Prozent der Befragten sind mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Implementierung neuer Gebäudetechnologien unzufrieden.

Zu den größten Herausforderungen gehören die fehlende Standardisierung der Tools (63 Prozent), fehlende Kompetenzen der Mitarbeitenden (58 Prozent) und die hohen Investitionskosten (56 Prozent).  Um die Akzeptanz neuer Technologien zu verbessern, fordern die Befragten mehr Benutzerfreundlichkeit und mehr Transparenz zu den Vorteilen bestimmter Systeme und Tools.

"Moderne Technologien und digitale Tools wie CAFM-Systeme oder Portfoliomanagement-Tools ermöglichen tiefere Einblicke in Prozesse und liefern aktuelles, präzises und anhaltendes Wissen", so Drees & Sommer-Partner Häusser.

Weniger Betreiberrisiken, mehr ESG-Strategien

Spürbar verringert haben sich der Studie zufolge in den vergangenen beiden Jahren die Betreiberrisiken. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie keine nicht-lösbaren Betreiberrisiken haben. Nur neun Prozent bestätigen solche Probleme – das ist ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr (19 Prozent). Gründe für diese Entwicklungen sieht Experte Fisel in besseren Strukturen, transparenteren Reportings und einer klareren Delegation.

Deutliche Fortschritte zeigen sich bei der Umsetzung von ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien: Die sind immer mehr ganzheitlich in der Unternehmensstrategie verankert und werden stärker im Management von Immobilien implementiert. Nur noch 22 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, ESG und die damit verbundenen Auflagen für ihr Unternehmen nicht oder nur teilweise zu kennen. 2023 war es noch ein knappes Drittel und 2022 rund die Hälfte.

ESG-Optimierungen: Investitionen eher konservativ

Auch die Anzahl der Unternehmen mit einer klar definierten ESG-Strategie hat sich vergrößert. Ein knappes Viertel – rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr – verfügen im CREM-Bereich über eine ESG-Strategie, die mit der Unternehmensstrategie kohärent ist.

Was Investitionen in ESG-Optimierungen angeht, sind viele Betriebe konservativ. Nur ein Drittel gesteht ESG-relevanten Maßnahmen bei der Capex-Planung eine höhere Relevanz zu, ein Zehntel gewichtet sie gar nicht. Dabei gibt es Gründe für einen höheren Stellenwert. "Mittelfristig gesehen verschenken Unternehmen Geld, wenn sie ESG-Maßnahmen weiterhin so niedrig in der Capex-Planung gewichten", so Häusser abschließend. Nicht nur der gesellschaftliche und politische Druck auf Unternehmen, sich an Nachhaltigkeitsaspekten zu orientieren, steige – damit einher gehe auch ein Wertverlust der Immobilien, die Fungibilität sinke und die Vermietbarkeit verschlechtere sich.

Trendstudie "Corporate Real Estate Management 2024"

273 Immobilienverantwortliche aus verschiedenen Unternehmen und Branchen – darunter Vertreter aus Industrie, Immobilienwirtschaft, Finanz- und Versicherungssektor – nahmen im Februar 2024 an der Online-Umfrage zu Herausforderungen und Trendthemen im Immobilienmanagement teil. Sie kommen überwiegend aus dem DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) und bilden ein diverses Spektrum bei Unternehmensgröße und Umfang des Immobilienportfolios ab.

Trendstudie "Corporate Real Estate Management 2024"


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