EZB macht Zinspause – für Baukredite ändert sich nichts

Die Europäische Zentralbank (EZB) geht ohne Zinssenkung in die Sommerpause – der Leitzins im Euroraum bleibt vorerst bei 4,25 Prozent. Kreditgeber haben die Juli-Entscheidung bereits eingepreist. Experten erwarten für Mitte September eine weitere Lockerung.

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat keinen klaren Hinweis auf den Zeitpunkt der nächsten Zinssenkung gegeben. Die künftigen Zinsentscheidungen seien weiter abhängig von der Entwicklung der Konjunkturdaten, sagte sie am 18. Juli im Anschluss der Ratssitzung zur Zinsentscheidung in Frankfurt am Main.

Der Leitzins, zu dem sich Kreditinstitute frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, bleibt also zunächst bei 4,25 Prozent. Den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Banken für geparkte Gelder erhalten, liegt weiterhin bei 3,75 Prozent. Im Juni 2024 wurden die Leitzinsen erstmals seit September 2019 gesenkt, nachdem sich die Inflation tendenziell abgeschwächt hatte. Die Inflation war auf 2,5 Prozent gesunken und damit wieder näher an das von der EZB angestrebte Inflationsziel von mittelfristig zwei Prozent herangekommen.

Die EZB-Geldpolitik: eine Chronologie

Am 21.7.2022 hatte der EZB-Rat erstmals nach elf Jahren die Zinsen im Euroraum angehoben: von null auf 0,5 Prozent. Die zweite Erhöhung folgte am 8.9.2022 um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Am 27.10.2022 wurde die dritte Zinserhöhung von 1,25 auf zwei Prozent (erneut 0,75 Prozentpunkte) verkündet. Die vierte Zinsanhebung (21.12.2022) lag bei plus 0,5 Punkten auf 2,5 Prozent. Am 8.2.2023 folgte eine Steigerung auf drei Prozent und am 16.3.2023 auf 3,5 Prozent. Die siebte Leitzinserhöhung (4.5.2023) endete bei 3,75 Prozent. Am 15.6.2023 stieg der Leitzins um 0,25 Punkte auf vier Prozent, am 27.7.2023 kam die neunte Erhöhung (plus 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent).

Nach der zehnten Zinserhöhung in Folge am 14.9.2023 pausierte der Leitzins ab dem 26.10.2023 bei 4,5 Prozent. Bei der Notenbanksitzung am 14.12.2023 blieb es zum zweiten Mal bei 4,5 Prozent. Am 25.1.2024 hielt die Notenbank den Zins zum dritten Mal bei 4,5 Prozent, ebenso wie am 7.3.2024 und am 11.4.2024 erneut.

Lange erhofft und erwartet: Am 6.6.2024 kam die Zinswende. Wie viele Zinssenkungen noch folgen werden, ist derzeit jedoch schwer abzusehen. Vertreter der Notenbank hatten zuletzt darauf verwiesen, dass die Entscheidungen von der Entwicklung der wirtschaftlichen Daten abhängen. Aus einer ersten Zinssenkung könne man keine "Art Autopilot" ableiten, bei dem gleich die nächste Zinssenkung folgen müsse, betonte unlängst Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der als Mitglied des EZB-Rates mit über die Geldpolitik im Euroraum entscheidet.

Die Notenbank sei auf keinen bestimmten Zinspfad festgelegt, sagte Lagarde nach der Ratssitzung am 18.72024, der letzten vor der diesjährigen Sommerpause. Experten rechnen mit der nächsten Zinssenkung am 12.9.2024. Dann ist die nächste Entscheidung fällig.


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Schlagworte zum Thema:  Zinsen, Immobilienkredit