Bauzinsen bleiben erst mal hoch: So geht es weiter

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat weitere Leitzinssenkungen für 2025 angekündigt - die erste Sitzung im neuen Jahr findet am 30. Januar statt. Experten erklären, was das mit den Bauzinsen macht. Der Ausblick ist eher verhalten.

"Kurzfristig bleiben die Bauzinsen wohl weitestgehend unverändert, mittelfristig sind – abhängig vom wirtschaftlichen Trend – leichte Schwankungen möglich", heißt es bei Baufi24. Für das laufende Jahr erwartet der Kreditvermittler aufgrund der aktuellen Entwicklungen und vor der nächsten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 30. Januar Bauzinsen in einem Korridor zwischen drei und 3,5 Prozent.

EZB: Drei bis fünf Zinssenkungen 2025?

EZB-Chefin Christine Lagarde sprach sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz) deutlich für weitere Zinssenkungen im laufenden Jahr aus. Dabei habe sie eine Zielspanne von 1,75 bis 2,25 Prozent in Aussicht gestellt. Aktuell liegt der Einlagezins der EZB bei drei Prozent. Entscheidungen über den weiteren Zinspfad sollen weiterhin in Abhängigkeit der Datenlage getroffen werden; Lagarde sieht sich bei der Erreichung der Inflationsziele jedoch auf einem guten Weg. Dieser Ausblick entspräche drei bis fünf Zinssenkungen im Jahr 2025.

Baufi24-Geschäftsführer Oliver Kohnen schreibt in seinem Zinskommentar: "Der Ausblick für die Bauzinsen ist entgegen den Zinssenkungsphantasien der EZB derzeit verhalten." Zuletzt hätten Bauherren für Hypothekenkredite wieder tiefer in die Tasche greifen müssen. Für Darlehen mit zehnjähriger Laufzeit mussten 2,70 Prozent Zinsen pro Jahr gezahlt werden. Zum Vergleich: Beim bisher letzten Tief Dezember 2024 waren es 2,4 Prozent.

Für Darlehen mit 15 Jahren Laufzeit lag der Zins bei 2,95 Prozent (Dezember 2024: 2,7 Prozent). "Grund dafür sind steigende Renditen an den Anleihemärkten, an denen sich die Bauzinsen orientieren", erklärt Kohnen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe habe zuletzt bei 2,6 Prozent gelegen, Mitte Dezember 2024 teils noch bei 2,15 Prozent.

Ein Unsicherheitsfaktor für das laufende Jahr besteht dem Baufi24-Experten zufolge unter anderem in den Aussichten in den USA. Beobachter befürchten demnach, dass die Aktivitäten und Programme der Trump-Regierung möglicherweise ein Wiederanziehen der Inflation nach sich ziehen könnten. Aus diesem Grund dürfte auch die US-amerikanische Notenbank Fed in ihrem Zinssenkungszyklus "auf Sicht fahren".

Zinspolitik: Treiber von Immobilienpreisen

Ein Wohnungsmarktreport der Lübke Kelber AG hat untersucht, wie sich die Zinsentwicklung auf die Kaufpreise auswirkt. Die von der US-Notenbank im September 2024 eingeleitete Zinssenkung habe hier einen wichtigen Impuls gesetzt, während die EZB-Leitzinssenkungen die Baufinanzierungen beeinflusst hätten, die sich in den vergangenen Monaten zwischen drei Prozent und 3,5 Prozent einpendelten. "Es wird erwartet, dass die Zinsen auch im kommenden Jahr weiter sinken, was die Nachfrage der Investoren stützen sollte", meint Mark Holz, Head of Research von Lübke Kelber.

Holz weist darauf hin, dass die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) einen Einlagezinssatz von 1,75 Prozent bis Ende 2025 prognostiziert hat. Gleichzeitig stünden mit dem Amtsantritt Trumps, den geopolitischen Anspannungen, sowie den anstehenden Neuwahlen in Deutschland zahlreiche Unsicherheiten im Raum, die das Investitionsumfeld in der Immobilienwirtschaft beeinflussen könnten.

Immobilienkauf: Bedingungen günstig

Florian Pfaffinger, Mitglied des Expertenrats des Finanzdienstleisters Dr. Klein, prognostiziert einen Zinskorridor zwischen drei Prozent und 3,5 Prozent. Eine Aussage darüber, wie sich die Zinsen zeitnah entwickeln werden, gleiche angesichts der aktuellen Weltgeschehnisse nahezu dem berühmten Blick in die Glaskugel. "Das Augenmerk der Märkte ist auf die politischen Entwicklungen gerichtet, vor allem auf die kommenden Entscheidungen von Donald Trump. Diese wiederum könnten Auswirkungen auf die Anleihen- und Zinsmärkte haben."

In der Eurozone und in Deutschland tendiert Paffinger ebenfalls zu der Annahme, dass die EZB die Leitzinsen bei der nächsten Sitzung etwas senken wird und erwartet mit Blick auf die Bauzinsen in den kommenden Wochen kurzfristig eine Seitwärtsbewegung mit einer moderaten Schwankungsbreite, mittelfristig könne es zu geringen Ausschlägen kommen. Die EZB-Leitzinssenkung im Dezember 2024 war vom Markt bereits in die Bauzinsen eingepreist. Gleiches gilt den Experten zufolge für ein bis zwei leichte Zinssenkungen im ersten Halbjahr 2025. Die Immobilienpreise dürften in einem überschaubaren Rahmen zwischen ein und drei Prozent weiter steigen.


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Schlagworte zum Thema:  Zinsen, Baukosten, Wohnungsbau