Trump-Effekt auf den deutschen Immobilienmarkt

Die USA haben gewählt: Der 47. Präsident wird Donald Trump heißen. Top-Ökonomen sehen schwere Zeiten auf die deutsche Wirtschaft zukommen. Wie sieht es mit dem Immobilienmarkt aus?

"Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten", sagte Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln, zum Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Mit positiven Überraschungen rechne niemand. Unternehmen müssten sich auf einen Handelskrieg einstellen, der nach IW-Berechnungen über die kommenden vier Jahre 180 Milliarden Euro kosten wird.

"Trump verfolgt eine ausgeprägt protektionistische Agenda", sagte der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest – "Diese Maßnahmen des erneut gewählten US-Präsidenten würden allein in Deutschland einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden von 33 Milliarden Euro bedeuten."

Deutschland: Safe Haven für US-Anleger in Immobilien?

Dr. Esfandiar Khorrami, Rechtsanwalt und Notar in der Kanzlei Bottermann-Khorrami, fand den Dreh zum deutschen Immobilienmarkt: "Beim Wahlsieg von Donald Trump 2016 kamen US-Amerikaner nach Deutschland und insbesondere nach Berlin, um sich eine Zweit- oder Drittwohnung zu kaufen." Das sei für sie eine Möglichkeit gewesen, um Vermögen in einem stabilen Umfeld abzusichern oder in einem politischen Umfeld zu leben, das ihnen näher lag als ein Amerika unter Trump. "Auch nach dem jetzigen Wahlausgang rechne ich damit, dass die Nachfrage aus den USA nach Wohnungen zur Selbstnutzung oder als Investment in deutschen Metropolen wieder leicht steigt", so Khorrami.

Generell gelte Deutschland für internationale Immobilieninvestoren weiterhin als sicherer Hafen. Attraktiv sind dem Rechtsanwalt zufolge vor allem Mietwohnungen in den Großstädten. "Für internationale Anleger sind die Kaufpreise, die auf das Niveau wie vor zehn bis zwölf Jahren zurückgekehrt sind, gepaart mit der Stabilität des deutschen Marktes ein verlockendes Investment." Deutschland biete zudem etwas, das andere Märkte in dieser Form nicht hätten: einen hochliquiden Markt für Mietwohnungshäuser und einen hohen Nachfrageüberhang nach Mietwohnungen.

Einkommen, Zinsen und Transaktionspotenzial

Über mögliche Auswirkungen der zweiten Präsidentschaft von Trump auf den deutschen Immobilienmarkt, wagte Prof. Dr. Tobias Just, Wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer der Irebs Immobilienakademie und Lehrstuhlinhaber für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, eine vorsichtige Prognose.

"Wenn man die Implikationen strukturieren will, könnte man mit Auswirkungen auf die wichtigsten Treiberfaktoren für die Immobilienmärkte anfangen", so Just. "Dies sind typischerweise Einkommen, Zinsen, Demografie und – über die Kostenentwicklung – die Fertigstellungszahlen."

Das Einkommenswachstum in Deutschland dürfte demnach durch den erwarteten Zollwettbewerb für den internationalen Handel und durch höhere Ausgaben für die äußere Sicherheit belastet werden. Höhere Ausgaben und ein höherer Inflationsdruck in den USA und Europa könnten wiederum das Zinssenkungspotenzial mindern. "Weniger Zinssenkung und weniger Einkommenszuwächse schmälern das Transaktionspotenzial in allen Assetklassen. Wahrscheinlich wird der Fokus eher noch stärker auf Core-Segmente gelegt werden", schreibt Just in seinem Statement.

Eingriffe à la Mietenregulierung als "Weiße-Salbe-Politik"

Eine Lehre aus dem Wahlkampf in den USA sieht Just darin, dass Migrationsthemen mitentscheidend für die Ergebnisse waren. "Europäische Parteien werden sich also auf Wahlkämpfe einlassen müssen, die dieses Thema direkt adressieren, und das dürfte mittelfristig dazu führen, dass die Nettozuwanderung eher sinkt." Das mindere den Druck auf die Kernstädte, die Wohnungsmieterhöhungspotenziale würden etwas geringer ausfallen.

Das Fertigstellungsvolumen wird nach Ansicht des Wissenschaftlers eher nicht steigen: Weil die Bundesregierung in den nächsten Monaten wichtige globale Probleme zu lösen habe, sei mit einem starken wohnungspolitischen Wahlkampf- und Subventionsfokus nicht zu rechnen. "Es gibt nun aktuell einfach wichtigere Themen, auch wenn gerade erschwingliches Wohnen ein zentrales soziales Problem bleibt", so Just. Das mache ordnungspolitische Eingriffe à la Mietenregulierung damit vorerst eher als "Weiße-Salbe-Politik" wahrscheinlicher.

US-Wahl: Challenge für den deutschen Immobilienmarkt

Die zweite Trump-Administration werde vermutlich einen stärkeren Deregulierungs- und Technikfokus haben, was die Wettbewerbsfähigkeit der USA stärken und internationale Kapitalflüsse in die USA lenken könnte – zu Lasten von Europa. "Das gilt auch für Immobilientransaktionen", schreibt Just. Es wäre dann zu vermuten, dass internationale Investitionen und Finanzierungsflüsse eher und kräftiger anspringen als die heimischen. Abschließend ließe sich zusammenfassen, dass die US-Wahl mehr Herausforderungen für die Immobilienwirtschaft bedeutet als weniger.

Die Kapitelmärkte scheinen laut dem Netzwerk aus Checks and Balances in den politischen US-Institutionen einzupreisen, doch für die nächsten Jahre sei mit einer hohen Volatilität zu rechnen, da schnelle und schwer vorhersehbare Entscheidungen in Washington wahrscheinlich bleiben, mit globalen Auswirkungen. "Höhere Unsicherheit ist zwar häufig gut für Immobilienmärkte, weil viele Menschen in Immobilien eine sichere Anlage sehen. Doch dies gilt nur dann, wenn die Fundamentalfaktoren nicht massiv gestört werden", schließt der Immobilienexperte seine Ausführungen.


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