Unternehmen: Herber Rückschlag bei der Geschäftslage
In der Herbstbefragung für den ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) bewerten die befragten Unternehmen die Geschäftslage deutlich schlechter als im zweiten Quartal 2024 – der Wert sank im dritten Quartal von 15,6 Punkten auf nur noch zwei Punkte. Gleichzeitig rechnen viele Unternehmer mit Verbesserungen in den nächsten zwölf Monaten: Die Erwartungen haben sich von 11,5 Punkten auf 19,3 Punkte verbessert.
Das Immobilienklima sinkt insgesamt von 13,6 auf 10,5 Punkte.
ZIA setzt auf mehr Freiräume im BauGB
"Diese Zahlen zeigen, dass der Aufwärtstrend der Immobilienwirtschaft kein Selbstläufer ist. Deutschland muss sich ökonomisch stärker für Rückschläge wappnen", kommentierte ZIA-Präsidentin Iris Schöberl das Ergebnis. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage liege leider im Trend einer Reihe von schlechten Nachrichten.
Deshalb sei keine Zeit für politische Spielchen von Bundesregierung oder Opposition. Die positiven Erwartungen vieler Unternehmer seien ein Vertrauensvorschuss für die Politik, weitere Freiräume im Baugesetzbuch (BauGB), eine Vereinfachung der Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und niedrigere Grunderwerbsteuern eingepreist.
Die geplante Anwendung des § 246 BauGB auf den regulären Wohnungsbau sei ein wichtiges Signal. "Umso enttäuschter sind wir, dass diese Freiräume nur zeitlich begrenzt und auch nur für angespannte Wohnlagen gelten sollen – da müssen die Abgeordneten jetzt in den Beratungen für das Baugesetzbuch noch mal ran", forderte Schöberl.
Wohnindex: Erwartungen kräftig gestiegen
Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW), kommentierte den Stimmungsindex so: "Der erneute Einbruch bei Projektentwicklern verdeutlicht, dass die Krise keineswegs vorbei ist. Es braucht weitere Impulse, um die Auftragslage zu stabilisieren."
Die Index-Ergebnisse der abgefragten Assetklassen im Überblick:
- Im Bürosektor gibt es im dritten Quartal 2024 nach mehreren Plusrunden bei der Einschätzung der Geschäftslage einen Rückgang um 10,6 Punkte auf einen Wert von 6,3 Punkten. Auch die Erwartungen haben sich eingetrübt: auf 12,7 Punkte (minus 0,9 Punkte). Das Immobilienklima sinkt so um 5,8 auf 9,5 Punkte. Die schwierige Konjunktur drückt außerdem auf Beschäftigung und Investitionsbereitschaft.
- Im Sektor Handelsimmobilien gibt es Stimmungsschwankungen. Der zuletzt starke Zuwachs bei der Bewertung der Geschäftslage wurde nun durch einen drastischen Rückgang revidiert. Der Wert sinkt im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 59,3 Punkte auf minus 7,2 Punkte. Die Erwartungen steigen auf 14,3 Punkte (plus 14,3 Punkte). Grund: Die gesamtwirtschaftliche Eintrübung trifft den Markt besonders, da ein Rückgang der Konsumausgaben befürchtet wird.
- Auch bei den Wohnimmobilien verschlechtert sich die Beurteilung der Geschäftslage: um 12,6 Punkte auf aktuell 20,8. Die Erwartungen sind allerdings kräftig von null auf 20,8 Punkte gestiegen. Insgesamt ist damit das Immobilienklima im Wohnsegment (ebenfalls 20,8 Punkte) seit dem vierten Quartal 2022 kontinuierlich gewachsen. Die Erwartungen niedrigerer Zinsen könnten die positiveren Einschätzungen verstärken.
- Für die Projektentwicklung trübt sich die Geschäftslage weiter ein. Die Lage wird nur noch mit einem Wert von minus 46,9 Punkten bewertet – das ist ein Minus von 18,4 Punkten gegenüber dem zweiten Quartal 2024. Auch die Erwartungen sind gesunken, und zwar auf einen Wert von 42,9 Punkten (minus 14,3 Punkte). Das Immobilienklima liegt damit nun 7,2 Punkte im negativen Bereich. Die Neubaunachfrage entwickelt sich weiterhin schleppend.
Sonderumfrage zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
In der Sonderfrage der aktuellen Erhebung geht es um die Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Knapp 25 Prozent der befragten Immobilienunternehmen sind bereits für das laufende Geschäftsjahr berichtspflichtig, ein weiteres Fünftel wird es in den kommenden Jahren. Weitere 27,7 Prozent erstellen freiwillig einen Bericht.
Die größten Probleme sehen die Unternehmen in mangelnder Verfügbarkeit von Daten und Informationen bei den Partnern (43 Prozent) sowie in unklaren und uneinheitlichen Prüfstandards (40 Prozent). Weitere 38 Prozent der Befragten bewerten den Kostenaufwand kritisch.
Der ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex
Der Immobilienstimmungsindex (ISI) wird vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln seit 2020 vierteljährlich in Kooperation mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellt, um zeitnah Informationen über die Lage und die Erwartungen von Investoren und Projektentwicklern zu gewinnen und die Transparenz auf dem Immobilienmarkt zu verbessern. Angeschrieben werden Geschäftsführer und leitende Angestellten von zirka 1.200 Unternehmen.
ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI)
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