Ifo-Umfrage: Weniger stornierte Aufträge im Wohnungsbau

Die Geschäftslage im Wohnungsbau hat sich im Juni verbessert – der Anteil der stornierten Aufträge ist laut einer Umfrage des Ifo-Instituts gesunken. Trotz der leichten Entspannung ist der Auftragsmangel ungewöhnlich hoch.

Die Auftragslage im deutschen Wohnungsbau hat sich im Juni 2024 etwas entspannt. In einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts berichteten weniger Unternehmen von Auftragsmangel oder Stornierungen als noch im Vormonat.

Konkret sank der Anteil der stornierten Aufträge von 15,1 auf 13,7 Prozent. Auftragsmangel beklagte aber immer noch jedes zweite (50,2 Prozent) Unternehmen – das waren 1,5 Punkte weniger als im Mai. Beide Werte sind nach einem kurzen Anstieg zu Jahresbeginn seit einigen Monaten auf dem Rückzug, aber nach wie vor ungewöhnlich hoch.

Wohnungsbau: Mangel an Aufträgen bleibt ein Problem

"Der Mangel an neuen Aufträgen ist weiterhin ein großes Problem", sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Bei den Finanzierungskosten hat sich noch nicht viel getan. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung der Baugenehmigungen wider."

Wohlrabe erwartet keine schnelle Entspannung: "Was heute nicht beauftragt und genehmigt wird, kann zunächst auch nicht gebaut werden." Angesichts der aktuellen Zahlen überrasche es nicht, dass das Ifo-Geschäftsklima im Wohnungsbau trotz der leichten Verbesserung mit minus 44,3 Punkten immer noch tief im negativen Bereich liegt.

Im Mai 2024 berichteten 51,7 Prozent der Unternehmen von Auftragsmangel – im April waren es 55,2 Prozent und im März sogar 56,2 Prozent.

Druck auf den Wohnungsmarkt bleibt hoch

Das Ifo-Institut erwartet, dass im Gesamtjahr 2024 nur zirka 225.000 Wohnungen fertiggestellt werden – nach geschätzt 270.000 Wohnungen im Jahr 2023. Der Wohnungsmangel insbesondere in den deutschen Großstädten in Kombination mit der anhaltend hohen Nachfrage hat die Mieten zuletzt stark steigen lassen.

Das Bauhauptgewerbe ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und mit einem Umsatz von rund 162 Milliarden Euro im Jahr 2023 eine wichtige Branche. Im Immobilienboom hatte sie jahrelang die Konjunktur gestützt, nun ist sie wegen der Wohnungsbaukrise zum Sorgenkind geworden.

Bauherren seien weiterhin zurückhaltend, auch weil die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) vorerst nur ein erster Schritt gewesen sei, kommentierte Wohlrabe die Ergebnisse von Juni 2024 abschließend. "Von Optimismus ist die Branche noch weit entfernt."


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Schlagworte zum Thema:  Wohnungsbau, Bauwirtschaft, Krieg in der Ukraine