Ifo-Umfrage: Geschäftsklima im Wohnungsbau steigt leicht

Die Wohnungsbaubranche blickt wieder optimistischer in die Zukunft. Der Ifo-Geschäftsklimaindex legt auf niedrigem Niveau zu. Die Talsohle scheint erreicht, von Entwarnung kann aber nicht die Rede sein. Bauministerin Geywitz nährt die Hoffnung, dass sie Regeln abspecken will.

Im Wohnungsbau ist das Geschäftsklima deutlich angestiegen, aber die Mehrheit der Firmen bleibt pessimistisch, wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zeigt. Der aktuelle Geschäftsklimaindex arbeitete sich von minus 52,3 auf minus 46,4 Punkte hoch. Erwartungen und Lage verbesserten sich weiter, allerdings immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau.

Auftragsmangel und Stornierungen bleiben ein Problem

"Die Wohnungsbauer hoffen, die Talsohle hinter sich gelassen zu haben", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. "Der Weg zur Erholung ist aber noch lang." Ein zentrales Problem ist wie in den Vormonaten weiterhin der Auftragsmangel. Rund die Hälfte (51,7 Prozent) der Unternehmen berichteten im Mai 2024 davon nach 55 Prozent im April.

Auch bei den Stornierungen gibt es trotz eines Rückgangs noch keine Entwarnung: Mehr als jeder zehnte (15,1 Prozent) Betrieb meldete noch stornierte Projekte, im Vormonat waren es 17,6 Prozent. "Viele Unternehmen versuchen, mit Preissenkungen dem Auftragsmangel entgegenzuwirken", so Wohlrabe.

Wohnungsbau aus Fertigteilen: Weniger von Krise betroffen

Die schwache Baukonjunktur wirkt sich auch auf den Wohnungsbau aus Fertigteilen aus – allerdings weniger stark als auf konventionellen Neubau, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 17. Juni mitteilte. Demnach wurden im Jahr 2023 rund 19.900 Wohngebäude im Fertigteilbau errichtet – 2,5 Prozent weniger als 2022.

Das führt die Behörde vor allem auf den Neubau von Einfamilienfertighäusern (minus 4,1 Prozent gegenüber 2022) zurück. Bei Häusern mit mindestens drei Wohnungen gab es hingegen ein Plus von zwölf Prozent. Zum Vergleich: Der Neubau von Wohngebäuden in konventioneller Bauweise ging 2023 gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent auf 76.900 zurück.

Insgesamt war im Jahr 2023 rund jedes fünfte (20,6 Prozent) fertiggestellte Wohngebäude ein vorgefertigtes Haus aus der Fabrik (2022: 19,7 Prozent). Häuser aus Fertigteilen werden angesichts gestiegener Baukosten und Wohnungsmangel als möglicherweise günstigere und zeitsparende Alternative diskutiert.

Manuell oder seriell: Geywitz will weniger Bauvorgaben

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat sich optimistisch für mehr Neubau von Wohnungen in Deutschland gezeigt.
Bei den Baufertigstellungen sei die Branche stabil durch die Krise gekommen, sagte Geywitz am 11. Juni beim Tag der Immobilienwirtschaft mit Blick auf rund 295.000 neue Wohnungen im vergangenen Jahr. Sie blicke optimistisch in die Zukunft. Allerdings werde es angesichts der mauen Konjunktur schwierig, die Zahl der Bauanträge sei gefallen.

Wenn man auf 400.000 neue Wohnungen pro Jahr kommen wolle, das ist das Ziel der Bundesregierung, seien deutliche Produktivitätssteigerungen nötig, so Geywitz. Die Ministerin machte sich erneut für serielles Bauen stark: "Hübsch oder hässlich können sie manuell oder seriell bauen." Wenn man energetisch, ästhetisch und anderweitig hohe Ansprüche stelle, werde das Wohnen teuer. Nur noch wenige könnten es sich leisten.

Die Ministerin kündigte zahlreiche Neuregelungen an, die Bauen einfacher und günstiger machen und damit beschleunigen sollen. So solle der sogenannte Gebäudetyp E eingeführt werden. Diese einfachere Bauweise soll für gesenkte Standards und preiswerteres Bauen sorgen. Auch Regeln, die Lärm und Luft betreffen, müssten abgespeckt werden, ebenso wie bestimmte Vorgaben für Autostellplätze wegfallen müssten. Dazu kämen weitere steuerliche Anreize und Zinsverbilligung, punktuelle Förderungen beim Umbau von Bestandsimmobilien und von leeren Geschäftsimmobilien in Wohnraum.


Das könnte Sie auch interessieren:

Ökonomen: Krise beim Wohnungsbau wird sich verschärfen

Wohnungsbaukrise: Kanzler Scholz setzt sich in die Nesseln

dpa
Schlagworte zum Thema:  Baugewerbe, Wohnungsbau