Baugenehmigungen für Wohnungen sinken 24. Monat in Folge

Trotz der hohen Nachfrage nach Wohnungen – die Zahl der Baugenehmigungen ist im April 2024 bereits den 24. Monat in Folge gesunken, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Gründe sind teure Kreditzinsen und hohe Baukosten. Die Immobilienbranche macht der Politik Druck.

Die Zahl der Baugenehmigungen war im April 2024 weiter rückläufig, wie das Statistische Bundesamt am 18. Juni mitteilte. Bei den Neubauten zählte die Behörde 14.300 Einheiten. Das waren 17 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Genehmigungen inklusive Umbauten lagen mit 17.600 Wohnungen ebenfalls um 17 Prozent unter dem Wert von April 2023. 

Bauvorhaben haben sich wegen des kräftigen Anstiegs der Kreditzinsen und gestiegener Baukosten in den vergangenen zwei Jahren stark verteuert. Bereits seit 24 Monaten geht es bei den Baugenehmigungen bergab. Verbände der Bau- und Immobilienbranche dringen angesichts des Wohnungsmangels gerade in Ballungsräumen auf mehr staatliche Förderung.

Auch im März 2024 lag die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern deutlich unter den Vorjahreswerten.

ZDB: "Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter"

Von Januar bis April 2024 gaben die Behörden nach Angaben des Bundesamtes grünes Licht für 57.100 Neubauwohnungen. Das sind knapp ein Viertel (23,7 Prozent) weniger als im ersten Quartal 2023. Besonders deutlich sank in den vier Monaten die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser: um ein Drittel (32,5 Prozent) auf 12.300 Einheiten.

Bei den Mehrfamilienhäusern ist ein Minus von einem Fünftel (20,2 Prozent) auf 38.500 Wohnungen (minus 9.700 Einheiten) zu verzeichnen. Einschließlich des Umbaus von Wohnungen summierten sich die Genehmigungen von im Dreimonatszeitraum Januar bis April auf 71.100 Wohnungen. Das waren 21 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) bezeichnete die Entwicklung als einen regelrechten Absturz. "Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter", sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa laut einer Mitteilung. Ein Ende sei nicht absehbar.

GdW fordert Zinsförderprogramm für den Wohnungsbau

Seit April 2022 ist die Zahl der Baugenehmigungen nach Angaben des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW um 43,5 Prozent zurückgegangen. Schon jetzt liege der Wohnungsmangel auf einem Rekordniveau von mehr als 800.000 Wohnungen, kommentierte GdW-Präsident Axel Gedaschko die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts.

Die Volkswirtschaft erleide durch die Abwärtsspirale beim Wohnungsbau Milliardenverluste gepaart mit Rückgängen bei den Steuereinnahmen, so Gedaschkos weiter: "Wir benötigen deshalb dringend eine zuverlässige und langfristige Unterstützung des bezahlbaren Wohnungsneubaus." Das betreffe nicht nur die soziale Wohnraumförderung, sondern auch Wohnungsneubau jenseits der Fördermieten im Segment von  zehn bis zwölf Euro für die Mitte der Gesellschaft. An einem groß angelegten Zinsförderprogramm führe in der krisenhaften Situation kein Weg mehr vorbei.

IVD: "Jetzt braucht es einen Super-Wumms"

Grunderwerbsteuer runter, Baustandards senken, Förderprogramme im Bundeshaushalt absichern, Schuldzinsenabzug für Immobilienfinanzierungen von der Einkommenssteuer - "Um den Negativtrend zu drehen, wird keine Einzelmaßnahme mehr reichen. Jetzt braucht es einen 'Super-Wumms', um mit dem Kanzler zu sprechen", ergänzte der Präsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD), Dirk Wohltorf.

Die Ampel müsse Investoren, privaten Bauwilligen und Kaufinteressierten klar signalisieren, dass es an den Immobilienmärkten wieder aufwärts geht. Bislang befindet sich der Wohnungsbau – ohne Halt – im freien Fal. Dass die Bundesregierung nach Bekanntgabe der Baufertigstellungszahlen für 2023 von Stabilität spreche, sei gelinde gesagt euphemistisch. "Wenn etwas stabil ist, dann ist es der Negativtrend bei den Genehmigungszahlen", so Wohltorf.

Hinzu komme, dass immer weniger genehmigte Baumaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, was am hohen Bauüberhang von 826.800 Wohnungen im Jahr 2023 deutlich werde. Wegen der Zins- und Baukostenentwicklung rechnet der IVD-Präsident 2024 mit noch weniger Fertigstellungen.


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Schlagworte zum Thema:  Wohnraum, Wohnungsbau, Baugenehmigung