Makler-Tipps – Urbane Büros sind gesucht

Mit dem Fachkräftemangel steigen auch die Anforderungen an die Lagequalitäten von Büroimmobilien deutlich, wie eine Analyse des Maklers Aengevelt Immobilien zeigt. In Zukunft werden die Erreichbarkeit per ÖPNV, PKW und Fahrrad und ein urbanes Umfeld mit Einkaufs-, Dienstleistungs- und Gastronomieangeboten zu kritischen Faktoren werden, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten.
Büro zu vermieten? Das sind die Kriterien für Nutzer
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat im Auftrag von Momeni und Union Investment Büroangestellte gefragt: Knapp ein Viertel (24 Prozent) würde den Arbeitgeber für einen Arbeitsplatz in einer attraktiveren Lage wechseln. Als besonders begehrt erweisen sich Trendviertel, in denen derzeit aber nur eine verschwindende Minderheit von fünf Prozent der wechselwilligen Arbeitnehmer arbeitet.
Aengevelt schließt daraus, dass der Bürostandort bei der Entscheidung, bei welchem Chef man anfängt, eine umso bedeutsamere Rolle spielen könnte. Folgende Standortmerkmale werden als besonders attraktiv empfunden:
- Nähe zum eigenen Wohnort (93 Prozent) – wird eher als ein "tolles Extra" gewertet, aber nicht unbedingt als Pflicht angesehen.
- Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln (92 Prozent) – stellt eindeutig ein Pflichtmerkmal dar.
- Eigene, sichere Fahrradstellplätze im oder am Haus (83 Prozent) – gehört zur Pflicht.
- Gute Infrastruktur, um das Büro mit dem Fahrrad oder E-Scooter zu erreichen (82 Prozent) – auch Pflicht.
- Abwechslungsreiches gastronomisches Angebot (82 Prozent) – eher als Kür.
- Leistungsfähige Infrastruktur, um das Büro mit dem DB-Fernverkehr zu erreichen (75 Prozent) – bei Fernpendlern Pflicht.
- Fußläufige Nähe zu Dienstleistungsangeboten (72 Prozent) – eher Kür.
- Fußläufige Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf und Shopping (72 Prozent) – eher Kür.
- Parkmöglichkeiten für Kfz im und am Haus (65 Prozent) – eher Pflicht.
- E-Lademöglichkeiten für Kfz im oder am Haus (65 Prozent) – noch eher Kür.
Eine gute Infrastruktur, um das Büro mit dem Kfz zu erreichen, halten 63 Prozent der Umfrageteilnehmer für Pflicht. Nicht ganz so zentral ist die Nähe zu Ärzten und Gesundheitsdienstleistungen (52 Prozent), zu Erholungsmöglichkeiten (49 Prozent), zu Fitness- und Wellnessangeboten (43 Prozent), zu kulturellen Angeboten (42 Prozent), zu Afterwork-Möglichkeiten (36 Prozent) und zu KiTas (36 Prozent).
Zukunft des Büros: Integrierte Quartiersentwicklung
Angesichts von Mobilitätswende und CO2-Abgabe wird laut Aengevelt insbesondere die Erreichbarkeit zum kritischen Faktor, wobei aus den IAO-Zahlen deutlich werde, dass sich die Mitarbeiter die Optionen freihalten wollen, ob sie mit PKW, Fahrrad oder dem ÖPNV zur Arbeitsstelle fahren. Die urbane Einbindung mit Gastronomie, Dienstleistungen und Einzelhandel im Umfeld des Bürostandorts stellte ein willkommenes Extra dar, das jedoch im Zweifel für die Wahl des Arbeitgebers ausschlaggebend sein könne.
"Zukunftsfähige Bürostandorte zeichnen sich durch eine attraktive urbane Nutzungsmischung von Gewerbe, Wohnen, Gastronomie und Handel sowie durch hervorragende Erreichbarkeit per ÖPNV, PKW und Fahrrad aus", fasst Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien, zusammen. Das spreche für integrierte Quartiersentwicklungen, egal, ob durch Restrukturierung ehemaliger Industriestandorte oder durch Neubau – Büroimmobilien in peripheren Lagen ohne urbane Anbindung hingegen könnten mit abnehmender Akzeptanz künftig in Schwierigkeiten kommen.
Ausstattung: Flight to Quality und Multi-Space-Büro
Eine zentrale Erkenntnis der Fraunhofer-Studie ist neben der Lagequalität auch der Trend zum "Flight to Quality": Die Nachfrage nach erstklassigen Büroimmobilien, die durch nachhaltiges Design und attraktive Architektur überzeugen, hat zugenommen.
Nur drei Prozent der Top-Entscheider gehen davon aus, dass KI die Flächenanforderungen signifikant verringern wird, aus Sicht der restlichen Befragten bleiben Büros als zentrale Orte für Kommunikation und Zusammenarbeit auch in Zukunft unverzichtbar. Die klassische Anmietung bleibt das dominierende Modell und es wird erwartet, dass der Multi-Space-Bürotyp aus Sicht der Top-Entscheider bei der Gestaltung von Büroflächen zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Entscheidungsrelevant und potenziell Wettbewerbs-differenzierend könnte auch die Berücksichtigung bestimmter Ausstattungsmerkmale sein, die bei den Bürobeschäftigten hohe Begeisterungswerte erzielt haben. Dazu gehört vor allem das Arbeiten im Freien. Eine deutliche Mehrheit (71 Prozent) bewertet die Möglichkeit, in der Büroimmobilie auf einer Dachterrasse oder in einem Garten arbeiten zu können, als das attraktivste "Extra". Das weist auf einen gestiegenen Bedarf an Allgemeinflächen hin, die flexibel für verschiedene Arbeits- und Erholungszwecke genutzt werden können.
Fraunhofer-Studie "Office Analytics 2.0" (Download)
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