Gefördertes Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker
Die Kaltmiete für Deutschlands erstes öffentlich-gefördertes Wohnhaus aus dem 3D-Drucker liegt bei maximal sechs Euro pro Quadratmeter. Die reine Druckzeit des Gebäudes belief sich auf 118 Stunden. Das Bauvorhaben wurde durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen (MHKBG NRW) im Rahmen der landeseigenen Förderung "Innovation in der Bauwirtschaft" (400.000 Euro) und aus der staatlichen Wohnraumförderung mit rund 1,3 Millionen Euro unterstützt.
Ministerin Ina Scharrenbach (DCU) und der Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft Lünen eG (WBG Lünen), Jan Hische, übergaben am 11.12.2024 sechs Familien die Schlüssel für das neue Zuhause. Baubeginn und Start der Bodenarbeiten waren im Juli 2023.
CO2-arm und recycelt: Beton aus dem 3D-Drucker
Für das Gebäude wurden nach Angaben des MHKBG NRW insgesamt 143 Tonnen CO2-armer und 100 Prozent recycelbarer Druckbeton verarbeitet. Das Gesamtinvestitionsbudget beträgt rund zwei Millionen Euro.
Das Mehrfamilienhaus im Geistviertel in Lünen steht auf einem 651 Quadratmeter großen Grundstück und hat eine Gesamtwohnfläche von 423,99 Quadratmeter. Die sechs Wohneinheiten teilen sich in drei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 60 Quadratmetern Wohnfläche und drei Drei-Zimmer-Wohnungen mit 80 Quadratmetern Wohnfläche auf.
Ziel des geförderten Projekts in Lünen war es, praktische Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Errichtung eines Gebäudes mit dem 3D-Betondruckverfahren zu sammeln. Das Ergebnis soll nun als Grundlage für die Planung und wirtschaftliche Betrachtung von Folgeprojekten dienen und deren Bauzeit beschleunigen. Außerdem wolle das Ministerium daraus standardisierte Vorgehensweisen für Genehmigungsverfahren, die Bauvorbereitung und Bauausführung entwickeln und der Öffentlichkeit zugänglich machen, heißt es in einer Mitteilung.
Pilotprojekt: Hightech-Wände und Holz-Hybrid-Dach
Die ersten beiden Geschosse des Sechsparteien-Hauses sind mit einem riesigen Betondrucker errichtet worden. Dessen gewaltige Düse trägt computergesteuert speziellen Beton in zentimeterdicken Schichten auf. Dafür brauchte der Drucker nach Angaben des Ministeriums insgesamt 118 Stunden reine Druckzeit – also deutlich schneller, mit weniger Personal als auf konventionellen Baustellen und effizient im Materialeinsatz, wie die verantwortlichen Fachleute versichern. Das Dachgeschoss wurde in einer Holz-Hybrid-Bauweise aufgesetzt, Fundament und Decken konventionell gebaut.
"Mit dem 3D-Gebäudedruck haben Projektentwickler und Bauunternehmen eine Lösung an der Hand, die starke Antworten auf die Herausforderungen des Bauens liefert", sagte Dr. Fabian Meyer-Brötz, Geschäftsführer der Peri 3D Construction GmbH. "Eine Lösung, die sich rasend weiterentwickelt – und mit der schon im kommenden Jahr kostengünstiger gebaut werden kann als es mit herkömmlichen Bauweisen möglich ist."
"Der Bau eines Mehrfamilienhauses im 3D-Betondruck in Kombination mit der öffentlichen Wohnraumförderung war für uns als Wohnungsgenossenschaft eine spannende und anspruchsvolle Herausforderung", ergänzte WBG Lünen-Vorstand Hische. Und Dr. Jörg Dietrich, Leiter Engineering & Innovation und Leiter Produktmanagement bei Heidelberg Materials Deutschland: "Wir sind stolz, bei diesem Pionierprojekt dabei gewesen zu sein, gerade in Zeiten der Wohnungskrise."
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