"Der CFO von heute muss der ultimative Unternehmensberater sein"
CFOs und Controller müssen neue Aufgaben übernehmen und sich mit neuen Tools auseinandersetzen. Was kommt auf Finanzprofis zu?
Bernardin Generalao: Das Aufgabenspektrum von CFOs befindet sich in einem Wandel. Das Herzstück der Rolle bleibt der finanzielle Scharfsinn. Doch die Kompetenz eines CFOs erstreckt sich nun auch auf andere Bereiche. So zum Beispiel die Fähigkeit, strategisch vorzugehen. CFOs müssen die aktuelle Entwicklung des Unternehmens verstehen. Themen, wie Risikomanagement, Governance und vieles mehr kommen immer mehr in den Mittelpunkt der Tätigkeit.
"CFOs sollten die digitale Transformation in ihrem Unternehmen nicht nur begleiten, sondern sich auch aktiv dafür einsetzen, dass die Prozesse im Unternehmen verbessert werden."
In unserem "CFO of the Future"-Report sagen viele Teilnehmer, dass der CFO der „Hüter der Daten“ im Unternehmen sei.
Ein CFO muss auch ein Leader sein. Er muss einen Einblick in verschiedene Bereiche haben und möglichst breit aufgestellt sein, sowohl was Branchenwissen als auch Organisationskenntnisse angeht. Das gilt umso mehr in Zeiten von globalen Lieferkettenproblemen. Es ist ein strategischer Vorteil, wenn ein CFO hier gute Branchenkenntnisse hat. Ein CFO sollte auch ein „Relationshipmanager“ sein, vor allem wenn es um die Erhöhung von Finanzkapital geht. Um es zusammenzufassen: Der CFO von heute muss der ultimative Unternehmensberater sein.
Und was verändert sich für Controller?
Die Frage, die sich jetzt vielen Unternehmen stellt, ist: Wie muss die Position von Controllern ausgerichtet werden, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden? Automatisierung gibt es schon lange. Inmitten der Pandemie war die Dringlichkeit hier auch noch nie so groß. Ob Blockchain, RPA, Künstliche Intelligenz – die Entwicklungen neuer Technologien schreitet sehr schnell voran.
Controller müssen jetzt sicherstellen, dass sie relevant bleiben."
Das gilt sowohl für Berufsanfänger als auch erfahrene Fachkräfte. Wenn ein Controller auf dem Standpunkt steht, dass er mit dem, was er gelernt hat weiterhin Erfolg haben wird, ohne sich weiterzubilden, verfolgt er meines Erachtens den falschen Ansatz.
Relevanz hängt von Kompetenz und Talent ab. Technologien werden sich immer weiterentwickeln. Controller müssen Fähigkeiten entwickeln in den Bereichen Strategiemanagement, Datenanalyse und Einsatz neuer Technologien im Finanz- und Rechnungswesen. Für die persönliche und berufliche Positionierung ist aus meiner Sicht daher Weiterbildung unverzichtbar. Unternehmen brauchen Controller, die analytisch, strategisch und funktionsübergreifend denken können und nicht nur in ihrem eigenen Silo gefangen sind.
Müssen sich auch Finanzfachkräfte, wie Buchhalter, weiterbilden, um relevant zu bleiben?
Weiterbildung spielt immer eine Rolle! Natürlich werden sich auch Berufe, wie der des Buchhalters, durch die digitale Transformation verändern. Das zeigt sich zum Beispiel bei Kreditoren- und Debitorenbuchhaltern. Viele manuelle Arbeiten lassen sich bereits durch neue Technologien ersetzen und das wird sich in Zukunft noch verstärken. Unternehmen werden nach wie vor Buchhalter benötigen. Die klassischen Buchhalter haben dann jedoch mehr Kapazitäten, um strategische Entscheidungen zu unterstützen.
Das gilt auch für Steuerfachkräfte: Immer mehr Daten werden auch in Kanzleien dank neuer Technologien automatisch übernommen. Aber am Ende sitzt da immer noch ein Mensch, der dann eine Entscheidung treffen muss, was aus den Daten gemacht wird. Für diese Veränderungen müssen Fachkräfte entsprechend ihr Wissen erweitern. Das Thema Weiterbildung sollte deshalb eine große Rolle für alle Berufe im Finanzbereich spielen.
Das Interview führte Sylvia Meier, Diplom-Finanzwirtin (FH), freie Autorin und Redakteurin.
Über Bernardin Generalao:
Bernardin Generalao, seit 2018 bei IMA, verantwortet in seiner Funktion als Director, Regional Partner Relations die Aktivitäten des Institute of Management Accountants im deutschsprachigen Raum in Europa. Herr Generalao ist zuständig für die Entwicklung und Pflege von Geschäftsbeziehungen und Partnerschaften zu einem umfangreichen Netzwerk von Unternehmen, Universitäten, Kursanbietern, Fach- und Ortsverbänden in Zentraleuropa. Darüber hinaus ist er für die Förderung von Geschäftsmöglichkeiten und den kontinuierlichen Zuwachs der IMA-Mitgliedschaften und CMA-Kandidaten in Europa verantwortlich.
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