In seiner Begrüßung fasste Siegfried Gänßlen, Vorstandsvorsitzender des gastgebenden Internationalen Controller Vereins, Herausforderungen und Chancen zusammen. So wie bisher wird es nicht weitergehen, wenn man zahlreiche Geschäftsmodelle und Abläufe betrachtet. Um hier gegensteuern zu können, muss das klassische Mindset in Management und Controlling geändert werden, so Gänßlen.
Controller formulieren die Fragen, die die Data Scientists beantworten
Bereits jetzt werden viele Steuerungsdaten in Echtzeit und ohne Zutun des Controllings entschieden. Datengewinnung und Datenanalyse werden an Bedeutung gewinnen. Diese Aufgaben werden sog. Data Scientists übernehmen, die über analytische, mathematisch-statistische Fähigkeiten verfügen. Aufgabe der Controller ist es dabei, die Fragen zu formulieren, die mit Hilfe der Datenmodelle beantwortet werden sollen.
Die Controller bekommen dafür Freiraum für andere Arbeiten, stellt der ICV-Vorsitzende die Vorteile heraus. Durch das zunehmende Self Controlling des Managements entsteht ein höherer Koordinationsaufwand, den die Controller leisten müssen. Wer nutzt wann welche Daten? Was ist die „One Version of Truth“? Auch für die Rationalitätssicherung bei der Entscheidungsfindung sind sie weiterhin verantwortlich, indem sie Controlling-Skills an das Management vermitteln. Allerdings benötigen sie dazu neue Skills:
- Fachwissen in Statistik und IT,
- Kommunikationsstärke einschließlich individuellem Sprachverhalten gegenüber unterschiedlichen Gesprächspartnern und Empathie sowie
- ein solides Verständnis von Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten.
Zudem hätten Controller noch eine weitere Option: Ihre Fähigkeiten der Analyse und Konzeption qualifizieren sie auch für Positionen im Management – wie zuletzt der Aufstieg von Keynote-Sprecher Dr. Richard Lutz vom CFO zum CEO der Deutschen Bahn AG zeigte.
Mit diesen diversen Optionen vor Augen, so schloss Gänßlen, sollten die Controller die Digitalisierung als Chance begreifen – und anschließend nutzen.
ControllerPreis 2017 für "innovative Veränderung des Steuerungssystems"
Der ControllerPreis 2017 des Internationalen Controller Vereins (ICV) geht an EDEKA Südwest. Das Team „Unternehmensentwicklung“ des Geschäftsbereichs Controlling wurde im Rahmen des Congresses der Controller für „eine innovative, Richtung gebende Lösung zur umfassenden Veränderung des Steuerungssystems und des Controllings“ ausgezeichnet. Den Preis nahmen Gerald Fauser, Geschäftsbereichsleiter Controlling, Thomas Sauer, Geschäftsentwicklung, beide EDEKA Südwest, sowie Rolf Waidele, kaufmännischer Leiter der zu EDEKA Südwest gehörenden Schwarzwald-Sprudel GmbH (im Foto v.l.n.r.) entgegen.
Die EDEKA Südwest ist ein Unternehmensverbund mit Großhandlung, verschiedenen Geschäftsbereichen und Tochterbetrieben, dessen Erfolg maßgeblich von der vollständigen Vernetzung und Abstimmung der Führungs- und Steuerungssysteme abhängt. Sehr oft sind schnelle Entscheidungen gefragt, deren Auswirkungen in alle Richtungen abzuschätzen und erkennbar sein müssen. Mit der neuen, jetzt ausgezeichneten Lösung, „Entwicklungsmodell“ genannt, steht bei EDEKA Südwest ein Instrument als zentrales Managementwerkzeug bereit. Es ermöglicht den Geschäftsbereichsleitern, strategische Ziele und Maßnahmen zu führen und zu steuern.
Das „Entwicklungsmodell“ unterstützt dabei, die Strategie in strategische Ziele für die Folgejahre herunter zu brechen und geplante Maßnahmen aus den verschiedenen Bereichen diesen Zielen zuzuordnen. Darüber hinaus können Maßnahmen den bestehenden Managementsystemen zugeordnet und außerdem sofort mit (Plan-) Budgetwerten und Kostenstellen, bzw. Investitionen hinterlegt werden. Sie sind somit auch als Vorläufer und Grundlage für die jährlich stattfindende Unternehmens-planung verwendbar. Jeder Geschäftsbereichsleiter bekommt einen Komplettüberblick der Maßnahmen aus dem gesamten Verbund, die ihn – auch in den nächsten Geschäftsjahren – tangieren.
Bei der Entwicklung der Lösung waren als verbindendes Element der Systeme einzelne Maßnahmen von Geschäftsbereichen bzw. Tochtergesellschaften der EDEKA Südwest identifiziert worden. Mit dem preisgekrönten „Entwicklungsmodell“ werden Maßnahmen aus dem bereichsinternen Handling in ein zentrales Werkzeug überführt.
Wesentlicher Erfolgsfaktor der Entwicklung und Einführung war ein „behutsamer“ Umgang; Dialog, Rückkopplung, Offenheit für die Anforderungen aber auch für die Bedenken der Geschäftsbereichsleiter. Für die Projektinitiatoren der Abteilung „Unternehmensentwicklung“ war essentiell, alle Bereiche einzubeziehen.
Preisträger zeigt, "wie am besten die Integration gelingt"
Der Vorsitzende der ICV-Jury, Prof. Dr. Jürgen Weber, WHU – Otto Beisheim School of Management, Vorsitzender des ICV-Kuratoriums, erläutert: „Es ist leichter, eine ambitionierte Strategie zu formulieren, als diese konkret umzusetzen. Es sind pragmatische, im täglichen Management-Alltag nutzbare Ansätze gefragt, vor allem bei der Übersetzung der Strategie in konkrete Handlungen.“ Dass die strategische Steuerung vielerorts noch von der operativen losgelöst bzw. nur unzureichend mit dieser verbunden ist, bezeichnet er als einen „bekannten Mangel in der Praxis“.
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Günther Lehmann, Online-Redaktion Controlling
Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des ICV hatte ich nicht den Eindruck. Die (mit der Einladung gelieferte) Begründung des Vorstands für die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages um EUR 25,- kam über den Zustand einer Plausibilität nicht hinaus. Trotzdem wurde der Erhöhung mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Zum Denken kann man niemand zwingen. Aber wer glaubt, als Controller die nächsten zwanzig Jahre zu "überleben", erinnert mich an die Weihnachtsgänse, die sich am 23. Dezember mit den Worten zuzwinkern: "So gut wie heute ging es uns noch nie!". Dafür hatte der Congress der Controller wieder fast die Rekordbeteiligung von 650 Teilnehmern.
Wenn Sie sich weiter entwickeln wollen, dann schauen Sie doch mal nach den Angeboten der Controller Akademie bzw. der Horváth Akademie. Ich wünsche gutes Weiterentwickeln.