Controlling Mindset: So lernst du Controlling lieben!
Wie Controllerinnen und Controller oft wahrgenommen werden
Wenn die Zahlen stimmen, ist doch alles in Ordnung, oder? Dann sind alle entspannt. Dennoch hören wir häufig hinter vorgehaltener Hand, dass die Controller wieder einmal nerven und mächtig stressen. Sind Controller nicht im O-Ton sogar "Stressicas" und "Stressicos"?
In meiner 20-jährigen Siemens-Zeit habe ich immer wieder vor dieser Herausforderung gestanden, wie man einen Weg zu einem Controlling-Mindset aufbaut, sodass Controlling einen echten Mehrwert, einen Nutzen, einen richtigen Benefit bringt. Widmen wir uns folgenden drei Fragen:
- Was ist ein Controlling-Mindset?
- Wie setzen Unternehmen ein Controlling-Mindset um?
Was gibt es für Tipps und Tricks, um ein Controlling-Mindset umzusetzen?
1. Was ist ein Controlling-Mindset?
Ist es ein Verhaltenskodex, eine Denkweise, ein Kundenfokus oder schlicht und einfach eine gemeinsame Haltung? Geht es bei der Denkweise und Haltung im Bereich Controlling um die digitale Transformation, Kundenorientierung, kontinuierliches Lernen oder auch um langfristige Profitabilität? Oder geht es darum, sich an die dynamische Geschäftswelt anzupassen, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und agil und kundenfreundlich zu bleiben?
Fangen wir mit dem Elefanten im Raum an: Meist ist es die Kontrolle. Einige Bereiche fühlen sich vom Controlling schlicht und einfach kontrolliert. Zudem sind einige Bereichsleitende nicht so sattelfest in den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und fühlen sich wie ein Nicht-Mediziner beim Arzt mit dem großen Blutbild einfach ratlos, blind vertrauend und manchmal auch einfach klein und ausgeliefert. Das ist so, als wenn die rechte Hand in einen linken Handschuh möchte oder vice versa. So kann das Bild in die Controlling-Organisation übertragen werden: Wenn man doch nur wüsste, was man tun könnte, damit die Werte sich ändern?! Was kann ich als Bereich tun?
2. Wie setzen Unternehmen ein Controlling-Mindset um?
Hier stellt sich die Frage, was Unternehmen so ganz anders machen, die ein klasse Controlling-Mindset aufgebaut haben oder gerade dabei sind, dies zu tun. Dazu wurden im 1. Quartal 2024 zehn Interviews geführt: mit innovativen, ultra-konservativen Unternehmen und mit Start-ups. In der ersten Runde waren die Antworten ‚formal freundlich‘. In der zweiten Runde wurde ‚Tacheles‘ geredet. Fassen wir zusammen: Wir schauen uns zunächst ein ausgewähltes innovatives und ein ausgewähltes ultra-konservatives Unternehmen an. Und dann betrachten wir ausgewählte Start-ups.
Nehmen wir zunächst ein innovatives Unternehmen: Entscheidungen sind datengetrieben, entsprechend sind die Entscheidungen transparent und auch je nach Datenlage agil. Sowohl Innovationen als auch Talente werden kontinuierlich entwickelt. Controlling ist hier IT-lastig. Ergebnisse zählen. Jeder Bereich, jede Person sieht den individuellen Impact. Kurz. Knapp. Auf den Punkt gebracht. Leistung pur.
Betrachten wir nun ein ultra-konservatives Unternehmen. Hier ist Controlling sogar richtig verhasst! Ja, verhasst! In der Organisation meint und munkelt man, dass Controlling gar nicht in die Organisation passe. Einige meinen: „Wer Marketing kann, macht Umsatz. Wer Controlling kann, hat die Macht!“. Controlling wird hier abgelehnt, da die Controller äußerst kontrollsüchtig sind. Doch was kann eine mögliche Ursache sein? Richtig! Controlling sollte organisatorisch der Nummer eins im Unternehmen zugeordnet sein und wohl nicht der Nummer zwei, Controlling sollte ebenengerecht sein und die Mitarbeitenden-Beurteilungen sollten entsprechende Controlling-Kennzahlen beinhalten. Hier bleibt es spannend, wie sich das Mindset wohl verändern wird.
Schauen wir uns schließlich drei ausgewählte Start-ups an:
- In einem Start-up wird immer die beste Controlling-Idee umgesetzt, egal, von wem sie kommt. Dann gibt es Wohlfühl-Manager, die die Themen auch immer in die entsprechende Sprache übersetzen, wenn ‚falsche‘ Begriffe fallen sollten. Es gibt sogenannte regelmäßige Check-ins mit der Frage: „Wie geht es Dir und mir als Mensch?“ Ideen zum Wohlfühlen sind hier die Zauberwörter.
- In einem weiteren Start-up ist es wichtig, alle Mitarbeitenden mitzunehmen. Alles sei transparent. Jeder kennt den eigenen Impact. Und es wird gesprochen, gesprochen und gesprochen. Ganz viel geredet. Diskutiert. Und jeder achtet seine Arbeit und auch die der anderen Abteilungen. Augenhöhe ist hier das Zauberwort.
- In einem dritten Start-up wird immer erst die Frage gestellt: „Was ist das Ziel?“. Hier stehen also Fragen im Mittelpunkt. Das Thema wird erst einmal gründlich hinterfragt, quasi auseinandergenommen und auf den Bereich heruntergebrochen, was dieser als „Me, Myself and I“ wirklich davon habe. „Was ist der Nutzen für den einzelnen Bereich?“. Also kurz: „Was ist hier Sache?“. Fragen und Impact sind hier die Zauberwörter.
3. Was gibt es für Tipps und Tricks, um ein Controlling Mindset umzusetzen?
Jetzt stellt sich die Frage, wie Controlling in Organisationen rockt. Die meisten Organisationen sagen hierzu: Weiterentwicklung und Spaß. Doch wie genau erfolgt die Umsetzung? Dazu Tipps und Tricks auf Basis der durchgeführten Interviews:
Einige Organisationen stellen Inventurlisten auf, wie konkret sie diese Transformation in der Vergangenheit umgesetzt haben und in Zukunft umsetzen wollen. Also wie passiert Weiterentwicklung und Spaß im Zusammenhang mit Controlling? Hier einige Auszüge in alphabetischer Reihenfolge:
- Abholen und informieren und über das Maß hinaus sprechen
- achtsames, aufmerksames Miteinander
- automatisieren, digitalisieren, um mehr Zeit zum Denken zu haben
- Augenhöhe
- Begleitung der Mitarbeitenden auch jenseits der Fachthemen
- Brückenbauer
- Commitment: Von "Ich muss", "Ich soll" zu "Ich will"
- Leadership: Trusting Teams
- News in Zahlen
- Outperform My Yesterday’s Self (OMYS)
- Persönlichkeitsentwicklung: Personality, Partnership
- Sicherheit
- "Wir lieben es einfach, uns immer weiter zu übertreffen"
- "Wir nehmen alle mit"
- WHY? Wozu Controlling
- Zukunftssicherheit
Andere leiten ihre Mission und Vision ab. Also rund um die Mission stellen sie die Frage: „Wozu sind wir da?“. Die Mission betrifft in den meisten Unternehmen das Heute. Hier wird im Controlling-Kontext häufig genannt, dass es um die Entscheidungsunterstützung bzw. -findung geht. Und die Vision stellt meist die Frage: „Wo wollen wir hin?“, also die Zukunftsfrage. Hier wird im Controlling-Kontext häufig genannt, dass es um die beste Entscheidung zum Wohle der Organisation geht. Und die Entscheidungen sollen schneller und verständlicher mit Bezug zum "Me, Myself and I" getroffen werden.
Simon Sinek hat dazu etliche Bücher und Artikel geschrieben. Bekannt wurde Sinek mit der Aufforderung: ‚Find your why!‘. Sinngemäß beschreibt Sinek, dass wir uns häufig unser sogenanntes Spiel nicht aussuchen können. Aber wir können uns die Spielregeln aussuchen, also wie wir spielen. Und ganz besonders können wir unser Mindset wählen, wie wir damit umgehen wollen.
Andere bauen ihre Controlling-Themen wie auch Commitment und ein gemeinsames Controlling Mindset mit Lego® Serious Play®, um als Team die entscheidungsrelevanten Aspekte zu entwickeln. Dazu haben wir bereits eine Kolumne veröffentlicht, wie man mit Lego® Serious Play® Themen noch besser gemeinsam erarbeitet und verfestigt (vgl. CM 2022/6, S. 42f.).
Weitere setzen auf Nachhaltigkeit und integrieren sogar das Controlling-Mindset mit dem Nachhaltigkeits-Impact.
Und nochmals andere Unternehmen setzen auf die Feed-Prozesse. Auch hier gab es bereits eine Kolumne, wie man noch besser Feed-Back, Feed-Up, Feed-Forward, Feed-Ideas und Feed-Me gibt (vgl. CM 2023/4, S. 48f.).
To Go’s:
- Controlling Mindset,
- so lernst du Controlling lieben und
- ... Controlling rockt deine Woche!
Literatur: Sinek, Simon (2020): The Infinite Game, Portfolio Penguin
Der Beitrag erschien erstmals in Controller Magazin 5/2024.
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