„Neben Daten und Tools kommt es in der Krise vor allem auf die Eigenschaften des Entscheiders an.“
Interviewpartner: Prof. Dr. Utz Schäffer ist Inhaber des Lehrstuhls für Controlling und Unternehmenssteuerung an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar sowie Direktor des Instituts für Management und Controlling (IMC) der WHU. Die Forschungsschwerpunkte von Utz Schäffer sind die Rolle des Controllers und die digitale Transformation der Finanzfunktion. Er ist Autor zahlreicher Publikationen in führenden Fachzeitschriften, Mitherausgeber der Zeitschrift Controlling & Management Review und des Journals of Management Control (JoMaC) sowie Co-Autor des Standardwerks " Einführung in das Controlling" (16. Aufl. 2020). Darüber hinaus ist Utz Schäffer Vorsitzender des Kuratoriums des Internationalen Controller Vereins (ICV) und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Unternehmensberatung CTcon GmbH.
Der Interviewer: Dr. Markus Kottbauer ist Gründer und Geschäftsführer von decision partners und der decision academy, einem Beratungs- und Trainingsunternehmen mit dem Schwerpunkt auf Entscheidungsfindung. Er ist Dozent zum Thema Strategie und Controlling an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich. Markus Kottbauer war 16 Jahre Trainer und Partner der Controller Akademie, war Herausgeber des Controller Magazins und Berater bei SAP und Ernst&Young Consulting.
Das Interview Teil 1: Professionalität der Entscheidungsfindung
Herr Prof. Schäffer, wie beurteilen Sie die Professionalität der Entscheidungsfindung des Managements deutscher Unternehmen im Speziellen mit Blick darauf, die Corona-Krise gut bewältigen zu können?
Prof. Schäffer: Das ist eine schwierige Frage und mit einem pauschalen Urteil wäre ich sehr vorsichtig. Aber ich denke, dass wir zwei Dinge deutlich sehen: Zum einen, dass viele Unternehmen schlecht auf eine mögliche Krise vorbereitet waren. Eine gute Vorbereitung ist aber essenziell, um auf einen externen Schock angemessen reagieren zu können. Daraus ergibt sich die erste Lektion: Wenn wir davon ausgehen, dass die Corona-Pandemie nicht der letzte größere Schock für unsere Volkswirtschaft war, müssen wir die Resilienz der Unternehmen erhöhen. Ein zweiter Punkt: Viele Manager sind heute durch lange Schönwetterperioden, die Jagd nach Effizienzfortschritten in reifen, wachsenden Industrien und das politische Spiel in großen Unternehmen geprägt. Wer in einem solchen Umfeld groß geworden ist, wird sich häufig schwer damit tun, schnell und ohne Netz und doppelten Boden harte Entscheidungen zu fällen. Aber genau das zählt in der Krise.
Welche Fähigkeiten der Entscheidungsfindung sind in dieser Krisensituation von Bedeutung?
Prof. Schäffer: In der Krise zu entscheiden, heißt wie gesagt, dass Entscheidungen schnell erfolgen müssen – und das obwohl die Rahmenbedingungen häufig unklar sind und die Tragweite der Entscheidungen höher ist als gewohnt. Beides führt den Entscheider aus der Komfortzone der üblichen Routinen heraus. Was hilft hier weiter? Nun, zunächst einmal eine robuste und verlässliche Datenbasis. Das heißt natürlich auch, dass durch die Krise obsolet gewordene Planwerte am besten ignoriert werden und der Fokus auf den Istwerten und deren Implikationen für die Liquidität liegt. Daneben ist der Umgang mit Unsicherheit von zentraler Bedeutung: Wenn nicht klar ist, wie sich zentrale Rahmenparameter der Entscheidung entwickeln werden, führt kein Weg an Szenarien vorbei. Wenn es keine Sicherheit gibt, muss ich eben mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten und mehr in Bandbreiten denken. Wohl dem, der sein Handwerkszeug beherrscht! Aber wir dürfen eines nicht vergessen: Neben Daten und Instrumenten kommt es in der Krise vor allem auch auf die Eigenschaften des Entscheiders an, der Mensch steht im Mittelpunkt.
- Hat er das Rückgrat, harte Entscheidungen zu fällen und klar zu kommunizieren?
- Ist er empathisch genug, um sein Team dabei mitzunehmen?
- Versteht er genau, was in seinem Geschäft die zentralen Erfolgs- und Liquiditätstreiber sind?
Bei diesem letzten Punkt kann natürlich bis zu einem gewissen Grad auch wieder das Handwerkszeug aushelfen: Treiberbäume und modellbasiertes Arbeiten sind essenziell.
Interview-Teil 2 „Technik allein führt noch keine besseren Entscheidungen herbei. Die Kultur macht den Unterschied.“ folgt in Kürze.
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Hinweis: Das vollständige Interview finden Sie in: Markus Kottbauer/Andreas Klein (Hrsg.), "Unternehmerische Entscheidungen systematisch vorbereiten und treffen", 1. Aufl. 2020. |
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