Gänseblümchen-Controlling: „Soll ich?“ oder „Soll ich nicht?“
Wie kann man den Erfolg überprüfen, wie gut oder schlecht eine Entscheidung ist – insbesondere, wenn eine Entscheidung schnell getroffen wird? Manche Leser denken jetzt vielleicht: „Bei Entscheidungen ist das schwer zu beurteilen: Wir haben entweder alles richtig gemacht oder wir haben mal wieder gelernt!“. Den Spruch kennen Sie vielleicht. Leider überprüft kaum jemand die Entscheidungen rückblickend aus analytischer Sicht: Wie gut waren unsere Entscheidungen wirklich?
Dazu ein Experiment: Angenommen Sie nutzen einen Teil Ihres Vermögens oder das Vermögen einer Tante oder eines Onkels. Es soll soviel Geld sein, dass es Sie schmerzen würde, wenn das Geld weg wäre. Stellen Sie sich diesen Betrag vor. Wir nehmen einfach einmal 30.000 Dollar von einer imaginären reichen Tante an. Dieses Geld nutzen Sie nun zum Day-Trading, das heißt, Sie kaufen davon täglich Aktien für max. 30.000 Dollar und abends machen Sie Kassensturz, denn dann wird spätestens alles wieder verkauft. Sie können die 30.000 Dollar am Tag so oft wie möglich einsetzen. Dann überprüfen Sie jeden Abend Ihre Entscheidungen: „Wie viele Trades waren top: Also wie oft haben Sie Geld nach Transaktionskosten und Steuern „verdient“? Und wie viele Trades waren ein Flop: Also wie oft haben Sie Geld nach allen Kosten und Steuern „verloren“?“. Zudem fragen Sie sich: „Warum habe ich heute nicht in ‚x‘ investiert?“, „Was hat mich davon abgehalten?“ und auch „Wieso habe ich denn so viel investiert?“. Sie sehen, das Experiment ist auf einmal gar nicht so einfach.
Sie starten zum 1. eines Monats und nach drei, sechs, neun und zwölf Monaten schauen wir uns Ihr Ergebnis an. Dieses Experiment wurde mit einer kleinen Gruppe von aktienbegeisterten Teilnehmenden in der Covid-Zeit vom 01.01.-31.12.2021 durchgeführt. Genutzt wurde die Plattform Interactive Brokers in den USA, da hier die Transaktionskosten gering sind und bei der Nasdaq-Börse in New York mehr Aktien gehandelt werden als in Deutschland, was das Day-Trading etwas volatiler und spannender macht. Ein weiterer Vorteil des Handels an der Nasdaq ist, dass genug Zeit da ist, um sich den europäischen Verlauf auf Basis der Zeitverschiebung anzusehen sodass einige Handlungen noch besser eingeschätzt werden können. Die Plattform Interactive Brokers zeigt Ihnen auch Ihre Portfolio-Performance in Prozent als kumulative Rendite an – wenn Sie mögen auch im Vergleich zu Benchmark-Werten wie SPX-S&P 500 Stock Index, EFA-iShares MSCI EAFE Index, VT-Vanguard Total World Stock Index, S&P TSX Composite Index, Dow Jones Industrial Average, Russell 1000 Index oder NASDAQ Composite Index.
Ein Kauf und ein Verkauf zählen als ein Trade: Z. B. zählt ein Kauf von 100 PayPal-Aktien und der Verkauf dieser 100 PayPal-Aktien als ein Trade. Entsprechend gilt ein Kauf von zehn Aktien von Google sowie der Verkauf von zehn Google-Aktien als ein Trade. Beide Aktien schwanken über den Tag. Für eine rationale Entscheidung nutzen die Teilnehmenden das Tool Trading View mit ausgewählten Indikatoren auf 5-Jahres-, Jahres-, Tages-, Minuten- bzw. Sekundenlevel (also Instant), ob Trades gekauft oder verkauft werden sollten. Dieses Tool nutzt Frühindikatoren mit möglichen, noch nicht einsetzenden Trendwenden wie den Momentum Indicator (MOM) und gleitende Durchschnitte. Zudem sehen Sie, wieviel Volumen derzeit am Markt gehandelt wird. Das Tool zeigt Instant-Werte an und hilft ein wenig, noch rationale(re) Entscheidungen zu treffen. Am Abend sind alle Aktien verkauft und der Kontostand ist quasi Ihr Barbestand. Dann sehen Sie, ob es mehr, genau oder weniger als 30.000 Dollar sind.
Was denken Sie? Wenn Sie z. B. nach einigen Monaten 100 Trades gekauft und verkauft hätten? Wie wäre Ihre Rate? Wie viele „gute“ Entscheidungen und wie viele „schlechte“ Entscheidungen hätten Sie getroffen? Raten Sie bitte einmal, wie Ihre Rate wäre!
Setzen Sie sich am besten jetzt einmal hin. Kommen wir zur Lösung der aktienbegeisterten Gruppe: Zwischen 58% und 78% betrugen die richtigen Entscheidungen und entsprechend gab es 22% bis 42% Entscheidungen mit Verlusten – jedoch nach Transaktionskosten und deutscher Steuer.
Sie sehen, von zehn schnellen Entscheidungen waren sogar 6-8 Entscheidungen „gut“ und 2-4 Entscheidungen „schlecht“. Das ist natürlich erst rückblickend betrachtet möglich. Jetzt denken Sie vielleicht, dass wir vorausschauend meist Maulwürfe und rückblickend Adler seien. Ja, so ist es wohl. Akzeptieren wir es vielleicht einmal für einen kurzen Moment. Das bedeutet, wenn Sie wie beim Day-Trading schnell entscheiden müssen, so ist uns ein 6er im Lotto (wie die Autorin es nennt) so gut wie sicher, denn 6-8 Entscheidungen sind „gut“ und nur 2-4 Entscheidungen sind „falsch“. Somit gehen sie letztlich als Sieger aus dem Rennen und alles spricht für schnelle, rationale Entscheidungen? Stimmt das denn? Ich denke jetzt sind Sie an der Reihe, Ihre Entscheidungen zu überprüfen, ob bei Ihnen auch aus zehn Entscheidungen mindestens sechs richtig sind.
Was machen Sie, wenn Sie dieses Experiment nachmachen wollen? Starten Sie in einem ersten Schritt unbedingt erst einmal virtuell. Die Autorin ist sich sehr sicher, dass Anfänger mindestens neun Monate lang rein virtuell die Entscheidungen durchführen: Einige Trading-Anbieter bieten auch Übungs- bzw. Simulationskonten an. Danach beginnen Sie mit einem kleinen, begrenzten Budget und wenn Ihre Entscheidungen immer besser werden und Sie dies auch rational überprüft haben – nach Transaktionskosten und nach deutscher Steuer – und sich noch besser kennengelernt haben, darf es weitergehen. Dann wäre ein nächster Weg, sich Strategien zu überlegen. Meist denken wir an „mehr – mehr“, doch man kann auch auf „weniger – weniger“ zielen sowie kombinierte Strategien verfolgen. Das ist dann ein neues Thema, welches Sie mit Lektüren und Videos von Philipp J. Müller vertiefen dürfen.
To Go’s:
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- Sie bleiben dann immer sehr aktuell und
- ... Controlling rockt Ihre Woche!
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