Finance Business Intelligence (FBI)
Die Abkürzung FBI steht bei Bosch nicht für eine Sicherheitsbehörde, sondern für das Programm "Finance Business Intelligence". Hierbei handelt es sich um eine der Aktivitäten der "Digital Finance@Bosch"-Initiative, von welcher Oliver Seitz (Kaufmännischer Direkter und Leiter Finance & Controlling im Bereich Powertrain Solutions) und Stefan Zündorf (Projektleiter Finance und Controlling Excellence der Bosch Gruppe) beim 12. WHU Campus for Controlling in Vallendar berichteten.
Digitalisierung bei Bosch
Traditionell ist Bosch durch seine Ingenieure und die Gegebenheiten der Automobilindustrie geprägt. Daher sei es wichtig, so Stefan Zündorf, an mehreren Baustellen gleichzeitig zu arbeiten, um sich in der digitalen Welt zu profilieren. Dazu zähle zum einen, die Bereiche Finance und Controlling effizienter und effektiver zu gestalten, aber auch, sich mit digitalen Geschäftsmodellen zu beschäftigen. Boschs Ingenieure verfügen über eine hohe Kompetenz bei der Entwicklung neuer Technik. Die Gestaltung digitaler Geschäftsmodelle stellt aber andere, neue Anforderungen. Hier sieht Zündorf eine wichtige Rolle für den Controller - denn die Digitalisierung sei kein reines IT-Thema. Bosch hat sich die Digitalisierung auf die Fahne geschrieben. Unter dem Obertitel "Digital Finance@Bosch" setzt die Bosch-Gruppe mit diversen Projekten an. Dazu gehören neben dem Steuerungskonzept und den IT-Systemen auch Projekte für die
- Mitarbeiter,
- Prozesse,
- Organisation und
- Governance.
Advanced Analytics in vier Stufen
Ein Beispiel ist das Projekt "Digital Transformation: Big Data im Controlling – Scope: Optimization of Net Working Capital", für welches die Bosch GmbH mit dem ICV Controlling Excellence Award 2018 ausgezeichnet wurde. Hierbei geht es vor allem um die vier Stufen von Advanced Analytics:
- Von Descriptive Analytics über
- Diagnostic Analytics und
- Predictive Analytics hin zu
- Prescriptive Analytics.
Prescriptive Analytics und Net Working Capital
Derzeit beschäftigt Bosch sich mit Prescriptive Analytics und der Frage "how can we make things happen?". In diesem Zuge hat Bosch insbesondere das Thema Net Working Capital näher betrachtet.
So wurden explizit die Prozesse "order2cash" und "purchase2pay" unter die Lupe genommen. Dazu wurden die Rohdaten mit einem Tool automatisch analysiert. In der Analyse werden Bewegungsdaten automatisch selektiert, auf statistische Abhängigkeiten und Patterns analysiert. Als Ergebnis erhält man vom System gefundene Opportunities, die dazu dienen die Prozesse besser zu analysieren und zu optimieren.
Überarbeitung der Systeme mit dem FBI-Konzept
In einem weiteren Teilprojekt im Rahmen von "Digital Finance@Bosch" werden die Systeme bei Bosch überarbeitet. Zum einen beschäftigt sich das Unternehmen mit der ERP-Software S/4Hana. Hierbei wurde zunächst eine Experience Plattform mit S/4Hana aufgebaut. Parallel dazu erfolgt die systematische Arbeit an betriebswirtschaftlichen Konzepten für S/4HANA. Zudem hat Bosch ein Finance BI-Kompetenzcenter eingeführt. Hier kommen Controller, IT-Mitarbeiter und aktive Einheiten in einem agilen Team zusammen. Das Konzept des "FBIs" beinhaltet unter anderem den "Daten-See". In diesem Daten-See werden alle Daten der Bosch Gruppe aus den verschiedenen ERP-Systemen und anderen Quellen eingespielt, aufbereitet und in nutzeroptimierten Anwendungen/Dashboards den Managern und Controllern wieder zur Verfügung gestellt. Innerhalb des "FBIs" wird an vier großen Themenblöcken gearbeitet, darunter Predictive Analytics. Ein wichtiger Nutzen von Predictive Analytics sei unter anderem, dass viel Politik aus den auf diese Weise erstellten Forecasts herausgenommen wird, da dieser Forecast rein auf Zahlen und Daten basiert und keine (menschlichen) Anpassungen beinhaltet.
Mit kleinen Tools Akzeptanz schaffen
Abschließend hatte Oliver Seitz noch einige grundlegende Tipps für die anwesenden Zuhörer bereit, die den Einstieg in die Digitalisierung erleichtern.
- Zu Anfang benötigt man ein eher klein dimensioniertes und günstiges Tool, dass gleichzeitig so überzeugend ist, dass alle Mitarbeiter es direkt verwenden können.
- Im Anschluss können ohne größere unternehmensinterne Widerstände beliebig viele Zusatzfunktionen ergänzt werden, da das Tool selbst bereits breite Akzeptanz genießt.
- Seitz setzt zudem eher auf den Einkauf von am Markt vorhandenen Lösungen als auf Eigenentwicklungen.
Seitz’ Schlüsselerkenntnis ist, dass die Digitalisierung die Rolle des Controllers fundamental verändern wird:
Wichtig ist es, dass man sich nicht immer um den richtigen Moment für Änderungen Sorgen macht, sondern anfangen muss. Es lohnt sich sofort anzufangen."
Über das Unternehmen: Bosch ist ein international agierendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen, das in den vier Sektoren Mobilitätslösungen, Industrietechnik, Energie- und Gebäudetechnik sowie Konsumgüter tätig ist. In 2017 hatte die Bosch GmbH weltweit rund 400.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von mehr als 78 Milliarden Euro. In allen Sektoren verfolgt Bosch ein übergeordnetes Ziel: Technik, die die Lebensqualität verbessern soll.