ICV Newcomer Award 2019 für Masterarbeit „Agile@Controlling“
Agilitätsmatrix verbindet externe Erwartungen und interne Ordnungsprinzipien
Nur selten sind fundierte wissenschaftliche Erkenntnis und praktische Nutzbarkeit so dicht beieinander.
Der 1. Preis ging an die gemeinschaftliche Abschlussarbeit „Agile@Controlling: How can Controlling Support Different Degrees of Agility in Organizations?” von Daniel Braun und Jakob Merz von der WHU – Otto Beisheim School of Management, betreut von Prof. Utz Schäffer.
„Die beiden Autoren haben sich nicht nur der Mühe unterzogen, die Vielzahl sich zum Teil widersprechender Agilitäts-Definitionen zu ordnen. Sie haben es auch verstanden, die doppelte Bestimmung von Agilität – externe Erwartungen und interne Ordnungsprinzipien – in eine intuitiv verständliche Matrix zu fassen. Das ist schon für sich eine schöpferische Leistung, die besondere Anerkennung verdient. Dadurch, dass sie beide Dimensionen mit dem Gedanken der Flexibilität verbinden, schaffen sie einen Agilitäts-Rahmen, in den die vielfältigen Aspekte der Führung von Unternehmen und Organisationen eingeordnet werden können“, so Jury-Mitglied Dr. Walter Schmidt.
Die Autoren seien noch einen Schritt weiter gegangen, indem sie gezeigt hätten, dass Agilität keine „Alles- oder Nichts-Aufgabe“ darstellt, sondern differenziert auf verschiedene Inhalte und Organisationsstrukturen angewandt werden kann. „Mit ihrer Matrix geben die beiden Autoren dem praktischen Controlling ein einfach zu nutzendes Instrument in die Hand, um sowohl den Grad der Agilitätsansprüche als auch jenen seiner Umsetzung bestimmen zu können“, so Dr. Schmidt. „Ich hoffe, dass diese Matrix sich schnell verbreiten wird. Nur selten sind fundierte wissenschaftliche Erkenntnis und praktische Nutzbarkeit so dicht beieinander.“
Reifegradmodell bewertet digitale Transformation im Controlling
Gernot Domes von der Fachhochschule Kärnten, Villach wurde mit dem 2. Preis für seine Masterarbeit „Die Auswirkungen der Digitalisierung im Kontext von Industrie 4.0 auf die Funktionen des Controllings am Beispiel lokal produzierender Unternehmen“ ausgezeichnet, die von Dr. Alexander Sitter betreut wurde.
Die Arbeit, so Jurorin Christina Keindorf, beantworte anhand empirischer Untersuchungen die Frage, inwieweit hiesige Produktionsunternehmen auf die Veränderungen der Funktionen und Aufgabengebiete des Controllings im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und Industrie 4.0 vorbereitet sind. Diese Problemstellung sei anhand eines bestehenden Reifegradmodells zur digitalen Transformation im Controlling, welches der Autor eigenständig erweitert habe, um konkrete Handlungsempfehlungen für produzierende Unternehmen ableiten zu können. „Damit verbindet Herr Domes in beispielhafter Weise Theorie und Praxis.“
Kombination von Controlling-Klassiker (Target Costing) und modernem Thema (Agilität)
Der 3. Preis wurde an Anna Adem von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mit der Bachelorarbeit „Agiles Target Costing in der Halbleiterbranche am Beispiel der Infenion Technologies AG“, betreut von Prof. Dr. Roman Stoi, verliehen.
Die Arbeit sei eine gute Mischung aus Theorie und Praxis, eine Verbindung von Controlling-Klassiker (Target Costing) und modernem Thema (Agilität), so Jury-Mitglied Gerhard Radinger. Hier sei eine eigenständige und innovative Konzeption zum agilen Target Costing in der Halbleiterindustrie erarbeitet worden. Das Werk überzeuge insbesondere im Praxisteil durch die detaillierte Analyse der Situation im Ausbildungsunternehmen sowie durch die exemplarische Umsetzung der Konzeption auf ein konkretes Chipentwicklungsprojekt, das messbare Erfolge gezeigt habe. Der innovative Ansatz bestehe in der Verknüpfung des klassischen Target-Costing-Prozesses mit agilen Methoden der Organisation und des Projektmanagements. Das ermögliche, erfolgsrelevante Bedürfnisse und die Preisbereitschaft der Kunden bereits zu Beginn der Produktentwicklung einzubeziehen. Nach dem „Fail-early-Prinzip“ ließen sich erste Entwicklungsergebnisse iterativ bewerten, um sie bei Bedarf unter Beachtung vom Markt erlaubter Kosten sowie von Kundenanforderungen schnell und flexibel anzupassen.
Der seit 2005 alljährlich verliehene Preis wurde auch in diesem Jahr wieder von Haufe und der Haufe Akademie gesponsert.
Infos zum Preis und zur Jury
Der von Prof. Dr. Nicole Jekel geleiteten Jury gehören an: Gerhard Radinger, Trainer der CA Controller Akademie; der langjährig ehrenamtlich im ICV engagierte Dr. Walter Schmidt aus Berlin; Christina Keindorf, Leiterin Konzerncontrolling DB Konzern und Ute Schröder von den Controlling-Benchmark-Zirkeln.
Bei ihrer Entscheidung hat die Jury – wie in den Jahren zuvor – feste Kriterien angelegt: Neben der wissenschaftlichen Fundierung ging es bei der Entscheidung vor allem um die praktische Relevanz der Fragestellung, die direkte Umsetzbarkeit der entwickelten Konzepte, den Innovationsgrad der Abschlussarbeiten sowie um die Konformität der Arbeiten bzw. deren kritischer Diskussion zu den Grundsatzpositionen des ICV.
Zwölf Teilnehmende aus allen Ländern der DACH-Region hatten Abschlussarbeiten eingereicht. Diese deckten thematisch von klassischen Controlling-Instrumenten wie der Kostenrechnung und der Budgetierung über das Risikomanagement bis zu Agilität und Digitalisierung die ganze Bandbreite ab. Zudem bildeten auch die einreichenden Institutionen die gesamte Breite des Hochschulspektrums ab, was laut Professorin Jekel für eine breite Akzeptanz des Nachwuchspreises in der Hochschullandschaft spreche. In ihrer Laudation erklärte Frau Jekel, „für die praktische Weiterentwicklung des Controllings ist der intensive Austausch mit Hochschulen und anderen Ausbildungseinrichtungen notwendig. In diesem Sinne möchten wir mit dem Preis die Leistung junger Nachwuchskräfte, die bereits während ihres Studiums innovative wissenschaftliche Lösungen für praktische Probleme des Controllings entwickeln, anerkennen.“ Sie dankte allen beteiligten Studierenden und deren Professorinnen und Professoren, weil diese den Praxisbezug in ihrer Lehre und Forschung pflegen. „Für die Controllerpraxis ist es von großer Bedeutung, dass sich Studierende während ihrer Ausbildung nicht nur mit theoretischen Konzepten und Methoden, sondern auch mit deren praktischer Anwendung und daraus entstehenden Problemen beschäftigen.“
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