Vom Banking zum Ökosystem
Heutzutage besteht aus der Sicht von Banken immer mehr die Gefahr, gerade in Hinblick auf die Digitalisierung von Bankdienstleistungen, den persönlichen Kundenkontakt zu verlieren. Deshalb versuchen Banken früher beim Customer Buying Cycle anzusetzen, wo die Grundlage für spätere Finanzentscheidungen getroffen werden. Beispielsweise haben es die Deniz Bank oder die Tinkoff Bank bereits verstanden, Bankangebote mit Produkt- und Dienstleistungsfacetten anderer Unternehmen zu verbinden.
Es ist jedoch herausfordernd, mit diesem Ansatz ein nachhaltiges Geschäft zu betreiben, da alle Unternehmen um ihren Gewinnanteil kämpfen. Es geht also in erster Linie darum, die Kundenbedürfnisse früh zu erkennen und ein Ökosystem zu schaffen. Dies im Bestreben einen Kundenmehrwert zu generieren, der aus letztlich aus Kombination von Produkten und (Finanz-)Dienstleistungen entsteht.
Wie das Migros Universum von einer Bank profitieren kann
Bei der Migros stellt bereits das Erbe von Gottlieb Duttweiler ein Ökosystem in den Bereichen Ernährung und Genuss, Gesundheit, Lifestyle und Reisen sowie Finanzdienstleistungen dar. Über die Zeit hinweg sind daraus etwa 200 Unternehmen aus verschiedenen Bereichen entstanden, unter anderem die Migros Bank. Die Migros Bank hat sich zu einer der größten schweizerischen Universalbanken entwickelt. Unter die Finanzdienstleistungen fallen im Migros-Konzern beispielsweise Finanzierungslösungen, Immobilienentwicklung und Versicherungen.
Eine spannende Opportunität für die Bank ergab sich zum Beispiel auch im Bereich der Bezahlsysteme. So hat die Migros Gruppe zusammen mit der Migros Bank die Cumulus Kreditkarte neu aufgelegt, die ein attraktives Zahlmittel für Kunden darstellt und die Kostenlast der Detailhandel-Sparte senkt. Die besten Ideen entstehen immer im engen Austausch zwischen Unternehmen. Daraus entstehen tolle Win-win-Situationen für das ganze Migros Universum.
Das Ökosystem der Migros Gruppe
Das Thema Ökosystem passt gut in die Normstrategie der Bank, welche "Reichweite erhöhen und das Synergiepotenzial innerhalb der Migros-Gruppe zu nutzen" lautet. Gleichzeitig ist es für die einzelnen Unternehmen des Ökosystems wichtig, das Kerngeschäft nicht aus den Augen zu verlieren. Im Fall der Migros Bank ist dies das Privat- und Firmenkundengeschäft. Es gilt, dieses Kerngeschäft zu stärken, und gleichzeitig das Synergiepotenzial innerhalb des Konzerns auszuschöpfen. Die Migros Bank ist aber auch mit Unternehmen außerhalb der Migros Gruppe in Ökosystemen verknüpft. So entstanden diverse Kooperationen wie z. B.:
- Im Bereich der Mobilität arbeitet die Bank mit dem Partner Gowago, einem Anbieter von Auto-Leasing, zusammen und ist dabei auch eine Partnerschaft mit Tesla eingegangen.
- Im Ökosystem Wohnen sind viele Parteien eingebunden und die Migros Bank deckt mittlerweile den gesamten Zyklus der Immobilienwirtschaft ab. Das beginnt mit der eigenen Immobiliengesellschaft CSL und geht bis hin zur energetischen Sanierung in Zusammenarbeit mit dem Partner Helion.
Diese Kooperationen ermöglichen es der Bank, komplexe Sachverhalte von Kundinnen und Kunden vollständig abzudecken und zur Lösung zu bringen.
Und funktionieren nun Ökosysteme?
Die persönliche Einstellung von Manuel Kunzelmann ist, dass Ökosysteme dann funktionieren, wenn das Unternehmen die Kontrolle über die Qualität und Relevanz von Marktleistungen, oder zumindest einen Teil davon, behält. Gleichzeitig bietet das Ökosystem die Möglichkeit, mit spannenden Firmen zusammen zu arbeiten. Wichtig ist, dass alle Unternehmen auch einen Mehrwert von dieser Partnerschaft haben – dies muss auf Augenhöhe passieren sowie eine Win-win-Situation darstellen, sonst laufen Partnerschaften über die Zeit aus. Die Migros Bank sieht sich innerhalb des Ökosystems als Orchestrator, wenn es um die Themen Mobilität und Wohnen geht, da die Bank alle Dienstleistungen rund um diese Themen anbietet. Dies bedeutet, dass die Migros diese Partnerschaften steuert und auch in die jeweiligen Unternehmen investiert. Manuel Kunzelmann betont auch, dass diese Ökosysteme keine Selbstläufer sind, sondern aktiv geführt werden müssen.