Umweltcontrolling nicht mehr wegzudenken
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in letzter Zeit an Bedeutung. Insbesondere die ökologische Dimension steht im Fokus vieler Unternehmen. Da immer mehr Investitionen in nachhaltige Aktivitäten fließen, wird ein professionelles Umweltcontrolling, auch Green Controlling genannt, wichtig. Aktuelle Studien zeigen, dass sich Controller der Thematik durchaus bewusst sind. Die Mehrheit von ihnen ist überzeugt davon, dass die Quantifizierung des ökologischen Handelns sinnvoll ist und Umweltthemen in die Controlling-Instrumente integriert werden sollten (siehe Abbildung 1).
Trotzdem gehören die Bereiche Controlling und Finanzen eher zu jenen Abteilungen, die sich vergleichsweise wenig mit Umweltthemen befassen. Abbildung 2 zeigt, dass ökologische Themen bestenfalls mittelmäßig in die bestehenden Controlling-Prozesse integriert sind. Bei der strategischen Planung, Reporting und im Beschaffungs-Controlling ist die Bedeutung stärker ausgeprägt als in anderen Bereichen. Insbesondere im IT-Controlling, dem Marketing- und Vertriebscontrolling sowie der Kosten- und Ergebnisrechnung bestehen Entwicklungspotenziale.
Instrumente für ein Umweltcontrolling
Für ein aussagekräftiges Umweltcontrolling können Controller durchaus auf vorhandenes Werkzeug zurückgreifen. Dies muss jedoch in unterschiedlichem Umfang angepasst und weiterentwickelt werden. Im Folgenden werden einige vielversprechende Ansätze vorgestellt:
1. Erweiterung der Kosten- und Leistungsrechnung
Bei einer Erweiterung der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) werden externe Kosten und Nutzen einbezogen. Der bisherige Kostenbegriff muss dafür erweitert werden: Kosten und Nutzen beziehen sich nicht nur auf den Prozess der Leistungserstellung im Unternehmen, sondern auf jede Umwelteinwirkung. Wenn diese externen Effekte durch Gebühren oder Steuern als Kosten deklariert werden können, ändert sich aus Sicht der KLR nichts, denn es handelt sich um klar definierbare Kosten. Findet eine derartige Internalisierung nicht statt, so müssen zusätzliche Erfassungs- und Bewertungsprobleme gelöst werden.
2. Stoff- und Energiebilanzen
Stoff- und Energiebilanzen bieten die Möglichkeit, den Produktionsprozess transparent darzustellen. Erst dadurch werden die Ströme von Stoffen sichtbar, die ansonsten unbemerkt vom Unternehmen abgegeben werden. Somit können Stoff- und Energiebilanzen für eine ökologische Schwachstellenanalyse hilfreich sein. Neben Stoff- und Energiebilanzen sind noch andere Formen möglich, wie z.B. produktspezifische oder prozessbezogene Bilanzen.
3. Kennzahlen und Indikatoren
Kennzahlen und Indikatoren gehören zu den klassischen Controlling-Instrumenten. Die Herausforderung besteht darin, aussagekräftige Kennzahlen für das Umweltcontrolling zu definieren. Als relativ etabliert gelten Kennzahlen in den Bereichen Material, Energie, Abfall und Emissionen in Luft und Wasser. Exemplarisch seien zwei Beispiele genannt:
a | Stoffeffizienz | = | Stoffinput |
Produkt-/Prozessoutput |
b | Recyclingquote | = | Anteil des recycelten Materials |
Gesamtmaterialverbrauch pro Jahr |
Neben Kennzahlen erfüllen Indikatoren eine wichtige Funktion für die umweltbezogene Früherkennung. Sie können wichtige Hinweise geben bei geplanten Gesetzesänderungen oder im Rahmen von Expertengesprächen. Diese „schwachen Signale“ müssen jedoch sorgsam gefiltert und interpretiert werden.
Grundlagen
Dieser Beitrag beruht zwei Publikationen aus dem Haufe Controlling Office:
Ansätze und Instrumente des Nachhaltigkeitscontrollings – ein praxisorientierter Überblick, HI2944577
Nachhaltigkeit als neues Ziel: Herausforderung und Lösungsansätze für das Green Controlling, HI2720287