Rahmenbedingungen der Unternehmensplanung selbst planen?

Jede Planung basiert auf Annahmen zu Rahmenbedingungen, deren Entwicklung ein Unternehmen nicht beeinflussen kann. Dazu zählen Wechselkurse, Rohstoffpreise, Konjunkturentwicklungen - und Handelszölle. Jedoch ist eine analytische Planung bzw. Prognose dieser externen Größen unmöglich, ja sinnlos. Für die Controller empfiehlt sich hier die klassische – einfachste – Alternative.

Erwartungen der Marktteilnehmer beeinflussen Entwicklung

Für viele Bezugsgüter gibt es Preise, die sowohl von den zukünftigen Nutzern, als auch spekulativ tätigen Anlegern beeinflusst werden. Diese Aussage trifft auf alle Einkaufsgütern zu, die so standardisiert sind, das sich ein eindeutiger Marktpreis, meistens an einer Börse, bilden lässt. Bei Rohstoffpreisen und Währungskursen, Transportkosten von Containern und Energiepreisen gilt diese Prämisse.

Wie Denker erster, zweiter und dritter Ordnung Prognosen beeinflussen

Selbstverständlich fließen entsprechende Annahmen in die Planung ein. Wie ein Controller unter diesen Umständen zu einer Einschätzung kommen kann, verdeutlicht ein einfaches Experiment von Richard Thaler (Thaler, S.272). In einem Preisausschreiben in der Financial Times stellt Thaler die Aufgabe, eine Zahl zwischen 0 und 100 zu schätzen, die so nah wie möglich bei zwei Dritteln der durchschnittlichen Schätzungen aller Teilnehmer an dem Gewinnspiel liegt.

  1. Ein Denker erster Ordnung vermutet, dass die anderen Spieler im Durchschnitt eine 50 angeben. Er schätzt also 33, zwei Drittel von 50.
  2. Ein Denker zweiter Ordnung geht davon aus, dass die meisten Spieler Denker der ersten Ordnung sind, somit 33 angeben, woraus sich seine Vermutung von 22 ergibt.
  3. Der Denker dritter Ordnung nimmt dagegen an, dass die meisten Teilnehmer Denker zweiter Ordnung sind, 22 als Lösung vermuten, weshalb er 15 angibt.

Der Leser erkennt, dass es keinen Ausweg aus diesem Gedankenkonstrukt gibt. Seinen Abschluss haben die Überlegungen erreicht, wenn das sog. Nash-Gleichgewicht erreicht ist. Es ist bei der Zahl erreicht, bei der niemand mehr seine Schätzung ändern will. Das Nash-Gleichgewicht im vorliegenden Spiel ist 0. Nun werden entsprechende „Spiele“ in der Realität an sämtlichen Börsen „gespielt“.

Die Gewinnzahl war übrigens die 13.

Propheten und deren Wirkung

Müssten Menschen eigentlich nicht merken, dass Experten keinen Nutzen bei der Prognose zukünftiger Ereignisse bieten? Dennoch wollen wir Prognosen hören, gerne möglichst drastische. Im Januar 2020 sind die beiden meistverkauften Wirtschaftsbücher: „Der größte Crash aller Zeiten“ und „Weltsystemcrash“. Der Grund, warum solche Werke populär bleiben, fast Thaler mit einem etwas zynischen Bild zusammen: „Viele Menschen haben Geld mit dem Verkauf von Zaubertränken oder Schneeballsystemen gemacht, aber nur wenige sind mit dem Rat reich geworden: Kaufen Sie das Zeug nicht“ (Thaler, S.81) .

Für den Controller lautet der Ratschlag dazu wie folgt: Hören Sie den Propheten nicht zu! Irgendwann einmal haben diese wieder recht, zufälligerweise. Bis dahin sollte Controller ihre Arbeitszeit mit anderen Dingen verbringen, bei den externen Planungsgrößen schlicht die Vergangenheit fortschreiben. Nicht, weil dies immer stimmt, sondern weil es nichts Besseres gibt.

Literatur:

Thaler, Richard: Misbehaving, 2019

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