Prof. Dr. Ralf Eberenz, Prof. Dr. Stefan Behringer
"Kennzahlen aus dem Bereich Nachhaltigkeit finden immer mehr Eingang in das Management-Reporting."
Längst kein Modethema mehr
Beim Thema Nachhaltigkeit handelt es sich nicht um ein Modethema. Es wird bleiben und betriebliche Entscheidungen immer stärker beeinflussen. Nicht nur der Gesetzgeber sorgt mit immer neuen Verordnungen für eine größere Transparenz im Bereich Nachhaltigkeit. Es sind inzwischen auch Investoren, Mitarbeiter, Kunden und die unmittelbar am Unternehmen interessierte Öffentlichkeit, die nachhaltiges Verhalten direkt und ohne Kompromisse einfordern. Diverse Initiativen auf Nicht-Regierungsebene und in internationalen Organisationen sorgen seit Langem für einen Druck auf Unternehmen, auch über den Einfluss des Unternehmens auf Gesellschaft und Umwelt zu berichten. Die Transparenz wird zwangsläufig größer. Greenwashing, wie es viele Konzerne betrieben haben oder noch betreiben, wird aufgrund gesetzlicher Anforderungen künftig nur noch schwer möglich sein. Der Gesetzgeber hat durch die bis zum Jahresende 2016 zwingend vorzunehmende Umsetzung der CSR-Richtlinie der EU die Leitlinien abgesteckt. Kapitalmarktorientierte Unternehmen ab einer bestimmten Größe (mit mehr als 500 Mitarbeitern) oder aus wichtigen Branchen (Banken, Versicherungen etc.) müssen demnach eine Erklärung zu nichtfinanziellen Sachverhalten abgeben sowie ihr Diversitätskonzept für Leitungs-, Verwaltungs- und Aufsichtsorgane erläutern. Mit diesen einschlägigen Pflichten zur Veröffentlichung wird auch die Aufmerksamkeit für diese Kennzahlen im Management steigen.
Die ökologischen und sozialen Folgen von Entscheidungen müssen tatsächlich berücksichtigt werden. Ansonsten können Stakeholder das Unternehmen auf vielfache Weise sanktionieren. Diese Entwicklung bedingt zwangsläufig, dass das Konzerncontrolling sich auch diesen Fragen widmet. Unterlässt es dies, werden andere Abteilungen in diese Lücke stoßen und eine immer größere Rolle bei der Entscheidungsvorbereitung spielen. Daraus folgt für das Konzerncontrolling, dass es sich der nicht-finanziellen Sphäre der Unternehmen öffnen muss. Dies erfordert andere Instrumente zur Datenerhebung, andere Kenntnisse bei der Analyse und damit insgesamt andere Kompetenzen für Konzerncontroller.
Integration in die Regelprozesse
Das Konzerncontrolling muss auf prozessualer Ebene Aspekte der nachhaltigen Unternehmensführung integrieren. Dabei ändert sich auch die Rolle, die Controller spielen. Wird das Konzept tatsächlich ernst genommen, so ist es zwangsläufig notwendig, "grüne" Aspekte auch in der Entscheidungsvorbereitung ernsthaft zu berücksichtigen, was sich auch in veränderten Anforderungen an die Kompetenz des Konzerncontrollings zeigen wird.