Zusammenfassung
Opportunitätskosten sind die Kosten, die dadurch entstehen, dass die nächstbeste Alternative nicht gewählt werden kann - es sind die Kosten einer entgangenen Gelegenheit.
Der Unternehmer steht immer wieder vor der Aufgabe, aus mehreren Alternativen eine auszuwählen. Dazu bereitet der Kostenrechner Entscheidungsgrundlagen vor und bietet Entscheidungshilfen wie z. B. die Berechnung relativer Deckungsbeiträge an. Die Wahl einer der angebotenen Alternativen, in der Regel die mit dem wirtschaftlich besten Ergebnis, hat immer zur Folge, dass eine andere Alternative nicht gewählt wird. Dies verursacht dem Unternehmen einen Nachteil in Form des nicht erzielbaren Vorteils der abgelehnten Alternative. Mit diesem Nachteil, Opportunitätskosten genannt, wird die ausgewählte Möglichkeit belastet.
1 Wann stellt sich die Frage nach den Opportunitätskosten?
Opportunitätskosten sind die Kosten, die dadurch entstehen, dass die nächstbeste Alternative nicht gewählt werden kann.
Investitionsentscheidung eines Unternehmers
Ein einfaches Beispiel ist die Investitionsentscheidung eines Unternehmers. Der Alternative „Unternehmenskauf” steht mindestens eine andere Alternative entgegen, und zwar die Anlage des Geldes auf der Bank. Stehen 1 Mio. EUR zur Verfügung und hat die Wirtschaftlichkeitsberechnung einen Gewinn von 100.000 EUR pro Jahr ergeben, dann wird die Investition getätigt, wenn die Anlage des Geldes auf der Bank weniger als 10 % Zinsen ergibt. Liegen die Zinserträge bei 6 % pro Jahr, ergeben sich Opportunitätskosten von 60.000 EUR, da diese nicht erzielt werden können. Der eigentliche Vorteil des Unternehmenskaufes beträgt damit nur noch 40.000 EUR.
Diese Berechnungen müssen immer dann angestellt werden, wenn
- mehrere positive Alternativen zur Verfügung stehen und
- die einzusetzenden Faktoren knapp sind.
Durch den Ansatz der Opportunitätskosten besser Risiken abschätzen
Der Umgang mit den Opportunitätskosten ist nicht immer leicht verständlich. Sie müssen bereits eine Bewertung der Alternativen vorgenommen haben, denn es wird immer die beste mit der nächstbesten Möglichkeit verglichen. Sie können mit dem Ansatz der Opportunitätskosten jedoch eine wesentlich bessere Risikoabschätzung der einzelnen Alternativen durchführen.
2 Wie berechnet man die Opportunitätskosten?
Opportunitätskosten sind vielschichtig. Grundsätzlich handelt es sich dabei um einen Vorteil, der nicht realisiert wird. Das kann der Gewinn sein, auf den verzichtet wird, weil die Maschine für die Herstellung von Produkten nicht gekauft wird. Bei Finanzierungsentscheidungen bestehen die Opportunitätskosten häufig aus entgangenen Zinsen der Anlagemöglichkeit. Möglich ist jedoch auch die Berechnung von nicht erzielten Kostenvorteilen.
Ansatz über Deckungsbeiträge
Weit verbreitet ist der Ansatz entgangener Deckungsbeiträge als Opportunitätskosten. Die Entscheidung für die Herstellung eines Produkts verdrängt im Engpass (z. B. ein Verpackungsautomat) andere Produkte, die für das Unternehmen einen Deckungsbeitrag erwirtschaftet hätten. Dieser muss geringer sein als der Deckungsbeitrag, der von dem nun gefertigten Produkt erwirtschaftet wird. Das sollte die Berechnung der Vorteilhaftigkeit verschiedener Programmvarianten ergeben haben. Die Berechnung der Opportunitätskosten zeigt, wie viel die Entscheidung für die gewählte Alternative kostet.
Im Fall der kalkulatorischen Kosten, die einen alternativen Einsatz von Produktionsfaktoren bewerten, werden die Opportunitätskosten als entgangene Einnahmen oder Erlöse für eine alternative Verwendung berechnet. Die Höhe dieser Kosten hängt stark ab von der Einschätzung des Kostenrechners. Wie hoch sind die am Markt wirklich zu erzielenden Zinsen? Was ist ein gerechter Unternehmerlohn?
Opportunitätskosten in der Wirtschaftlichkeitsrechnung
In der Wirtschaftlichkeitsrechnung wird die Vorteilhaftigkeit von Verhaltensalternativen ermittelt. Gleichgültig ob es sich um Investitionsentscheidungen oder andere Inhalte handelt, immer steht am Ende der Berechnung ein Ergebnis jeder Alternative fest. Mit nur wenigen Ausnahmen können die Möglichkeiten mit negativen Ergebnissen sofort ausgeschlossen werden. Von den positiven Alternativen werden alle verwirklicht, solange noch die entsprechenden Mittel (Kapital, Kapazitäten etc.) vorhanden sind. Diese Vorgehensweise führt bei teilbaren Alternativen relativ einfach zum Ergebnis. Problematisch wird es jedoch, wenn die Möglichkeiten jeweils nur ganz oder gar nicht durchgeführt werden können.
In solchen Fällen kann die Berücksichtigung von Opportunitätskosten ein Weg sein, die Entscheidung zu bestimmen.
Opportunitätskosten in der Wirtschaftlichkeitsrechnung
Als Beispiel sei die Entscheidung zwischen zwei Maschinen dargestellt. Nur eine der Investitionen kann verwirklicht werden, weil der Platz in den Fertigungshallen begrenzt ist. Maschine A kostet 500.000 EUR und lässt ein Ergebnis von jährlich 50.000 EUR erwarten. Maschine B kostet 300.000 EUR und bringt einen Gewinn von 45.000 EUR pro Jahr. Die Entscheidung müsste für Maschine A fallen, da diese den absolut ...