In der Praxis wird vor allem darauf geachtet, dass Kunden die gewährten Zahlungsfristen einhalten, was z. B. mit modernen Buchhaltungsprogrammen problemlos möglich ist. Zahlen Kunden verspätet, werden sie in den meisten Fällen vom Unternehmen gemahnt und zur zügigen Zahlung aufgefordert. Kommen Kunden dem nicht nach, können Unternehmen Kosten und Zinsen in Rechnung stellen.
Sie lassen sich zudem schwerer messen und können daher unbemerkt vom Unternehmer zu Problemen führen. Häufig fällt es wegen mangelndem Bewusstsein und fehlender Messmethoden nicht auf, dass Rechnungen erst Tage oder Wochen nach Leistungserbringung gestellt werden.
Anders bei stillen Kredittagen: Stille Kredittage heißen u. a. so, weil man Kunden im Prinzip ungewollt längere Zahlungsziele einräumt als im Vertrag vorgesehen. Erst wenn alle Unterlagen in der Buchhaltung, erstellt diese die Rechnung – ohne zu fragen, warum die Zusammenstellung der Dokumente so lange dauert. Können oder wollen Unternehmen Rechnungen nicht unmittelbar an die Leistungserbringung stellen, gewähren sie Kunden eine längere Zahlungsfrist: die Zeit, die bis zur Rechnungsstellung vergeht plus die eigentliche Zahlfrist. Und da vergehen zwischen Leistungserbringung und Geldeingang schon mal 6-8 Wochen. Und da ein Unternehmen für die zögerliche Rechnungsstellung Kunden nicht verantwortlich machen kann, bleibt es auf den höheren Kosten sitzen.
Mehrkosten durch stille Kredittage
Wie teuer es werden kann, zeigt ein sehr stark vereinfachtes Beispiel: Ein Unternehmen hat am 01.03.01 eine Leistung für einen Kunden in Höhe von 100.000 EUR erbracht. Am selben Tag muss eine Rechnung von 50.000 Euro an einen Lieferanten bezahlt werden. Flüssige Mittel sind nicht vorhanden und es gibt im Betrachtungszeitraum keinen weiteren Geldein- und Ausgang. Die Rechnung wird erst am 30.03.01 gestellt, weil noch rechnungsbegründende Unterlagen fehlen. Das Zahlungsziel beträgt 30 Tage. Da das Unternehmen kurzfristig über keine Mittel verfügt, muss es den Kontokorrentkredit in Höhe von 50.000 Euro für 60 Tage beanspruchen. Bei einem Zinssatz von 8 % fallen so rd. 666 EUR Zinsen an. Könnte die Rechnung nach 10 Tagen gestellt werden, und zahlt der Kunde pünktlich, beträgt die Zinsbelastung "nur" etwa 444 Euro. Eine Ersparnis von rund 222 Euro. Hochgerechnet auf ein Jahr kommen so u. U. schnell mehreren tausend Euro an unnötigen Zinsen zusammen.