Das Jahr 2024 verdeutlichte abermals, dass die beeinflussenden Faktoren der Aktien- und Kryptomärkte deutliche Überschneidungen aufweisen. Neben den bekannten Einflussgrößen spielte zum Jahresende insbesondere die US-Politik eine maßgebliche Rolle für beide Assetklassen.
Nach einem zuvor bereits positiven Aktien- und Kryptojahr in den USA beflügelte die erneute Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beide Assetklassen positiv. Aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften und deren Bekanntheit verlief das Kryptojahr jedoch sehr differenziert. Zumindest am BTC bemessen, war 2024 jedoch auch vor der US-Präsidentschaftswahl von nennenswerten Kurserfolgen geprägt. Auch ETH entwickelte sich zu Jahresbeginn sehr dynamisch, konnte die zwischenzeitlichen Hochs jedoch nicht verteidigen und notiert auch nach der Wahl noch deutlich unter seinen historischen Höchstständen.
1.1 Kapriolen der Vergangenheit werden vernachlässigt
Sowohl die medial umfangreich besprochene und als eine der prominentesten Insolvenzen des Kryptosektors geltende Zahlungsunfähigkeit der Kryptobörse FTX bzw. der Investmentfirma Alameda Research im Jahr 2022 werden vom Markt mittlerweile nicht weiter berücksichtigt, sondern können als verarbeitet angesehen werden. Auch der damalige Verfall des FTT-Token, der mit der FTX in enger Verbindung stand und damals für Turbulenzen am gesamten Markt sorgte, findet keine weitere Bewertung.
Terra bzw. UST war ursprünglich einer der größten und beliebtesten Stablecoins, obwohl bereits vor dem Kursverfall im Mai 2022 eine gewisse Skepsis vorherrschte, da das hohe Zinsversprechen für Investoren kaum haltbar war. Die indirekte Bindung an den US-Dollar über den Luna-Token wurde letztendlich scheinbar durch einen gezielten Angriff auf den Coin bzw. dessen Sicherungsmechanismen unterminiert.
In Folge des Kursverfalls wurden Bestände zunehmend abgezogen bzw. liquidiert, denn die tägliche Liquidität des Stablecoins war ein Verkaufsversprechen der Gründer. Erst die einberufene Abstimmung unter den Luna-Stakern und Validatoren führte zu einem Hard Fork und folglich einer Trennung der Blockchain, welcher der UST zum Opfer fiel.
Die Auswirkungen des Zusammenbruchs des Terra-Ökosystems trafen unter anderem auch den Krypto-Währungsdienstleister Celsius und den Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC). Celsius stellte die Auszahlungen ein und meldete später Insolvenz an. 3AC verzeichnete nennenswerte Verluste, seine Kreditlinien wurden fällig gestellt und im weiteren Verlauf wurde der Fonds liquidiert.
Diese beiden Negativbeispiele könnten umfangreich durch weitere einschneidende Ereignisse ergänzt werden. Sie prägen die Vergangenheit des Krypto-Sektors und sorgen international für neue Aktivitäten der Kapitalmarktaufsichtsbehörden. Die vorherrschende Euphorie am Markt in Folge der angekündigten Maßnahmen in den USA drängt diese jedoch in den Hintergrund.
1.2 Regulierungsvorhaben geraten in den Hintergrund
Sowohl die beschriebenen, negativen Szenarien des Kryptomarktes, als auch der generelle Schutz von Verbrauchern bzw. Investoren steht im Fokus sämtlicher Regulatoren der globalen Finanzmärkte. Insbesondere die SEC stufte einzelne Kryptowährungen in der Vergangenheit bereits als Wertpapiere ein, um sie unter ihre direkte Aufsicht zu nehmen und somit schrittweise Kontrolle über den Markt zu erlangen.
Insbesondere die bisherige Vorgehensweise der SEC scheint durch die Absichten von Donald Trump nunmehr vor einem Wendepunkt zu stehen. Der alte und neue US-Präsident hat ein umfangreiches Liberalisierungspaket im Schlepptau, mit demer die Rahmenbedingungen des Krypto-Sektors deutlich vereinfachen möchte. Insbesondere die bisherigen US-Regulierungsvorhaben stehen dabei in seinem Fokus.
Beispielhaft aufzuführen sind diesbezüglich folgende Absichten:
- Aufgabe der Planung eines US-amerikanischen Zentralbank-Coins als digitales Geld der Federal Reserve, um keine zentrale Alternative zu bestehenden oder neu geschaffenen dezentralen Kryptowährungen und insbesondere Stable-Coins zu bieten,
- Beendigung der Versuche, Kryptowährungen als Wertpapiere zu klassifizieren und somit dem SEC-Regime zu unterstellen, wodurch insbesondere Initial Coin Offerings deutlich erleichtert würden,
- Aufbau eines regulatorischen Rahmenwerks für die Sicherung von Stablecoins, um bspw. derartigen, bereits beschriebenen Verwerfungen im Zusammenhang mit Terra bzw. UST vorzubeugen und Anleger zu schützen.