Viele der bisher angesprochenen Maßnahmen zur Reduktion von Leerkosten haben neben der kurzfristigen auch eine langfristige Komponente: Sie machen das Unternehmen weniger anfällig für die Entstehung von Leerkosten. Ist das Unternehmen in der Situation, dass Leerkosten auf das Ergebnis drücken, muss meist schnell gehandelt werden, um die aktuelle Lage noch zu verbessern. Schnelle Reaktionen sind dann gefragt. Es geht dabei ausdrücklich nicht um Maßnahmen zur Abwendung von Liquiditätsproblemen. Diese müssten mit weitaus aggressiveren Mitteln bekämpft werden.
Bestände reduzieren
Die Leerkosten, die im Lager durch überhöhte Bestände entstehen, umfassen neben den Gebäude- und Finanzierungskosten auch das Risiko von Schwund und Untergang. Vor allem verderbliche oder modische Ware verliert schnell an Wert. Der Sonderverkauf überschüssiger Waren bringt nicht nur Liquidität in die Kassen, sondern verringert auch die Leerkosten. Das gilt sowohl für Fertigprodukte als auch für Materialien, die auf einer Börse (z. B. bei der IHK) angeboten werden können. Wo möglich, sollten die Lagerbestände an ihre Lieferanten zurückgegeben werden. Wenn der Lagerverkauf frühzeitig durchgeführt wird, können weitaus höhere Preise erzielt werden, als wenn dies erst sehr spät geschieht. Außerdem entfallen dann die im Lager sonst entstehenden Leerkosten.
Kosten für Immobilien
Ähnlich verhält es sich mit den Gebäuden. Diese werden in den Zeiten, in denen Leerkosten vermehrt auftreten, nicht richtig genutzt. Der zur Verfügung stehende Raum wird unwirtschaftlich genutzt, es erfolgt eine Gewöhnung an das großzügige Platzangebot. Obwohl die Gebäude meist nicht variabel den Bedürfnissen angepasst werden können, lassen sich Leerkosten in erheblichem Maße einsparen. Dazu werden Teile der Gebäude freigeräumt, verbleibende Funktionen rücken zusammen. Das geht z. B. im Verwaltungsgebäude, wo leere Schreibtische in den Büros besetzt werden, um ganze Etagen oder Bereiche frei zu bekommen. Auch in der Fertigung und im Lager lassen sich oft bestimmte Gebäudeteile komplett räumen. Die leeren Gebäude oder deren Teile werden verschlossen, der Unterhalt auf ein notwendiges Minimum beschränkt. Dadurch entfallen Leerkosten in Form von Energie, Reinigung, Abnutzung usw.
Freie Kapazitäten für Fremdaufträge nutzen
Sollten die Kapazitäten nicht auf ein wirtschaftliches Maß gesenkt werden können, müssen Versuche unternommen werden, sie zu füllen. Das kann z. B. geschehen, indem für andere Unternehmen Lohnarbeiten erledigt werden. Vor einer Entscheidung dazu muss der Kostenrechner die notwendigen Preise exakt ermitteln. Meist ist eine neuartige Organisation notwendig, um die Lohnarbeiten zu erledigen. Auch das Risiko ist anders (Produkthaftung, Forderungsausfall). So interessant sich diese Möglichkeit auch anhört, in der Praxis finden sich immer Probleme, von denen viele fast unüberwindbar sind.
Experten fragen
In der Praxis hat es sich als erfolgreich erwiesen, bei der Reduktion von Leerkosten die Experten zu befragen. Ihre Mitarbeiter kennen ihren Arbeitsbereich sehr genau und können schnell Hinweise geben, wo in der aktuellen Situation Leerkosten eingespart werden können. Erklären Sie den Personen die Situation genau und lassen Sie sich Vorschläge geben. Die Anzahl und Qualität der Vorschläge überraschen oft. Auch viele kleine Einsparungen führen zum Ziel.