Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Fischer
Zusammenfassung
Zur Sicherung der Effizienz sind wesentliche Kennzahlen für die Logistikleistung und die Logistikkosten erforderlich. Diese sollten nicht nur den Istzustand abbilden, sondern durch Verknüpfung mit Sollwerten als Steuerungsinstrument eingesetzt werden können.
Bei den Kennzahlen sollte man sich auf wenige wirklich wichtige Kennzahlen beschränken. Dazu zählen im Wesentlichen die Kennzahlen Bestandsreichweite und Liefertreue.
In dem Beitrag werden zunächst die Ziele und Erfolgsfaktoren der Logistik dargestellt. Im Anschluss folgen die wichtigen Logistikkennzahlen mit Beschreibung, Formel und Steuerungs- bzw. Interpretationshilfe.
1 Ziele der Logistik mit den 7 Rs definieren
Logistikkosten haben eine hohe Relevanz
Die Mobilität ist in vielen Bereichen Voraussetzung und Bestandteil erfolgreicher wirtschaftlicher Tätigkeit, von Kundenzufriedenheit und Lebensqualität. Darüber hinaus hat die Logistik auch eine Kostenrelevanz. Rund 10 % aller Kosten in Industrieunternehmen und knapp 30 % aller Kosten in Handelsunternehmen haben etwas mit logistischen Prozessen zu tun.
Die Logistik ist zunehmend auch ein Wettbewerbsfaktor: Bei vergleichbarer Produktqualität werden logistische Leistungen wie Liefertermin und Lieferqualität zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal.
Die Aufgabe der Logistik wird häufig als die 7-R-Aufgabe definiert: Es geht darum, die richtigen Objekte in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Qualität zu den richtigen Kosten mit den richtigen Informationen am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen. Es geht also um die Erfüllung von Kundenanforderungen. Dabei sind insbesondere folgende Randbedingungen von Bedeutung:
- Die zunehmende Arbeitsteilung und die damit einhergehende Verringerung der Fertigungstiefe führen zu einer Erhöhung der Logistikkomplexität. Der Anteil Beschaffungs- und Distributionskosten kann dabei 75 % und mehr der Herstellkosten umfassen.
- Die Produktion wird zunehmend durch Kundenaufträge gesteuert. Die sog. Pull-Steuerung geht einher mit kleinen Losgrößen und kurzer Durchlaufzeit bzw. Lieferzeit.
- Die Produktlebenszyklen werden kürzer. Beispielsweise hat sich der Lebenszyklus des VW Golf vom Modell I bis zum aktuellen Modell halbiert.
- Auch in den Absatzmärkten muss produziert werden. Das erfordert eine starke Vernetzung von Standorten mit hohen Anforderungen an die interne und externe Logistik.
- Der Anteil an Direktanlieferungen (Just in Time, Just in Sequence) an den Verbrauchsort in der Produktion steigt.
- Die Lieferumfänge werden kleiner. Insbesondere durch den Onlinehandel wird dieser Trend noch verstärkt.
- Das Kostenbewusstsein nimmt immer weiter zu.
2 Erfolgsfaktoren für Logistikleistung und -effizienz
Logistikeffizienz ist nicht einfach zu ermitteln
Der Output der logistischen Prozesse wird als Logistikleistung bezeichnet, im Wesentlichen beinhaltet diese den Lieferservice. Der Input besteht aus den Logistikkosten, im Wesentlichen den Bestandskosten sowie den Prozesskosten. Anders als in der Produktion ist es nicht so einfach, die Effizienz als Verhältnis von Output und Input darzustellen. Es geht in der Praxis darum, ein notwendiges Maß an Logistikleistung zu möglichst niedrigen Logistikkosten zu erreichen.
Die Effizienz der Logistik wird in den jeweiligen Anwendungsbereichen deshalb an den kritischen Erfolgsfaktoren gemessen. Dies sind:
- Zeit,
- Qualität,
- Flexibilität,
- Kosten.
Zeit
Für die Logistikleistung gewinnt der Faktor Zeit immer mehr an Bedeutung. Die kurzfristige Lieferfähigkeit bestellter Ware und die Erreichbarkeit der wichtigsten Märkte innerhalb von 24/48 Stunden sind wichtige Differenzierungsmerkmale im Wettbewerb der Produzenten und Händler eines Landes. Konzepte wie Just in Time oder Efficient Consumer Response (ECR) setzen wesentlich auf den Faktor Zeit.
Die wichtigsten Logistikkosten sind:
- Kapitalbindungskosten für Lagerbestände,
- Personal-, Material- und Energiekosten,
- Abschreibungskosten für eigene Gebäude und Anlagen,
- Miet- und Nutzungskosten für fremde Gebäude und Anlagen.
In Abhängigkeit von den gewählten Beschaffungs-, Lagerhaltungs-, Verpackungs- oder Kooperationsstrategien ergeben sich in einigen Kostenarten stark divergierende Entwicklungen, sodass die Suche nach einer kostenoptimalen Lösung eine in der Praxis häufig zu lösende Aufgabe darstellt. Beispiele hierfür sind die Bestellmengenoptimierung, die Bestandsoptimierung oder die Verpackungsoptimierung.
Die Qualität der logistischen Leistungserstellung kann gemessen werden
- an der termingerechten Verfügbarkeit der bestellten oder gelieferten Güter und
- an dem Servicegrad als Verhältnis befriedigter Anforderungen/Nachfragen zur Gesamtzahl der Anforderungen/Nachfragen.
Flexibilität wird zum Erfolgsfaktor
Zunehmende Bedeutung bekommt die Flexibilität als Erfolgsfaktor. In Bezug auf die Logistik bedeutet dies vor allem:
- die Anpassung an Schwankungen von Angebot und Nachfrage,
- die Anpassung an neue Märkte und neue Lieferanten-Produzenten-Beziehungen,
- die Anpassung an neue Produkte, auch durch die kürzeren Produktlebenszyklen und
- die Anpassung von Arbeitszeiten und Betriebszeiten an schwankende ...