Produktionscontrolling: Selbstverständnis, Aufgaben und ... / 3.5.3 Messung der Zielerreichung in der Fertigung

Produktionsleistung in Stück oder Euro messen

Das Interesse des Produktionscontrollings gilt abschließend dem Erreichungsgrad der fertigungswirtschaftlichen Ziele. Neben der Produktionsleistung, die in Stück, bei heterogenem Produktspektrum besser in Euro, ausgedrückt wird, stehen dabei vor allem die erreichte Produktionsqualität, die Termintreue und die Produktivität im Mittelpunkt der Betrachtungen.

Fertigungsqualität anhand von Qualitätskosten beurteilen

Qualität wird dabei aus Controllingsicht vor allem anhand von Ausschussquoten (in Euro und in Prozent der Produktionsleistung) und der während der Produktion verursachten Qualitätskosten, bestehend aus Prüf-, Fehlerverhütungs- und Fehlerkosten, beurteilt. Um die Termintreue zu messen, kann wiederum auf Auswertungen der Betriebsdatenerfassungstermine zurückgegriffen werden, die einen Vergleich von zugesagten und realisierten Auslieferungsterminen ermöglicht.

Produktivität differenziert messen

Schwieriger erscheint hingegen die Messung der Produktivität, die leider nicht mit einer einzigen Kennzahl, in Form von Output zu Input, beurteilt werden kann, sondern faktorspezifisch in die Teilproduktivitätsgrößen

• Mitarbeiterproduktivität,
• Materialproduktivität und
• Anlagenproduktivität

aufgespalten wird. Die denkbaren Kennzahlausprägungen sind hierbei durchaus vielfältig und würden entsprechend den Umfang dieser Abhandlung sprengen.

Plankostenrechnung in der Produktion

Gute Hinweise auf die Erreichung der Produktionsziele liefert auch, wenn gleich in etwas abstrakter Form, die flexible Plankostenrechnung. Die ihr zugrunde liegenden Rechenalgorithmen sind für Mitarbeiter eines stark technisch orientierten Unternehmensbereichs wie der Fertigung jedoch stark erklärungsbedürftig, weshalb selbige erfahrungsgemäß nur ergänzend zu anderen fertigungswirtschaftlichen Steuerungsgrößen eingesetzt werden sollte. Dennoch liefern die verschiedenen Kostenabweichungen, die sich bei Anwendung der flexiblen Plankostenrechnung aus dem Vergleich von Soll- und Ist-Produktionskosten ergeben, für das Produktionsmanagement interessante Erkenntnisse.

Verbrauchsabweichungen zeigen Verschwendung auf

So beziffern Verbrauchsabweichungen in Euro den mengenmäßigen Mehr- oder Minderverbrauch an eingesetzten Ressourcen und geben damit Hinweise auf Verschwendung oder auf Einsparungen in der Fertigung. Beschäftigungsabweichungen sind hingegen eine monetäre Größe für die Auslastung der Fertigungskapazitäten. Spezialabweichungen wie der technische Verfahrensfortschritt beziffern den erreichten Rationalisierungserfolg in der Fertigung. Die Verfahrensabweichung quantifiziert hingegen Mehr- oder Minderkosten, die eine Abweichung vom Standardfertigungsprozess (z. B. manuelle Bearbeitung anstelle von maschineller Bearbeitung) verursacht.

Die so vom Controller herbeigeführten Erkenntnisse können entsprechend auch hier Anstoß für fertigungstechnische Optimierungsmaßnahmen sein, die dazu beitragen, die Effizienz in der Fertigung zu sichern oder sogar zu steigern.

"Cost Center Produktion"

Als Kostenrechner ist der Produktionscontroller – trotz der stark leistungsmengenorientierten Denk- und Handlungsweise in der Fertigung – auch bei der regelmäßigen Berechnung stückbezogener Herstellkosten gefordert. Schließlich geben die Herstellkosten ein stückbezogenes und in Euro beziffertes wesentliches Ergebnis der Produktion wieder, nämlich – wie der Name bereits sagt – was letztlich die Herstellung der Produkte kostet. Sie sind schließlich das Maß, an dem der Leiter des "Cost Centers Produktion" gemessen wird. Gelingt es ihm, die der Verkaufspreiskalkulation zugrunde liegenden Herstellkosten zu erreichen oder sogar durch entsprechende Rationalisierungsmaßnahmen zu unterschreiten, so hat er einen wesentlichen Beitrag zur Gewinnerzielung geleistet.

Da viele technischen Maßnahmen oftmals erzeugnisbezogen durchgeführt werden, ist diese Information des Controllers für das Produktionsmanagement von größter Bedeutung. Auf Basis der Herstellkosten lässt sich abschließend erkennen, ob technisches Handeln zu wirtschaftlichem Erfolg führt.