In diesem Abschnitt werden mehrere Beobachtungen und spezifischere Überlegungen zusammengefasst, welche die Herausforderungen beschreiben, die im Zusammenhang mit einer Wertbeitragsanalyse auftreten. Auf diese Weise soll der Leser bei der Beurteilung der Anwendbarkeit und Nützlichkeit des vorgestellten Ansatzes für das eigene Unternehmen unterstützt werden.
9.5.4.1 Praktische Herausforderungen
Nach den Erfahrungen des Autors erlaubt eine VCA die klare Unterscheidung zwischen verschiedenen Geschäftsmodellen, z. B. B2B und B2C, und verschiedenen Geschäftsbereichen. RACI-Faktoren können in diesem Zusammenhang verschiedene hierarchische Entscheidungsebenen und deren Interaktion in einem Unternehmen auf einfache Weise widerspiegeln.
Wenn zum ersten Mal eine VCA für ein Unternehmen oder einen multinationalen Konzern durchgeführt wird, kann die Arbeitshypothese sein, dass die identifizierten und abschließend definierten Werttreiber und/oder Geschäftsprozesse in allen Geschäftsbereichen gleich sind. Dies hängt jedoch von den Fakten und jeweiligen Umständen im betrachteten Unternehmen oder Konzern ab.
Wenn diese Basisannahme nicht geeignet ist, die reale Situation wiederzugeben, wird die VCA komplexer, da beispielsweise eine Differenzierung nach Geschäftsbereichen geboten sein kann. In diesem Fall muss auch analysiert werden, ob gleiche oder unterschiedliche Werttreiber und/oder unterschiedliche Geschäftsprozesse relevant sein könnten, was sich auch auf ihre jeweilige Bedeutung und ihr Gewicht bezieht.
9.5.4.2 Gewinn-beeinflussende Faktoren
In einer VCA kann die funktionelle Natur einer Gesellschaft in vereinfachter Form durch ein (hoch-)aggregiertes Funktionsprofil beschrieben werden (z. B. "Produzent", "Vertreiber" usw.). In der Praxis können die von diesen Gesellschaftstypen erzielten Gewinnniveaus jedoch stark variieren, und zwar in Abhängigkeit von anderen als funktionalen Faktoren und/oder rein internen Eigenschaften, z. B. aufgrund von externen/marktbezogenen Einflussfaktoren. Diese Einsicht bezieht sich auf den Umstand, dass Wertbeitragsanalysen notwendigerweise eine interne Perspektive einnehmen, indem die Werttreiber, Geschäftsprozesse und Beiträge der beteiligten Gesellschaftstypen definiert werden. Wenn eine VCA eingesetzt wird, um die Höhe des Gewinns verschiedener Gesellschaftstypen zu begründen oder um Zielmargen für Gesellschaften im Hinblick auf bestimmte konzerninterne Transaktionen abzuleiten, kann der funktionsbezogene Gewinnbeitrag eines Gesellschaftstyps nicht der einzige entscheidende Faktor sein, um einem vordefinierten Gesellschaftstyp einen bestimmten Gewinnanteil zuzuordnen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass eine VCA nicht (einzel-)transaktionsbezogen ist.
Daraus folgt, dass in der Praxis mehr als ein Faktor und mehr als nur interne Einflussfaktoren den Gewinnbeitrag beeinflussen, nicht nur die ausgeübten Funktionen, die getragenen Risiken und die eingesetzten Vermögenswerte. Werttreiber und Geschäftsprozesse können solche externen Faktoren nur indirekt widerspiegeln. Daher sollte man bedenken, dass eine VCA weder externe Faktoren noch interne Soft Factors unmittelbar abbildet.
9.5.4.3 Fehlende Interquartilsbandbreiten
Wenn Wertbeitragsniveaus für verschiedene Gesellschaftstypen und/oder konzerninterne Transaktionen abgeleitet werden, liefert eine VCA in der Regel nur eindeutige Wertbeitragspunktwerte (d. h. relative Wertbeitragsanteile), aber keine Wertbeitragsbandbreiten. Gesellschaften, die demselben Funktionstyp angehören, können jedoch, wie oben beschrieben, eine recht große Bandbreite an tatsächlichen Gewinnmargen erreichen. Dies kann zum Teil auch darauf zurückzuführen sein, dass bestimmte Funktionen und ihr Umfang in verschiedenen Unternehmen unterschiedlich sein können, möglicherweise sogar innerhalb desselben Industriesektors und/oder desselben multinationalen Konzerns.
Zur Lösung dieses Problems könnte aus externer Sicht ein alternativer Ansatz zur Etablierung einer VCA eingesetzt werden. Abhängig von der Datenverfügbarkeit und dem Grad der funktionalen Differenzierung könnten mehrere Benchmarking-Studien durchgeführt werden, wobei sich jede Studie auf eine andere wertschöpfende Funktion in einem multinationalen Unternehmen/einer Tochtergesellschaft konzentriert. Anstelle von Punktwerten würden dann aus solchen Benchmarking-Studien Interquartilsbandbreiten für die wertschöpfenden Funktionen in der betrachteten Gesellschaft a...