Alexander C. Blankenstein
Zusammenfassung
Umwelt- und Energiethemen im Immobilienbereich nennt Anlage 1 zu § 1 Satz 1 ZertVerwV in Ziff. 1.3. Der DIHK-Rahmenplan (Stand März 2022) taxiert diesen Prüfungsgegenstand mit S/1.
1 Grundsätze
Deutschland richtet seine gesamte Klima-, Energie- und Wirtschaftspolitik auf den "1,5-Grad-Klimaschutz-Pfad" aus. Die Stromversorgung soll daher bereits im Jahr 2035 nahezu vollständig auf erneuerbaren Energien beruhen. Um die neuen Ausbauziele zu erreichen, ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit Inkrafttreten am 1.1.2024 grundlegend überarbeitet worden. Konkretisierend sieht das GEG für neu zu errichtende Gebäude das Niedrigstenergiegebäude vor (siehe Kap. B.VI.4.4.1). Allerdings sind die ambitionierten Zwischenziele in Einzelbereichen nicht erreicht worden, weshalb mit weiteren entsprechenden gesetzgeberischen Aktivitäten in nächster Zukunft zu rechnen ist.
Bedeutung der Immobilien
Immobilien tragen in erheblichem Maß zum Klimawandel bei. Nahezu 40 % des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf den Gebäudesektor und hiervon fast 2/3 auf Wohnhäuser. Während der Bauphase werden lediglich 20 % der durch Gebäude erzeugten Treibhausgase generiert, die restlichen 80 % der Belastung entstehen hingegen im laufenden Betrieb der Immobilie. Insoweit spielt Nachhaltigkeit im Immobiliensektor eine erhebliche Rolle. Nicht nur eine ressourcenschonende Verwendung von Baustoffen, sondern auch eine energiesparende Bauweise für die Nutzungsphase haben insoweit große Bedeutung. Ökonomie und Ökologie sind nicht als gegensätzliche Aspekte zu betrachten, sondern miteinander zu verbinden.
2 Klimaschutzprogramm 2030
Die Bundesregierung hat am 20.9.2019 Eckpunkte für ein Klimaschutzprogramm 2030 vorgelegt, das seinen Niederschlag im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) gefunden hat und am 31.8.2021 in Kraft getreten ist. Zweck des Gesetzes ist es nach § 1 KSG, zum Schutz vor den Auswirkungen des weltweiten Klimawandels die Erfüllung der nationalen Klimaschutzziele sowie die Einhaltung der europäischen Zielvorgaben zu gewährleisten. Dabei werden die ökologischen, sozialen und ökonomischen Folgen berücksichtigt. Grundlage bildet die Verpflichtung nach dem Übereinkommen von Paris aufgrund der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, wonach der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius und möglichst auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen ist, um die Auswirkungen des weltweiten Klimawandels so gering wie möglich zu halten.
Vorrangigstes Klimaschutzziel ist die Verringerung der Treibhausgasemissionen:
- bis zum Jahr 2030 sollen diese um mindestens 65 % gegenüber dem Niveau von 1990 verringert werden,
- bis zum Jahr 2040 um mindestens 88 % gegenüber 1990.
Bis zum Jahr 2045 ist das Ziel die Netto-Treibhausgasneutralität. Es muss dann ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgas-Emissionen und dem Abbau herrschen. Im Übrigen können die Klimaschutzziele erhöht, nicht aber abgesenkt werden.
3 Treibhausproblematik
Insbesondere die sog. Treibhausgase sind in Form des Treibhauseffekts für die fortschreitende Erderwärmung ursächlich. Zunächst ist der natürliche Treibhauseffekt elementar für die Bewohnbarkeit der Erde. Ohne natürlichen Treibhauseffekt wäre es schlicht eiskalt, denn er sorgt für Temperaturen, die die Erde bewohnbar machen, indem die Wärme, die von der Sonne zur Erde gelangt, nicht sofort wieder in den Weltraum entweichen kann. Die in der Natur vorkommenden Treibhausgase, wie Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Wärmestrahlen, die vom Erdboden Richtung Weltraum zurückgeschickt (emittiert) werden, noch einmal zum Erdboden gelangen. Dadurch wird die Erde erwärmt. Der natürliche Treibhauseffekt findet mithin ohne den Einfluss des Menschen statt.
Ihm gegenüber steht der menschengemachte, sog. "anthropogene" Treibhauseffekt. Menschen produzieren durch Verkehrsmittel, Industrie und Landwirtschaft nämlich Treibhausgase, die die Erde zusätzlich erwärmen.
Insbesondere die Konzentration von CO2 ist seit Beginn der Industrialisierung um 44 % gestiegen. Hauptursache hierfür ist die Nutzung fossiler Brennstoffe. Fossile Brennstoffe haben sich in Jahrmillionen aus Abbauprodukten von toten Pflanzen und Tieren entwickelt. Zur Klasse der fossilen Energieträger gehören Braunkohle und Steinkohle, Torf, Erdgas sowie Erdöl. Sie alle speichern chemische Energie.
Einsparpotenzial
Das größte CO2-Einsparpotenzial ist in den 5 Bereichen
- Energie,
- Verkehr,
- Industrie,
- Landwirtschaft und
- Gebäude
zu erzielen. So macht der Gebäudesektor allein rund 38 % des gesamten CO2-Ausstoßes aus. Dabei werden während der Bauphase lediglich 20 % der durch Ge...