Jahrhundertaufgabe Klimaneutralität gemeinsam meistern
„Wir haben keine Zeit, wir brauchen ungeheuer viel Geld, aber wir müssen es schaffen!" Felix Lüter, Geschäftsführender Vorstand der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) bringt es auf den Punkt. Fakt ist: Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von historischem Ausmaß – und das schließt die Wohnungswirtschaft mit ihrem Versorgungs- und Sozialauftrag mit ein. In Anbetracht dieses Handlungsdrucks trat 2019 die IW.2050 auf den Plan. Seither haben sich bereits 57 Wohnungsunternehmen und sieben Institutionen der Gemeinschaft angeschlossen. Eine starke Gruppe, die derzeit über 1,4 Millionen Wohneinheiten vertritt und täglich wächst. Aktuell haben weitere 25 Interessenten in zehn Bundesländern ebenfalls ihre Mitarbeit in Aussicht gestellt.
Starke Stimme der Branche
Neben dem interdisziplinären Austausch von Know-how und Erfahrungswerten, der zeitnahen Entwicklung von Konzepten und Lösungsstrategien wird gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW aktiv finanzielle Unterstützung seitens der Politik eingefordert. „Wir müssen geschlossen auftreten und mit einer starken Stimme sprechen“, so Lüter, „denn alleine kann die deutsche Wohnungswirtschaft diese Aufgabe definitiv nicht bewältigen.“ Bundesweit nimmt dieser Zusammenschluss in der Wohnungswirtschaft schon jetzt eine Vorreiterrolle mit großem öffentlichem Engagement ein. Die Initiative versteht sich als Unterstützung der Wohnungsunternehmen und ihrer Verbände zur Erreichung der Klimaziele – aus der Branche für die Branche. Lüter möchte vor allem auch kleinere Wohnungsunternehmen ansprechen, sich der Allianz anzuschließen. Denn alle haben derzeit die gleichen Fragestellungen – unter anderem: Wie ermittle ich mein CO2-Budget? Wie erstelle ich meine Konzern-Energiebilanz? Muss ich meine Modernisierungsquote steigern? Wenn ja: Um wieviel genau? Was sind geeignete technische Maßnahmen? Wie finanziere ich all das?
Bei der Gründung in Berlin hatten sich die Partner der IW.2050 Ende Januar 2020 für die Rechtsform e. V. entschieden und einen professionell besetzten Vorstand gewählt. Seit März 2020 haben bislang 15 Online-Fachveranstaltungen mit jeweils bis zu 80 Teilnehmern stattgefunden. Schon nach wenigen Monaten existieren bereits praxisnahe Excel-Werkzeuge, die es den Partnern ermöglichen, individuell für ihr Wohnungsunternehmen ihre eigene IST- und Ziel-CO2-Bilanz für ihre Klimastrategie zu ermitteln. Wissenstransfer und Know-how-Vermittlung stehen daher besonders im Fokus. Axel Gedaschko, GdW-Präsident und Vorstandsvorsitzender der IW.2050 konstatiert: „Die meisten unserer GdW-Mitgliedsunternehmen haben weniger als 20 Mitarbeiter. Für sie ist es unmöglich, alles selbst umzusetzen. Daher ist partnerschaftliches Handeln so wichtig!“ Der Beitritt anderer Wohnungsunternehmen jeder Größenordnung ist nach wie vor jederzeit möglich.
Die Initiative wird von einem Experten-Team unter Leitung des Geschäftsführenden Vorstands beraten. Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, um die Positionierung zu stärken, rundet das Angebot ab. Vernetzung und stetiger Austausch sind feste Bestandteile der Formate. Die Website www.iw2050.de verfügt über einen internen Login-Bereich für die Partner, in dem exklusiv alle Dokumentationen der Veranstaltungen eingestellt werden. Neumitgliedern ist somit ein schneller fachlicher Einstieg und Anschluss möglich. Die verabschiedete Satzung sieht Jahresbeiträge – je nach Unternehmensgröße – von 1.500 bis maximal 10.000 Euro vor.
Es geht um mehr als nur die Hülle
Größte Herausforderung für die ganze Branche ist die Modernisierung ihrer Wohngebäude, die zu großen Teilen in den 1950er bis 1970er Jahren errichtet wurden. Technisch, so Lüter, sei es durchaus möglich, ein Bestandsgebäude so zu modernisieren, dass es Klimaneutralität erlangt. Hierzu bedarf es neben einer guten, aber auch nicht supermaximierten Hülle vor allem erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung. Für ihn ist damit ein Paradigmenwechsel im Bausektor eingeleitet. Als Leiter des Kompetenzcenters Nachhaltigkeitsmanagement der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW) identifiziert er eine weitere Stellschraube: Die Modernisierungsquote in der Wohnungswirtschaft muss massiv gesteigert werden! Derzeit beträgt sie ein Prozent – zu wenig, um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen. Es müssten mindestens zwei Prozent sein, ausbaufähig auf drei, denn das ist das EU-Ziel. Eine Größenordnung, von der die Wohnungsunternehmen bisher nur träumen können.
Unterstützung durch Verbände und EBZ
Der Dachverband GdW war, ebenso wie der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e. V. (VdW südwest), der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW West) und die EBZ Business School GmbH als Bildungseinrichtung der Branche vom Start weg engagierter Unterstützer der Initiative. Zum Kreis der institutionellen Partner gehören zwischenzeitlich auch der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen (VdWNB), der Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) sowie der der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG).
Axel Gedaschko verwies schon bei der Gründungsversammlung auf das enge Zeitfenster und die hoch gesteckten Ziele: „Um das postulierte Zwei-Grad-Ziel und einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050 zu erreichen, gilt es, den Einsatz noch einmal deutlich zu erhöhen. Jedes Unternehmen braucht hierfür zwingend eine klare Perspektive und einen verlässlichen Entwicklungspfad für die nächsten 30 Jahre, um politisch, strategisch und operativ handlungsfähig zu sein. Nur mit vereinten Kräften können nötige Entscheidungen für die Zukunftssicherheit aller gefällt werden.“
Felix Lüter
Geschäftsführender Vorstand der IW.2050 e.V.
felix.lueter@iw2050.de, +49 (69) 678674-1280, Initiative Wohnen
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