Deutsche Unternehmen haben Nachholbedarf bei "Social Collaboration"
Wenn es um die digitale Transformation geht, betonen Vorstände, Geschäftsführer und CIOs den hohen Stellenwert von "Social Collaboration" in ihrem Unternehmen. Gemeint ist hier der Einsatz unterschiedlicher Tools und Technologien, um vernetzte Formen der Zusammenarbeit zu etablieren – mit dem Ziel, den Wissenstransfer innerhalb der Belegschaft zu fördern und Businessentscheidungen zu beschleunigen. Eine Studie der Technischen Universität Darmstadt sowie der Unternehmensberatung Campana & Schott hat die Verbreitung von Social Collaboration in deutschen Unternehmen untersucht.
Social Collaboration: Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Zwar streben fast drei Viertel der Szudienteilnehmer durch die vernetzte Zusammenarbeit eine Verbesserung der eigenen Unternehmenskultur an. Jeweils knapp die Hälfte zielt zudem auf die Förderung von Prozess- oder Produktinnovationen. Die Umfrage unter 519 Mitarbeitern von Unternehmen unterschiedlichter Größe und Branche zeigte jedoch, dass zwischen den hohen Erwartungen und dem Unternehmensalltag noch eine große Lücke klafft. Als Kennzahl beschreibt der "Social-Collaboration-Reifegrad", welche Technologien zur Bearbeitung einer Aufgabe genutzt werden. Auf einer Skala von "0" (vollständig analog) bis "3" (vollständig digital) erzielten die befragten Unternehmen einen durchschnittlichen Reifegrad von 1,24. Das heißt, persönliche Kontakte, Telefonate und E-Mails stehen nach wie vor hoch im Kurs.
Vernetztes Arbeiten steigert Arbeitseffizienz
Gleichzeitig konnte die Studie einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Nutzung von fortschrittlichen Technologien und der eigenen Arbeitseffizienz nachweisen. Folglich können Unternehmen ihre Produktivität verbessern, wenn sie geeignete Lösungen bereitstellen und dafür sorgen, dass sie genutzt werden. Dieses Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft. "Die Art, wie wir zusammenarbeiten, bestimmt ganz wesentlich, welche Ergebnisse wir dabei erzielen werden", so Dr. Eric Schott, Geschäftsführer von Campana & Schott.
Social-Collaboration-Reifegrad: Mittelstand hat Nachholbedarf
Unternehmen des gehobenen Mittelstands mit 1.000 bis 20.000 Mitarbeitern haben im Durchschnitt einen niedrigeren Reifegrad als größere Unternehmen. Dadurch schneiden sie auch bei der Effizienz schlechter ab. Dies sei erstaunlich, da der deutsche Mittelstand eigentlich für seine Innovationskraft bekannt sei, so die Studie. "Aus der Praxis wissen wir, dass mittelständische Unternehmen statt auf schnelle Einzellösungen, eher auf eine übergreifende Social-Collaboration-Strategie setzen, die von der obersten Führungsebene getragen wird. Dies ist die richtige Herangehensweise, auch wenn die Umsetzung mehr Zeit in Anspruch nimmt", so Boris Ovcak, Director Social Collaboration bei Campana & Schott.
Unternehmenskultur beeinflusst, wie starkt die Social Collaboration ausgeprägt ist
Der Grad der vernetzten Zusammenarbeit und die jeweilige Unternehmenskultur stehen der Studie zufolge in engem Zusammenhang: So nutzen markt- und kundenorientierte Firmen deutlich häufiger fortschrittliche Technologien als auf interne Prozesse und Hierarchen ausgerichtete. Vor allem in stark regulierten Branchen spielen Stabilität und Regelkonformität eine wichtige Rolle. Somit verwundert es nicht, dass die Mehrheit der Banken, Versicherungen aber auch Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie einen unterdurchschnittlichen Reifegrad aufweisen. Das Gegenbeispiel dazu seien die FinTechs, die sich über Wachstum und Weiterentwicklung definieren, heißt es im Studienbericht: Nach dem Motto "Trial and Error" sei partielles Scheitern hier kein Fehler, sondern trage zur schnelleren Marktreife von Innovationen bei. Auch in anderen Branchen setzten disruptive Firmen traditionelle Unternehmen zunehmend unter Druck. Mit vernetzter Zusammenarbeit könnten sie ihre Flexibilität und Effizienz erhöhen.
Studie liefert toolunabhängigen Gesamtüberblick zur Verbreitung von Social Collaboration
Die "Deutsche Social-Collaboration-Studie" ist als mehrjährige Untersuchung angelegt und liefert einen toolunabhängigen Gesamtüberblick, inwieweit vernetzte Zusammenarbeit in deutschen Unternehmen bereits etabliert ist. Dafür wurde untersucht, welche Methoden in unterschiedlichen Anwendungsszenarien zum Einsatz kommen. Die Studie geht auf Trends ein und befasst sich neben der reinen unternehmensinternen Nutzung auch mit der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Partnern, Dienstleistern und Kunden.
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