Zusammenfassung

 
Überblick

Aktivitäten der betrieblichen Gesundheitsförderung oder auch betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) gewinnt in Zeiten des demografischen Wandels, Fachkräftemangels und sozialer Verantwortung in Unternehmen zunehmend an Bedeutung, da es zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiter beiträgt. Die positiven Effekte solcher Maßnahmen sind unter Berücksichtigung entsprechender Qualitätskriterien gut erforscht und belegt. Eine der größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang stellt dabei die erfolgreiche Ansprache schwer erreichbarer Zielgruppen dar. Diese Zielgruppen können z. B. aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen, ihrer demografischen Merkmale oder ihrer Einstellungen gegenüber Gesundheitsmaßnahmen schwer zu erreichen sein. Insbesondere die erfolgreiche Ansprache von gesundheitlich gefährdeten oder beeinträchtigten Mitarbeitern innerhalb dieser Personengruppen ist von besonderer Bedeutung für den nachhaltigen Erfolg eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Gesundheitsförderliche Maßnahmen können nur dann erfolgreich sein, wenn sie effektiv auf die Zielgruppe abgestimmt sind und von den Mitarbeitern angenommen werden. In diesem Beitrag wird erläutert, welche Zielgruppen im BGM oftmals schwer zu erreichen sind und welche Strategien und Maßnahmen erfolgreich sein können, um diese Gruppen anzusprechen.

1 Identifikation schwer erreichbarer Zielgruppen

Einzelne Mitarbeiter oder auch ganze Personengruppen in Unternehmen können aus den unterschiedlichsten Gründen bei Maßnahmen der Gesundheitsförderung schwer erreichbar sein. Die Gründe können dabei sowohl in der Thematik selbst, z. B. aufgrund ihrer persönlichen Einstellung gegenüber dem Thema Gesundheit, als auch aufgrund grundsätzlicher Herausforderungen in der Kommunikation liegen. Veränderungen bringen zumindest kurzzeitig Instabilität. Der Verlust von Stabilität in Form von Gewohnheiten und Bekanntem verunsichert Menschen. Neue Prozesse und Rahmenbedingungen bedeuten ein Neuergründen, Austarieren sowie persönliches und fachliches Weiterentwickeln. Veränderung wird häufig mit einer Gefahr für die eigene Stellung und persönliche Situation verbunden und es resultieren Widerstände im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Zudem ist das Erlernen neuer Abläufe und ggf. der Umgang mit neuer Technik anstrengend. Es ergeben sich dabei zwei Unterscheidungen von Widerständen. Zum einen die fehlende Anpassungsbereitschaft (Nicht-Wollen) und zum anderen das fehlende Anpassungsvermögen (Nicht-Können).[1]

Aufgrund einer Vielzahl von möglichen Herausforderungen in diesem Zusammenhang, die je nach Ausgangssituation im Unternehmen sehr unterschiedlich sein können, sollen zunächst einige Beispiele für "schwer erreichbare" Zielgruppen in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, für die im folgenden einige Strategien aufgezeigt werden:

  • Schichtarbeiter: Durch unregelmäßige Arbeitszeiten und Schichtdienst haben Schichtarbeiter oft Schwierigkeiten, an regelmäßigen Gesundheitsangeboten teilzunehmen, insbesondere wenn diese nur zu fixen Zeitpunkten wahrgenommen werden können (z. B. jeden Mittwoch um 17:00 Uhr).
  • Mitarbeiter im Außendienst: Diese Gruppe verbringt einen Großteil ihrer Arbeitszeit außerhalb des Unternehmens, was den Zugang zu betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen erschwert. Dies kann "nur" einen Teil der Belegschaft betreffen, z. B. Außendienstmitarbeiter im Vertrieb, aber auch ganze Berufszweige, wie z. B. Taxifahrer, Berufskraftfahrer etc.
  • Ältere Mitarbeiter: Ältere Arbeitnehmer haben möglicherweise spezifische gesundheitliche Bedürfnisse und könnten gegenüber neuen Gesundheitsinitiativen skeptischer sein, speziell, wenn sich über viele Jahre (negative) Gewohnheiten eingeprägt haben.
  • Mitarbeiter mit Migrationshintergrund: Sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede können die Teilnahme an BGM-Maßnahmen beeinflussen. Sprachliche Barrieren können durchaus auch andere Gruppen betreffen, wenn beispielsweise Informationen nicht in einfacher Sprache kommuniziert werden.
  • Niedrig qualifizierte Arbeitnehmer: Diese Gruppe hat eventuell weniger bzw. erschwerten Zugang zu Gesundheitsinformationen und ist weniger in betriebliche Kommunikationsstrukturen eingebunden (z. B. kein eigener PC am Arbeitsplatz). Dabei zeigen sich auch außerhalb der Arbeitswelt Korrelationen zwischen Prädikatoren, wie z. B. sozialer Status oder Bildung, und mangelnder Gesundheitskompetenz.[2]
[1] Vahs (2023): Organisation. Ein Lehr- und Managementbuch, 11. Auflage, Schäffer-Poeschel, Stuttgart/Freiburg.
[2] Sørensen/Pelikan/Rothlin/Ganahl/Slonska/Doyle/Fullam/Kondilis/Agrafiotis/Uiters/Falcon/Mensing/Tchamov/van den Broucke/Brand/Consortium (2015): Health literacy in Europe: comparative results of the European health literacy survey (HLS-EU), European Journal of Public Health, 25(6), S. 1.053–1.058.

2 Strategien zur Ansprache schwer erreichbarer Zielgruppen

Die zuvor aufgeführten Kategorien von Arbeitnehmern sollen keinesfalls stigmatisieren. In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass diese Personen- und Berufsgruppen – aus beschriebenen Gründen – mit Maßnahmen im Rahmen eines ...

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