Syrische Arbeitskräfte in Deutschland

Nach Angaben des Ausländerzentralregisters lebten im November 2024 rund 974.000 syrische Staatsangehörige in Deutschland – darunter 685.000 im erwerbsfähigen Alter. Im September 2024 waren rund 287.000 Syrerinnen und Syrer beschäftigt, darunter 236.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Beschäftigungsquote inklusive ausschließlich geringfügiger Beschäftigung ist seit 2016 um 30 Prozentpunkte auf 41,7 Prozent im September 2024 gestiegen. Etwa sechs von zehn syrischen Staatsangehörigen üben eine Beschäftigung als qualifizierte Fachkraft aus – gut zwei Fünftel von diesen sogar in einem Engpassberuf. Dies geht aus den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit hervor.
80.000 syrische Fachkräfte in Engpassberufen
Zwar arbeiten gut 86.000 der hierzulande beschäftigten Syrerinnen und Syrer in Helfertätigkeiten, etwa in der Lagerwirtschaft, der Reinigung oder im Verkauf Mit rund 127.000 ist jedoch die Mehrheit in qualifizierten Jobs für Fachkräfte mit Berufsausbildung oder Studium tätig. Knapp 80.000 von diesen waren laut Angaben des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) Köln in sogenannten Engpassberufen tätig, in denen Stellen besonders schwierig zu besetzen sind. Die meisten waren als Fachkraft beschäftigt, also in Tätigkeiten, die in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung erfordern. Damit tragen syrische Beschäftigte dem IW zufolge in nennenswertem Umfang dazu bei, den Fachkräftemangel in Deutschland abzufedern. Unter den Engpassberufen mit besonders starken Besetzungsschwierigkeiten, in denen viele syrische Fachkräfte arbeiten, sind auffallend viele Sozial- und Gesundheitsberufe sowie klimarelevante Handwerksberufe
Handwerksberufe für die Transformation
Die meisten syrischen Fachkräfte in Berufen mit starken Engpässen arbeiten in der Kraftfahrzeugtechnik. Zwischen Juni 2023 und Mai 2024 waren hier durchschnittlich gut 4.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Syrer tätig. Zeitgleich fehlten hier im selben Zeitraum 16.281 Fachkräfte, sodass fast sieben von zehn offenen Stellen rein rechnerisch nicht besetzt werden konnten, weil passend qualifizierte Fachkräfte fehlten.
Ebenfalls wichtig seien syrische Fachkräfte in klimarelevanten Berufen wie Bauelektrik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Metallbau sowie der elektrischen Betriebstechnik, so das IW Köln. Fachkräfte der Bauelektrik seien beispielsweise das Nadelöhr für den Ausbau erneuerbarer Energien. Hier konnten zuletzt acht von zehn offenen Stellen nicht besetzt werden, weil bundesweit mehr als 18.000 Fachkräfte fehlten.
Syrische Arbeitskräfte nehmen wichtige versorgungsrelevante Aufgaben in Deutschland wahr
In fünf Gesundheits- und Sozialberufen, die aktuell besonders vom Fachkräftemangel betroffen sind, arbeiten ebenfalls viele Syrer. Dazu zählen Zahnmedizinische Fachangestellte, die Gesundheits- und Krankenpflege, die Kinderbetreuung und -erziehung, die Sozialarbeit und Sozialpädagogik sowie die Altenpflege. Beispielsweise in der Gesundheits- und Krankenpflege, wo zuletzt mehr als sieben von zehn offenen Stellen rechnerisch nicht besetzt werden konnten, weil knapp 17.000 Fachkräfte fehlten, arbeiteten 2.157 syrische Fachkräfte.
Zwar tauchen syrische Ärzte nicht unter den Top-10-Engpassberufen auf, werden aber alle Fachrichtungen aufsummiert, waren im Betrachtungszeitraum rund 5.300 Syrer als angestellte Ärzte tätig. Ihre Rückkehr würde den Fachkräftemangel unter Ärzten verschärfen und zu Versorgungsengpässen führen. Syrer nehmen im Gesundheits- und Sozialwesen wichtige versorgungsrelevante Aufgaben in Deutschland wahr, so das Fazit des IW Köln.
Syrer tragen zur Fachkräftesicherung bei
Mit einem Durchschnittsalter von 26,2 Jahren ist die syrische Bevölkerung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands (44,6 Jahre) besonders jung (Statistisches Bundesamt). Vor dem Hintergrund des fortschreitenden demografischen Wandels und dem damit verbundenen Rückgang des inländischen Erwerbspersonenpotenzials sei die Verjüngung des deutschen Arbeitsmarkts durch die syrische Bevölkerung besonders wertvoll, so das IW Köln.
Zusätzlich sei zu beachten, dass zwischen 2015 und 2023 bereits rund 160.000 Syrer eingebürgert wurden und somit aktuell in der Beschäftigungsstatistik mit ihrer deutschen Staatsangehörigkeit erfasst werden. Damit sei die Relevanz der seit 2015 nach Deutschland eingewanderten Syrer für die Fachkräftesicherung deutlich höher, als mit den vorliegenden Statistiken abgebildet werden könne.
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