KIT-Studie: Managerinnen entlohnen "fairer"

Wovon lassen sich Managerinnen und Manager leiten, wenn sie Gehälter festlegen? Um das herauszufinden, haben Forschende am KIT zwei Studienreihen durchgeführt. Das Versuchsszenario: 500 Studierende des Instituts wurden in "Monteurinnen/Monteure" und "Managerinnen/Manager" unterteilt. Die Monteurinnen und Monteure schraubten 100 Kugelschreiber zusammen und auseinander – eine nervtötende Tätigkeit, die über eine Stunde dauerte. Die Managerinnen und Manager legten dafür ein Gehalt fest, das ihnen angemessen erschien. Sie konnten bis zu 21 Euro vergeben. Ein Teil der Managerinnen und Manager durfte den Rest der 21 Euro für sich behalten, bei den anderen wanderte der Rest der 21 Euro zurück in den Forschungstopf.
Managerinnen entscheiden selbstloser
Nicht nur das jeweilige Anreizsystem (Forschungstopf oder eigene Tasche) hat einen Einfluss auf die Lohnhöhe. Die geschlechtsbezogenen Unterschiede sind bei den Gehaltsentscheidungen besonders signifikant: Die Manager zahlten im Schnitt nur 7,59 Euro, wenn sie den restlichen Teil der 21 Euro für sich behalten konnten. Wenn der Rest im Forschungstopf landete und sie nicht selbst profitierten, erhielten die Monteurinnen und Monteure 11,10 Euro – ein Unterschied von 46 Prozent. Die Entscheidungen der Managerinnen waren deutlich konsistenter: 8,54 Euro landete durchschnittlich bei den Monteurinnen und Monteuren, wenn sie den Rest bekamen. Gingen sie zugunsten der Forschung leer aus, befanden sie einen Montagelohn von 9,44 Euro für angemessen.
Sind Frauen selbstloser?
"Diverse Studien beobachten, dass Frauen selbstloser und moralischer entscheiden als Männer. Wir waren allerdings geschockt, wie drastisch die Diskrepanz hier ausfiel", so Nora Szech, Professorin für Politische Ökonomie am Institut für Volkswirtschaftslehre des KIT und Autorin der Studie, die sie gemeinsam mit David Huber und Leonie Kühl aus ihrem Team durchführte. Die Studie deute darauf hin, dass Diversität in den Führungsetagen wichtig sei, wenn die Atmosphäre in einem Unternehmen wertschätzend sein und Lohnungleichheit begrenzt werden solle.
Eigennutz sticht Arbeitserfahrung
In einer zweiten Versuchsreihe untersuchten die Forschenden, ob sich die Entscheidungen verändern, wenn die Testpersonen vorher eine gewisse Erfahrung mit der Aufgabe haben. Die Managerinnen und Manager mussten vor der Gehaltsentscheidung selbst einen Stift montieren und demontieren. Das Ergebnis: Landete der Rest der 21 Euro nach Abzug des Montagelohns im Forschungstopf, erhöhte sich die Vergütung erheblich. Im Gegensatz dazu blieben sie auf einem niedrigen Niveau, wenn die Gehaltsentscheiderinnen und -entscheider den Rest selbst einstrichen. Persönliche Erfahrung mit einer Aufgabe erhöhe also möglicherweise die Wertschätzung für Beschäftigte, aber könne nicht dem Egoismus im Management entgegenwirken, heißt es in der Studie.
Studiendesign: Isoliertes Szenario
Die Forschenden räumen in ihrer Studie zwar ein, dass in ihrem Versuchsszenario die Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung stark vereinfacht ist. In der Praxis kommen viele andere Faktoren hinzu – beispielweise der Marktvergleich für eine bestimmte Arbeit oder die Möglichkeit zur Lohnverhandlung. Da es sich um eine Studierendenstichprobe des Karlsruher Instituts für Technologie handelt, sind die Ergebnisse nicht repräsentativ. Dennoch sind sie für die Debatte um ein faires Gehalt relevant: Das KIT ist eine Kaderschmiede für DAX-Vorstandsvorsitzende – viele CEOs haben hier studiert.
Die Studie "Setting Adequate Wages for Workers: Managers' work experience, incentive scheme and gender matter" von Nora Szech, Leonie Kühl und David Huber ist hier kostenfrei verfügbar.
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